0426 - Gangster in feiner Gesellschaft
schüttelte die Rfegentropfen von seiner Hutkrempe. Dann lehnte er sich an einen Laternenpfahl und zählte seine Barschaft: zwei Dollar und dreiundfünfzig Cent. Langsam schlenderte er weiter.
Das Reklameschild einer Imbissstube lockte ihn. Durch das Fenster warf er einen scheuen Blick. Der Wirt wischte mit einem nassen Tuch die Kunststoffplatte eines Tischchens. Gäste gab es nicht. Als er die Tür aufstieß, fächelte ein Duft von Würstchen und Hamburgers um seine Nase.
»Hotdogs!«, verlangte Jeff und stopfte dann das Essen in sich hinein. Der Wirt drehte sich um. Jeff warf einen Blick auf die Registrierkasse. Dort lag wahrscheinlich die Tageseinnahme.
»Zahlen!«, rief Jeff.
Der Wirt kam eilfertig heran, Jeff erhob sich.
»Macht vierundsechzig Cent!«
Jeff wirbelte herum, fasste den Mann mit der Linken und drückte ihm die Hand auf die Lippen. Er beglich die Rechnung mit einem Schlag, der den Wirt schlafen legte. Langsam ließ er den Mann auf den Fußboden gleiten. Draußen in der Küche hatte man nichts bemerkt, das Schiebefenster blieb unten. Die Kasse am rechten Ende der Theke bot einige Schwierigkeiten. Jeff drückte auf verschiedene Knöpfe. Als er endlich den richtigen erwischte, klingelte es. Er fuhr zusammen und sagte sich erst einen Augenblick später, dass dieses Geräusch den Leuten in der Küche vertraut sein musste. Hastig raffte er die Scheine aus einem Fach zusammen. Ein feuchter Luftzug ließ ihn zusammenzucken.
In der Eingangstür stand Andy Tucker und starrte auf die Beine des Wirts, die unter einem Tisch hervorlugten. Andy war kein Neuling mehr und reimte sich in Sekundenbruchteilen zusammen, was hier geschehen war. Er ließ die Türklinke fahren und wandte sich zur Flucht. Er hatte wenig Lust, eins von Jeffs Messern zwischen die Rippen zu bekommen.
Jeff erkannte die Gefahr ebenso schnell wie Andy. Mit einem letzten Griff raffte er eine Handvoll Kleingeld und stürzte zur Tür. Er blickte nach links und rechts, sah den Strolch nicht mehr und entschied sich für rechts. Das war die Richtung zur Bowery. Aber er hatte sich getäuscht. Er war noch keine zwanzig Yards gelaufen, als hinter ihm ebenfalls jemand zu rennen anfing. Andy hatte nicht die Nerven gehabt, lange genug warten zu können, sonst wäre er unentdeckt geblieben. Jeff schwang mitten im Lauf auf dem Absatz herum und hetzte dem Tramp nach.
Andy hatte Pech. Er stolperte über die vorspringende Stufe eines Eingangs, fuchtelte noch eine Sekunde mit den Armen in der Luft herum und landete schließlich im Rinnstein. Andy hob die Arme über den Kopf und wusste, dass es vergeblich war. Er hörte das Tappen der Schritte auf dem nassen Asphalt und ahnte das Messer, das seinem verpfuschten Leben ein Ende bereiten würde. Mit einer letzten Anstrengung seiner Muskeln wälzte er sich zur Seite.
Jeff rutschte aus. Mit dem Instinkt des gejagten Tieres erkannte Andy seine Chance. Er taumelte hoch und rannte davon, wie ein Hase bei der Treibjagd. Wieder hörte er hinter sich das Klatschen von Sohlen auf dem Asphalt, doch sein Verfolger schien nicht mehr in der gleichen Form zu sein. Vielleicht hatte er bei dem Sturz sein Teil abbekommen.
Als er das Schild eines Polizeirevier sah, jagte er durch den Eingang, riss die nächstbeste Tür auf, hechtete mit einem Panthersatz über die Barriere und landete in der Ecke neben einem Aktenschrank.
»Jeff…«, keuchte er außer Atem, als ihn der überraschte Blick eines Cops traf.
***
Jeff Müller drückte sich einen Augenblick in die Nische, die die vorspringende Wand eines Hauses bildete. Andy freiwillig auf einem Polizeirevier… Der Gedanke war zum Lachen. Doch Jeff war nicht zum Lachen zumute. In wenigen Augenblicken würden die Cops aus jener Tür quellen, nach allen Seiten ausschwärmen und nach ihm Ausschau halten. Er lief, was seine Beine hergaben.
Die Hand eines Polizisten auf seiner Schulter bedeutete das Ende. Für ihn gab es keine Gnade. Der Polizist in der Bowery, den er niedergestochen hatte… Er wusste nicht, was aus dem Mann geworden war. Sie würden ihn gnadenlos jagen. Jeff rannte.
Als seine Knie weich zu werden begannen, duckte er sich in den Schatten einer Einfahrt. Sein Atem ging stoßweise, seine flache Brust hob und senkte sich im gleichen Rhythmus. Seine zitternden Finger griffen in der Tasche nach einer zerbröselten Zigarette. Das Streichholz flammte auf und verlosch sofort wieder. Jeff sog den Rauch, mehr Papier als Tabak, in die Lungen.
Er ließ sich nicht lange
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