0426 - Gangster in feiner Gesellschaft
guttun. Und jetzt berichten Sie, Mammie, was hier vorgefallen ist. Von Anfang an, bitte!«
Sie bemühte sich weiterhin um Barnes, während sie erzählte. Ihr Bericht war ausführlich und klarer als der Lindas, die zu aufgeregt war.
»Und wo sind Mrs. Barnes und Renner jetzt?«
Sie zuckte die Achseln.
»Warum hat Renner die Tür wieder abgesperrt, als er Sie verließ?«
»Er sagte, es wäre besser, wenn ich dem Gangster nicht in die Hände liefe.«
Das war eine seltsame Geschichte, die mir Renner würde erklären müssen. Er war mit der Frau einfach auf und davon gelaufen, ohne sich um die anderen zu kümmern. Selbst wenn er in der ersten Panik nur den einen Gedanken an Flucht gehabt hatte, musste er inzwischen wieder zu sich gekommen sein und die Polizei angerufen haben.
Phil deutete stumm auf das Telefon. Ich wählte die Nummer des nächsten Reviers und erfuhr, dass man dort keine Ahnung von dem Überfall hatte. Also hatten sich Renner und die Frau nicht mit der Polizei in Verbindung gesetzt.
»Buckany kann sie bei ihrem Fluchtversuch geschnappt haben«, sagte Phil leise, sodass die anderen es nicht hören konnten. Aber ich glaubte nicht recht daran. Warum hatte der Chauffeur die Haushälterin wieder eingesperrt? Die Geschichte ging mir dauernd im Kopf herum.
***
Das Telefon rasselte. Ich ging hin und nahm den Hörer ab. Niemand meldete sich, aber ich hörte deutlich jemanden atmen. Nach ein paar Sekunden wurde wieder aufgelegt.
»Er weiß jetzt, dass wir hier sind«, bemerkte ich zu Phil.
Linda Barnes schauderte. Sie hatte begriffen. »Glauben Sie, dass er zurückkommen wollte, Agent Cotton?«
»Sie brauchen keine Angst zu haben, Miss Barnes. In einigen Minuten werden zwei Cops vom Revier hier sein, die das Haus nicht aus den Augen lassen. Würden Sie einen Augenblick mit mir kommen? Ich möchte Ihnen etwas zeigen!«
Sie sah mich unsicher an, folgte mir aber dann doch. Ich führte sie hinauf in den ersten Stock.
»Das ist das Schlafzimmer meiner Stiefmutter«, erklärte sie, als ich sie in das Zimmer führte, wo jemand im Nachttisch herumgesucht hatte.
»Was war in der Schublade?«
Sie sah mich erstaunt an.
»Wie soll ich das wissen? Sie ist meine Stiefmutter, aber wir verstehen uns nicht gerade glänzend. Ich habe nie in ihren Sachen herumgeschnüffelt.«
Im Flur zeigte ich ihr das losgerissene Brett. Sie schaute mich verständnislos an.
»Das ist ein Versteck«, erklärte ich ihr. »Haben Sie davon gewusst?«
»Nein. Wer sollte es angelegt haben? Was ist hier eigentlich los, Agent Cotton?«
Unten im Erdgeschoss öffnete sich eine Tür. Ich hörte einen Pfiff, den Phil ausstieß.
»Kommen Sie«, sagte ich.
Francis Barnes saß jetzt aufrecht in seinem Bett und tastete an seinem Kopf herum.
»Wie fühlen Sie sich, Mr. Barnes? Können Sie auf meine Fragen antworten?«
Er zuckte die Achseln. »Fangen Sie schon an, G-man!«
Ich erfuhr lediglich, was ich schon wusste. Nämlich, dass Buckany ihn niedergeschlagen und in ein eigenes Kellerabteil eingesperrt hatte.
»Wie erklären Sie sich, dass der Gangster Sie von der Familie getrennt, den Chauffeur aber bei den Frauen gelassen hat?«
Sein Gesicht bekam ein bisschen Farbe. »Was weiß ich, was diese Burschen denken?« Er fuhr sich wieder mit der Hand über den Schädel und sank in sein Kissen zurück. »Ich weiß es nicht. Sie sollten sich lieber damit befassen, ihn endlich zu kriegen!«
»Wird prompt besorgt«, versprach ich. »Aber nicht in den nächsten fünf Minuten. Was war in dem Versteck hinter der Wandtäfelung?«
Er drehte sich auf die andere Seite, wo ein Rest Whisky in einem Glas auf dem Nachtschrank stand. Er trank ihn aus, ehe er sich wieder uns zuwandte.
»Ich weiß von keinem Versteck. Wo soll das sein?«
Ich zündete mir eine Zigarette an.
»Mr. Barnes, wo ist Ihr Sohn?«
Er sah mich erstaunt an. »Sie stellen komische Fragen. Was hat das mit dieser Geschichte hier zu tun?«
»Es ist üblich, dass die Polizei die Fragen stellt, Mr. Barnes!«
»Na, gut. Er lief weg, vier Wochen, nachdem ich meine jetzige Frau geheiratet hatte. Er hat sich eine Zeit lang als Reporter versucht, aber dann hörte ich nichts mehr von ihm. Er hat die Stelle wieder aufgegeben.«
»Warum?«
»Seine Freunde waren nicht die besten. Das alte Lied… Er kam in schlechte Gesellschaft. Seit fünf Jahren habe ich nichts mehr von ihm gehört.«
Ich bereute, vorhin nicht Linda danach befragt zu haben, als ihr Vater noch bewusstlos war. Jetzt würde
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