0426 - Das Ding auf dem Mond
Paralysator. Er suchte die bezeichnete Stelle mit den Blicken ab.
Nach einiger Zeit erkannte er schemenhaft den schwarzgrauen, bärengroßen Körper, die hochgestellten spitzen Ohren und hörte sogar das hastige Atmen des Tieres.
Das war kein Eiszeitwolf, sondern ein Amphicyon, ein Riesenwolf, der eigentlich mit dem Pliozän ausgestorben sein sollte. Offensichtlich hatte sich diese Art bis in die ausklingende Eiszeit hinübergerettet. Das Raubtier war groß wie ein Kalb.
Jetzt entblößte es sein Gebiß, lange scharfe Reißzähne schimmerten gelblich. Ein drohendes Knurren drang aus der Kehle des Wolfes.
Rhodan legte den Paralysator an, ließ ihn aber wieder sinken, als das Raubtier sich lautlos zurückzog. Es mußte die drohende Gefahr instinktiv gefühlt haben. Phantastisch, wie sicher die Instinkte der Tierwelt auf dieser Zeitebene funktionierten.
Das Tier wird von der anderen Seite angreifen! warnte Whisper.
Perry Rhodan drehte sich nach links - und sah einen dunklen gestreckten Schatten auf sich zufliegen. Der Paralysator knisterte, als die Schockenergie vom Abstrahlfeld aus dem Lauf gejagt wurde. Rhodan warf sich zur Seite und wurde noch von dem stürzenden Körper gestreift.
Das war knapp.
Ich hatte die Schnelligkeit des Tieres unterschätzt.
Entschuldige, Perry.
Perry lachte.
Er richtete sich auf und besah sich das paralysierte Tier. Es lag starr, als wäre es steifgefroren. Nur das Funkeln der gelben Augen zeugte davon, daß es noch lebte und alles wahrnahm, was um es herum vorging.
„Tut mir leid", sagte Rhodan. „Aber du hast mir keine Wahl gelassen." Sind noch andere Raubtiere in der Gegend, Whisper?
Keine Raubtiere, kam es zögernd zurück. Kleine, hilflose Wesen, Perry - unter dem Felsen! Ich spüre gierige Erwartung.
Perry Rhodan zog die Brauen hoch. Er besah sich den Wolf noch einmal und sah erst jetzt die prall gefüllten Zitzen.
Eine Wölfin!
Oh, dann sind das unter dem Felsen ihre Kinder?
Ihre Jungen, ja. Ich werde nachsehen.
Er schob die Waffe ins Gürtelhalfter zurück und machte sich an den Abstieg. Whisper dirigierte ihn, als er unten angelangt war, und bald hatte er den Eingang zum Wolfslager gefunden: eine Höhle, aus der ihm scharfer Raubtiergeruch entgegenschlug.
Etwas bewegte sich da drinnen. Rhodan schaltete die flache Lampe an, die am Brustteil seiner Kombination befestigt war. Gelblich glühende Augen reflektierten das Licht. Sie gehörten einem jungen Wolf, der auf wackligen Beinen hinter dem Höhleneingang stand und leise winselte. Das Winseln fand mehrere Echos im unsichtbaren Hintergrund der Höhle.
Rhodan griff nach dem Jungwolf, zog aber die Hand hastig zurück, als das Tier die Ohren anlegte und drohend fauchte.
„So klein und schon so frech", sagte er amüsiert und stand auf. „Nun, dann werde ich mich wohl oder übel um deine Mutter kümmern müssen."
Was hast du mit ihr vor, Perry?
Ich muß ihr eine Anti-P-Injektion geben, sonst laufen die Jungen vor Hunger weg und werden das Opfer anderer Raubtiere.
Er kletterte zum zweitenmal auf den Felsen. Die Wölfin lag noch so da, wie er sie verlassen hatte.
Rhodan öffnete den Verschluß am Griffstück des Paralysators, zog eine selbstinjizierende Ampulle mit dem Gegenmittel heraus und wollte sie dem Tier gegen den Hals pressen. Doch das Fell war so dicht und hart, daß er nicht bis zur Haut vorgedrungen wäre. So drückte er die Ampulle schließlich gegen die heraushängende Zunge des Tieres. Danach machte er kehrt und kletterte schleunigst hinunter.
Er schlug sich ins Gebüsch, als er die Wölfin knurren hörte. Eine weitere Flucht wäre im Moment unklug gewesen, deshalb wartete er mit der Waffe in der Hand ab.
Aber die Wölfin trottete nur vom Felsen, schüttelte sich einmal und verschwand in der Höhle. Sie war wohl noch zu benommen, um an Verfolgung zu denken.
Perry Rhodan schüttelte den Kopf und schlug die Richtung zum Nullzeit-Deformator ein. Es war doch zu leichtsinnig gewesen, sich allein in die Wildnis zu wagen. Angenommen, er käme auf dieser Zeitebene um, würde das wahrscheinlich zu unvorhersehbaren Komplikationen in der Jetztzeit führen.
Ich habe es! meldete Whisper plötzlich.
Rhodan blieb stehen und fragte verwundert: Was hast du?
Den Grund dafür, daß wir diese Zeitebene nicht verlassen können, Perry.
Der Grund ist ein Antihyperdimensionales Kraftfeld, denke ich?
Nein, das ist die Ursache dafür, daß der Deformator nicht arbeitet. Der Grund liegt ganz woanders. Du hattest die
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