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0425 - Das Mädchen und die Todesperlen

0425 - Das Mädchen und die Todesperlen

Titel: 0425 - Das Mädchen und die Todesperlen Kostenlos Bücher Online Lesen
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bis ins östliche Brooklyn, wo die blauen Wasser der Jamaica Bay an die grasigen Ufer der Halbinsel lecken. Von dem mächtigen Interchange Highway 27 A, der sich wie ein endloser, mehrspuriger Asphaltwurm durch den Bundesstaat New York windet, biegt hinter dem Canarsie Beach Park eine schmale Sackgasse zum Wasser hin ab.
    Raffert parkte hinter dichten, mannshohen Büschen. Bienen summten. Zitronenfalter taumelten über die sommerliche Blumenpracht.
    Es war eine einsame Stelle. Raffert stieg aus, ging zum Ufer und blickte sich um. Weiter oben lag ein Strandbad. Weit entfernt. Der Lärm von aufgedrehten Kofferradios und kreischenden Kindern vermischte sich zu einem Geräuschbrei, der nur schwach bis hierher drang.
    Raffert suchte die ganze Umgebung ab. Schließlich war er sicher, daß sich niemand in der Nähe befand.
    Alles weitere ging rasch. Der Tote wurde aus dem Kofferraum gezerrt und über den Grasstreifen geschleift, der den Weg vom Wasser trennt.
    An einer Stelle, wo Trauerweiden ihre biegsamen Äste weit über das Wasser hängen, klatschte die Leiche ins Wasser. Es war nicht sehr tief, aber Raffert manövrierte so lange mit einem langen Stock, bis der Tote vom Ufer aus *** nicht mehr zu sehen war.
    Zum Wenden war kein Platz. Rückwärts fuhr der Mörder bis zum Highway zurück. Dann schluckte ihn der vorbeirollende Verkehr.
    Eine knappe Stunde später war Hempstead erreicht.
    Raffert fuhr durch den kleinen Ort, erreichte die Ausfallstraße nach Osten, verminderte die Geschwindigkeit und hielt nach dem Friedhof Ausschau. Er lag, wie beschrieben, auf der linken Seite. Schwarze und graue Grabsteine mit goldener Inschrift wärmten sich im braunen Licht der Nachmittagssonne. Nahe der niedrigen Umfassungsmauer ragte ein lackschwarzer Obelisk wie ein drohend erhobener Zeigefinger empor.
    Genau gegenüber, auf der anderen Seite der Straße, lag das Haus.
    Es stand einsam und war von einem kleinen Garten umgeben. Hagebuttensträucher bildeten ein dorniges Spalier bis zum Eingang.
    Langsam fuhr der Mörder an dem Gebäude vorbei. Es war ein Flachbau mit grünen Fensterläden.
    Hundert Schritt weiter trat Raffert auf die Bremse. Er kurbelte die Seitenscheiben hoch, zog den Zündschlüssel ab und öffnete das Handschuhfach. Hinter einem Stapel Autokarten und einem Paar schweinslederner Handschuhe lag eine belgische Parabellum-Pistole vom Kaliber neun Millimeter. Eine Griffschale der schweren, brünierten Waffe war zerbrochen. Um den Teilen einen Halt zu geben, hatte Raffert einen breiten Leukoplaststreifen mehrfach um den Griff gewunden, der dadurch dicker und unhandlicher geworden war.
    Mit der Waffe im Gürtel stieg Raffert aus.
    Als er zum Haus zurückging, rollte ein grüner Buick an ihm vorbei. Hinter dem Lenkrad saß ein schwitzender fetter Mann, der mit verbissener Konzentration auf die Straße starrte.
    Vor der Eingangstür horchte Raffert einen kurzen Augenblick, dann preßte er den Daumen auf die Klingel. Im Haus kreischte eine Glocke auf. Nach einer Weile näherten sich schlurfende Schritte. Die Tür wurde aufgezogen, und Raffert stand vor einem gebeugten alten Mann, der ihn durch eine Nickelbrille anstarrte.
    Der Mörder grinste breit. »Ich möchte zu Miß Flynn.«
    »Da kann ich Ihnen leider nicht helfen.« Der Alte rückte die Brille gerade. »Miß Flynn wohnt nicht mehr bei mir.« Rafferts Grinsen erlosch. »Seit wann nicht mehr?«
    Der Alte räusperte sich. Er lächelte freundlich, war aber ein bißchen verlegen. »Entschuldigen Sie, Sir. Aber darf ich fragen, warum Sie… Miß Flynn hat mich nämlich gebeten, ihre neue Adresse für mich zu behalten.«
    »Aber Sie kennen die Adresse?«
    »Natürlich. Ich mußte ihr doch die Briefe von ihren Freunden nachschicken. Sie gehören nicht zu ihren Freunden, nicht wahr?«
    Raffert entschloß sich zu einem Bluff. Es war eine rasche, kaum überlegte Handlung.
    »Ich bin FBI-Beamter.« Er zerrte eine Privatdetektiv-Lizenz aus der Tasche. Er hatte sie vor Jahren einem Sterbenden gestohlen, dem ein Gangster im East End vier Kugeln in die Brust gejagt hatte. Die Lizenz sah sehr amtlich aus. Einfache Leute ließen sich damit bluffen.
    Für Sekundenbruchteile hielt Raffert dem Alten die in einer Klarsicht-Hülle steckende Legitimation hin. »Ich brauche Miß Flynns Adresse. Die Frau kommt als Zeugin bei einem Verbrechen in Frage.«
    »Na, wenn das so ist… Sie wohnt jetzt in Los Angeles. Culver City. Venice Boulevard 204.«
    Raffert zückte Bleistift und Notizbuch und

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