0426 - Gangster in feiner Gesellschaft
Zeit, drei oder vier Züge vielleicht. Dann ging er weiter, den Kragen hochgeschlagen, den Hut tief in die Stirn gedrückt.
Er wusste nicht, wo er das Geld aus der Kasse gelassen hatte. Statt es in die Tasche zu stecken, hatte er es in der Hand behalten. Und dann hatte er irgendwann die Finger geöffnet. Andy hatte ihn gesehen, und das ärgerte ihn noch mehr. Er war in das Polizeirevier gerannt, und das ärgerte ihn noch viel mehr.
Jeff ging zu dem einzigen Platz zurück, wo er hoffen konnte, ein paar Bucks zu erwischen. Wenn es ihm gelang, den Chauffeur und die Frau zu vermeiden, konnte er Erfolg haben. Er hoffte auf ein paar Stunden Schlaf. Schließlich kannte er sich dort aus, in jedem Winkel.
Die Straße war leer. Kein Wagen vor dem Hause. Die Fenster lagen dunkel, bis auf einen schwachen Schein aus der Diele. Er ertappte sich dabei, dass seine Hände zitterten. Zu lange hatte er die gewohnte Spritze entbehren müssen. Er griff nach dem Messer in seinem Gürtel. Es war das Letzte, das er besaß.
Auf der Rückseite des Hauses öffnete er das Kellerfenster, Jeff wagte nicht, Licht zu machen, aber er kannte auch so jeden Tritt. Die Tür in die Diele stand einen Spaltbreit offen. In dem großen Raum brannte eine einzelne Lampe und verbreitete ein trübes Licht. Der junge Mann schlich sich auf Zehenspitzen in Barnes Arbeitszimmer. Er tastete sich an der Wand entlang und nahm von einem Nagel eine belgische FN. Das Magazin war gefüllt, und er steckte die Pistole in die Tasche.
Hinter der Küchentür drang das gedämpfte Murmeln von Stimmen hervor. Jeff löschte das Licht auf dem Gang und stieß sie auf. Die beiden Frauen schrien überrascht auf.
»Hört mit dem Geschrei auf! Ich will euch nicht mehr belästigen. Aber ich brauche alles Geld, das im Haus ist!«
Mammie stand auf und ging hinaus. Sie benahm sich, als müsse es so sein.
»Ich habe keins mehr.« Linda sagte es müde. »Vor dir war schon ein anderer hier.« Und plötzlich brach es aus ihr heraus: »Kannst du uns nicht in Ruhe lassen?«
»Tut mir leid, Schwesterlein. Es muss sein.« Er sah sie nicht einmal an und zuckte dabei die Achseln. Mammie erschien wieder in der Tür. Ihre Lippen waren verkniffen.
»Gus! Er muss es gewusst haben…«
»Was?«
»… dass ich mein Geld in der Couch versteckt hatte. Er hat es genommen…«
Der junge Mann brach in ein irres Lachen aus.
Draußen auf der Straße erstarb der Motor eines Wagens. Jeff riss die Pistole aus der Tasche. Gleichzeitig schrillte im Schlafzimmer das Telefon. Mammie ging zum Küchenschrank und kam mit zwei Dollarnoten zurück.
»Hier«, sagte sie. »Mein eigenes ist fort. Es waren über zweitausend Dollar. Renner muss mich beobachtet haben. Der Kerl hatte ja nichts zu tun, als im Hause herumzuschnüffeln.«
Jeff schob das Geld in die Tasche und schob die alte Frau beiseite. Ohne ein Wort des Dankes sprang er zur Tür. Aber dort prallte er mit einem Mann zusammen.
Gus Renner packte den jungen Mann beim Kragen. Dessen käsiges Gesicht wurde um einen Schein bleicher. Ohne ihm Zeit zu lassen, drängte der Chauffeur Jeff weiter. Jeff wurde geschüttelt. Er fand sich auf einem Stuhl wieder. Seine Arme hingen erschlafft zu beiden Seiten herab. Aus seinem Mundwinkel rann ein dünner roter Faden.
»Wo ist das Halsband, Bürschchen?«
Jeff gab keine Antwort, nur seine Zähne gruben sich in die Unterlippe. Sein Kopf schwankte hin und her. Renners Hände waren schwer und kräftig. Er hatte es nicht nur eilig, er war vor Wut außer sich.
»Wo ist das Halsband?« Die Stimme drängte. Die linke Hand fasste nach Jeffs Hals, krallte sich in das Fleisch und ließ keinen Zweifel darüber, dass es ernst gemeint war.
Linda hatte sich langsam an Kühlschrank und Herd vorbei geschoben. Als Renner seine Luger umdrehte, erlosch das Licht.
Ein Fluch ertönte, das Scharren von Füßen, das Klatschen einer Hand auf Fleisch, hörten sich schaurig an.
Renner stand an der Tür, als das Licht wieder aufflammte. Seine Augen suchten nach Jeff, aber er war mit den beiden Frauen allein im Raum. Linda drängte sich in die Ecke. Der Chauffeur ging auf sie zu. Drei Schritte noch…
Sie blickte ihm furchtlos in die Augen.
»Renner! Was ist hier eigentlich los? Was ist das mit dem Halsband? Was hat Jeff damit zu tun?«
»Du hast den Verstand eines Schoßhündchens, aber…« Seine Augen setzten den Satz fort.
Auf dem Kies der Auffahrt erklang das Trappen eiliger Schritte. Renner öffnete den Fensterriegel. Mit einem
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