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0425 - Asmodis jagt den Schatten

0425 - Asmodis jagt den Schatten

Titel: 0425 - Asmodis jagt den Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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besessen, und dann hatte er angefanen, sich damit zu beschäftigen.
    Maurice hatte sich auf sein Bett gelegt. Noch während er darüber nachdachte, wie sie sich des Fremden bei seiner Rückkehr erwehren konnten, schlief er ein. Die geistige Anstrengung der Nacht, das konzentrierte Aufnehmen von Wissen für sein Studium, hatten ihn doch stärker erschöpft, als er sich hatte eingestehen wollen.
    Im Zimmer nebenan fand auch Angelique lange keine Ruhe. Die Sechzehnjährige grübelte ebenfalls. Sie sah den Fall nicht ganz so nüchtern wie Maurice. Sie glaubte zwar nicht an Zauberei und hielt die unsichtbare Sperre für einen technischen Trick oder Hypnose - eher letzteres, aber daß der Fremde so heftig auf das geweihte Kruzifix und die Bibel reagiert hatte, gab ihr doch zu denken. Eigentlich hatte sie diese Wirkung nicht einmal erwartet, als sie ihn damit angriff. Aber nachdem er sich als Asmodis ausgab, der bekanntlich so etwas wie ein Teufel war, hatte es ihr in den Fingern gejuckt, ein probates Anti-Höllen-Mittelchen einzusetzen. Die ihm an den Kopf geworfene Bibel, ein annähernd zwei Kilo schweres, reichhaltig illustriertes Prachtstück und der Stolz der Familie, hätte ihm so oder so zu schaffen gemacht.
    Nun, vielleicht gab es noch ein paar Dinge, die man ihm überbraten konnte, wenn er zurückkam. Er sollte wissen, daß man sich lieber nicht mit Angelique Cascal anlegte. Sie war schon mit ganz anderen Typen fertig geworden, die zudringlich werden wollten. Immerhin war sie ein junges und durchaus hübsches Mädchen, und viele Männer hielten sie für jagdbares Wild.
    Sie hatte schon des öfteren überlegt, ob sie die Schwäche der Männer für hübsche Mädchen nicht ausnutzen und Geld damit verdienen sollte. Aber sie konnte sich nicht dazu durchringen. Gebrauchen konnten sie mehr Geld allemal. Was Yves heranschaffte, reichte gerade so, und er würde sich auch nicht sein ganzes Leben lang mit seinen kleinen Gaunereien durchbeißen können. In den Slums von Baton Rouge wurde man entweder bald ganz groß; was Skrupellosigkeit voraussetzte, die Yves nicht besaß, oder man ging recht bald unter. Noch nahm der Schatten eine Sonderstellung ein. Aber wie lange würden die Bosse ihn noch tolerieren?
    Er sollte eine vernünftige Arbeit annehmen, dachte Angelique. Aber das war schwer. Yves hatte keine vernünftige Ausbildung, und in seinem Alter als Lehrling irgendwo anzufangen? Manchmal nahm er Gelegenheitsjobs an, aber die währten höchstens ein paar Tage und brachten nicht viel Geld. Für einen Neger aus dem Hafenghetto gab es keine Arbeit.
    Am besten war da noch Maurice dran, trotz seiner Contergan-Schädigung. Er war hochintelligent, und er sah zumindest äußerlich wie ein Weißer aus. Angelique war die Mischung zwischen den beiden.
    Sie stellte fest, daß ihre Gedanken immer wieder abglitten. Sie sorgte sich um Yves. Der Unheimliche jagte ihn. Weshalb? Man mußte etwas dagegen tun, ihn in seine Schranken verweisen.
    Wenn er sich als Teufel ausgab -nun, so sollte er auch teuflischen Ärger bekommen, wenn er zurückkam.
    Als Angelique nach einer halben Stunde unruhigen Schlafes hochschreckte, war er da…
    ***
    Mit gleichmäßiger Geschwindigkeit rollte der Zug durch die nicht besonders abwechslungsreiche Landschaft. Wälder, Ebenen, Sumpfzonen, kleine Seen. Hin und wieder die Dächer von Häusern, die sich nahe der Bahnstrecke zu kleinen Dörfern zusammenballten. Hier eine Brücke, dort eine Brücke. Autos, die vorbeizischten - schnelle Personenwagen, bullige Trucks. Dann wieder menschenleere Landschaft.
    Allmählich tauten die drei Hobos auf. Sie hatten ihr Gepäck geöffnet und frühstückten - allerdings recht wenig. Offenbar hatten sie am Tag zuvor oder in der Nacht kaum etwas beiseiteschaffen können, wo auch immer sie übernachtet hatten. Der Mann mit dem Messer hielt Yves eine halbvolle Brandyflache entgegen. Cascal wehrte lächelnd ab. »Nimm’s mir nicht übel, Mann. Ich weiß es sehr zu schätzen, aber ich brauche heute noch einen klaren Kopf, okay?«
    »Ein Schluck wird dir schon nicht schaden«, brummte der Hobo. »Da, nimm ruhig.« Er stieß Cascal an.
    Der nahm die Flasche jetzt, trank etwas und reichte sie zurück. Der hochprozentige Stoff brannte in seiner Speiseröhre. Offenbar hatte der Hobo das Zeug von einem Schwarzbrenner, der es mit den Vorschriften nicht so genau nahm.
    Die drei waren auf dem Weg nach Norden, um in Kansas ihr Glück als Erntehelfer zu versuchen. Gelegenheitsarbeit. Heute

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