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0426 - Palast der Schattenwürger

0426 - Palast der Schattenwürger

Titel: 0426 - Palast der Schattenwürger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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gegenüber und streckte seine langen Beine aus. Auch er schaute aus dem Fenster, sah die Sonne, die über den Bergen stand und den Schnee des Winters schon weggetaut hatte. In den Tälern begann es zu blühen, nur auf den Bergspitzen lagen noch weiße Hauben. Zum Kloster selbst gehörten auch Felder. Sie wurden von den hier lebenden Männern bestellt, und gerade in dieser Jahreszeit war wieder einiges zu tun.
    Der Bericht umfaßte vier Seiten. Nur wenn Jane umblätterte, erklang ein Geräusch. Ansonsten war es still. Die blonde Detektivin las jede Zeile, beobachtet wurde sie dabei von Ali, dem nicht entging, daß die Frau hin und wieder die Stirn runzelte.
    Der Junge war auf ihren Kommentar gespannt. Er wußte mehr, hatte sich aber bewußt davor gehütet, einen voreiligen Kommentar abzugeben. Erst als Jane die Zeitschrift sinken ließ, blickte Ali sie auffordernd an. »Was sagst du?«
    »Nichts, zunächst.«
    Ali holte tief Luft. »Dieser Bericht ist schlimm, Jane. Sogar sehr schlimm.«
    »Weshalb?«
    »Weil er auf Tatsachen beruht.«
    Jane Collins zeigte sich nicht überrascht. »Das habe ich mir schon gedacht. Drei Tote hat es nicht von ungefähr gegeben. Aber was hat es mit den Schattenwürgern auf sich?«
    Ali legte die Handflächen gegeneinander. »Ich komme aus Marokko, und ich weiß über die Legende der Schattenwürger Bescheid. In diesem Land gibt es viele Märchenerzähler. Einige von ihnen berichten immer wieder von diesen furchtbaren Dschinns, die in einem verfluchten Wüstenpalast gelebt haben und für alle Ewigkeiten verdammt sind.«
    »Wo befindet sich der Palast?«
    »Das weiß wohl niemand. Man sagt, daß ihn die Dschinns geholt haben, um ihn dem Scheitan zu geben. Aber der Teufel stieß ihn fort, er wollte ihn nicht. So hat er ihn wieder zurück auf die Erde geschleudert, zusammen mit den Schatten, die jeden Menschen, der sich dem Palast nähert, erwürgen, wenn sie wollen.«
    »Und wenn sie nicht wollen?«
    Da lachte Ali auf. »Führen sie die Menschen in ein Paradies. Sie gaukeln es ihnen vor. Eine teuflische Fata Morgana entsteht, auf die fast alle reinfallen. Auch die Ermordeten müssen es getan haben.«
    »Die Bilder sind furchtbar«, flüsterte Jane.
    »Ja, aber normal. Die Schatten hinterlassen ihr Zeichen auf der Haut der Toten. Sie wollen damit beweisen, daß mit ihnen noch zu rechnen ist. So jedenfalls erzählt man sich. Wenn ich mir die Toten anschaue, paßt alles zusammen.«
    Jane legte die Zeitung weg. »Du bist doch nicht umsonst zu mir gekommen. Oder nur, um mir den Bericht zu zeigen?«
    »Nein, Jane.« Ali lächelte.
    »Also rück schon mit der Sprache heraus.«
    »Man muß die Schattenwürger stoppen.«
    Die ehemalige Hexe legte die Stirn in Falten. Sie deutete mit dem Zeigefinger dorthin, wo unter der Haut ihr Kunstherz schlug. »Sollen etwa wir es versuchen?«
    »Ich würde mitmachen.«
    »Nein, Ali, das kommt nicht in Frage. Du bleibst hier. Ich auch - vielleicht«, schränkte sie ein.
    Der Junge senkte den Blick. »Ich habe mir schon gedacht, daß du so antworten würdest, deshalb habe ich noch einen zweiten Vorschlag zu machen. Könntest du nicht in London anrufen und John Sinclair Bescheid sagen, damit er sich um die Schatten kümmert?«
    Jane lächelte den jungen Marokkaner an. »Das wäre natürlich eine Möglichkeit.«
    »Tust du es?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Du kannst das ja mit Yakup abstimmen.«
    Jane Collins hob die Schultern. »Ich brauche ihn nicht zu fragen. Vielleicht gibt es noch eine andere Möglichkeit für mich. Was ich dir jetzt sage, Ali, verstehe bitte nicht falsch. Ich bin gern hier, ich bin auch gern bei dir, aber es gibt oft genug Nächte, wo ich wach liege und an die Zeiten denke, wo ich noch keine Hexe war. Da arbeitete ich als Detektivin.« Janes Blick wurde schwärmerisch. »Dann sehe ich es vor mir«, fuhr sie mit leiser Stimme fort. »Mein London, die Themse, Big Ben, den Tower, das viele Grün, die alten Häuser…«
    »Das alles vermißt du hier, nicht wahr?«
    »Ja. Ali, ich habe festgestellt, daß Amerika kein Land für mich ist. Ich gehöre nach Europa, und dorthin möchte ich wieder.«
    Der Junge schluckte. Was ihm Jane mit behutsamen Worten erklärt hatte, war für ihn nicht einfach zu verdauen. Es war ein Schock. Weinen wollte er nicht, dennoch stiegen Tränen in seine Augen. »Weiß Yakup davon?«
    »Ich habe mit ihm darüber geredet.«
    »Wie hat er reagiert?«
    »Yakup ist ein fairer Mensch. Er versteht es, daß man einen Menschen nicht

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