0426 - Gangster in feiner Gesellschaft
sie ihrem Vater kaum widersprechen.
»Mr. Barnes«, sagte ich, »wer war der zweite Mann, der zusammen mit Alfons Girardet in diesem Haus einbrechen wollte?«
Barnes murmelte halblaut vor sich hin und suchte nach der Whiskyflasche. Die Haushälterin stand auf und schenkte ihm ein. Phil, der bis dahin geschwiegen hätte, erhob sich. Er sah Barnes nicht an, während er sprach.
»Girardet, den Sie erschossen haben, war ein Fachmann auf seinem Gebiet. Für ihn war ein Schloss, auch das komplizierteste, nur eine Frage der Zeit. Sein Werkzeug und seine Finger öffneten ihm alle Türen. Lieutenant Breasted und seine Männer haben dieses Werkzeug nicht bei ihm gefunden. Es lag in seiner Garage unter ein paar alten Säcken versteckt. Er brauchte es also nicht, er hatte nämlich die richtigen Schlüssel.«
»Ich verstehe Sie nicht, G-man! Wollen Sie eigentlich den Mann fangen, der mich niedergeschlagen hat, oder wollen Sie mir die ganze Nacht haltlose Verdächtigungen an den Kopf werfen?«
Die beiden Frauen sahen mich an. In ihre Gesichter trat Angst. Ich hatte das Gefühl, der Wahrheit ganz nahe zu sein, aber sie glitschte mir durch die Finger wie Schmierseife. Barnes schielte nach dem Telefon, und ich deutete seinen Blick so, dass er in spätestens zwei Minuten seinen Anwalt rufen würde.
Ich beschloss, meine Zeit nicht länger zu verschwenden.
***
Draußen, vor dem Gartentor, standen zwei Cops.
»Passt gut auf, Kollegen!«, sagte ich. »Ich muss mich auf euch verlassen können!«
Als ich den Jaguar auf die Fahrbahn schießen ließ, blinkten hinter uns Scheinwerfer.
»Ist es der Nash?«, fragte ich.
»Ein Mercury.« Phil heftete seine Blicke an den Rückspiegel. An der nächsten Kreuzung bog der Wagen rechts ab. »Der fährt jetzt nach Hause und legt sich ins Bett.«
»Nur keinen Neid!« Ich hielt in der Park Avenue.
»Kommst du mit?«, fragte ich. Der Motor surrte leise unter der Haube. »Ich habe einen Bärenhunger.«
»Was du für eine Gewitterwolke hältst, ist mein Magen!«
Ein Mercury stoppte hinter mir. Ich achtete nicht darauf.
Der Mahn hinter mir stieg aus.
Mein Fuß rutschte erst von der Kupplung, als die Tommy Gun in seiner Hand auf blitzte. Der Jaguar schoss nach vorn wie eine Rakete. Das Licht der Ampel zeigte immer noch rot. Ich wich einem Wagen aus, der von links auf mich zuraste. Um Haaresbreite wischte er hinter meinem Heck vorbei. Erst dann lehnte sich der Fahrer auf den Hupenring. Ob aus Schreck oder Protest, ich weiß es nicht, denn er jagte weiter. Ich trat auf die Bremse und riss gleichzeitig die Tür auf. Phil zog den Kopf ein und sprang auf der anderen Seite hinaus.
Mit gezogener Waffe jagten wir quer über die Kreuzung zurück. Die Ampeln sprangen von rot auf grün. Der Mann aus dem Mercury war wieder in seinen Wagen gekrochen. Ich lief von vorn auf ihn zu, darauf gefasst, die Tommy Gun aus einem Seitenfenster rattern zu hören. Ein paar späte Fußgänger drückten sich ängstlich an die Häuserwände, als sie mich mit der Special in der Hand daherkommen sahen. Ich zögerte noch. Dem Burschen die Windschutzscheibe zu zerschießen, war der größte Gefallen, den ich ihm tun konnte, denn dann hatte er freies Schussfeld. Doch er hatte es gar nicht darauf abgesehen, mein Eigengewicht durch ein paar Unzen Blei aus dem Magazin seiner Tommy Gun hinauf schnellen zu lassen.
Der Mercury ruckte an. Die beiden Scheinwerfer des Wagens wuchsen mir rasend schnell entgegen. Ich schlug einen Haken nach links, aber ich blieb im Lichtkegel. Er wollte mich auf die Hörner nehmen!
Phils Stimme schrillte lauter als das Heulen des Motors. Ich hörte nicht darauf. Zwei oder drei Sekunden hatte ich noch Zeit. Ich lief weiter nach links. Im letzten Augenblick warf ich mich nach rechts. Ich landete auf dem Asphalt und schürfte mir die Handflächen und die Knie auf. Sofort griff ich wieder nach meiner Smith & Wesson. Der Mercury rauschte mit singenden Reifen an mir vorbei.
»Hast du die Nummer?«
Ich schüttelte den Kopf. Es war alles viel zu schnell gegangen.
»Die letzte Ziffer ist eine Drei«, sagte Phil. »Ein New Yorker Kennzeichen.«
Die Zuschauer wagten sich wieder aus den Schatten der Einfahrten und Haustüren. Ihre Zahl wuchs auf ein gutes Dutzend an. Sie schauten immer noch scheu zu uns herüber und begriffen nicht recht, was hier vor sich gegangen war. Wir überquerten die Kreuzung und quetschten uns in den Jaguar.
»Was hast du vor?«
»Wir fahren jetzt zu Barnes zurück.«
***
Jeff
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