0429 - Der G-man sah den Gangstermord
Möglichkeit. Trotzdem…«
»Fahr lieber etwas langsamer. Hinten das Haus muss es sein.«
Ich ging mit der Geschwindigkeit runter und lenkte den Jaguar an den Straßenrand. Genau vor dem kleinen Haus stoppte ich. Es war die von der Zentrale angegebene Nummer.
Wir stiegen aus.
In diesem Augenblick kam ein Mann die Treppe vom Vorgarten zum Bürgersteig hinunter. Er streifte uns mit einem flüchtigen Blick und ging dann links die Straße hinunter. Der Mann war groß und schlank. Er trug einen weichen Borsalino und eine dicke, schwarze Hornbrille. Er grinste zufrieden, als er mir für einen Augenblick sein grob geschnittenes Gesicht zuwandte.
Mit Phil ging ich durch den Vorgarten und klingelte an der Haustür. Bereits nach wenigen Sekunden wurde geöffnet. Die schwarzgekleidete Dame mit den rot geweinten Augen musste bei unserem Läuten in unmittelbarer Nähe der Tür gewesen sein.
»Mrs. Rudington?«, fragte ich sanft und zog meinen Ausweis aus der Tasche. Ich sprach unser Beileid aus.
»Erst die Versicherung und jetzt auch noch die Polizei!«, sagte die Schwarzgekleidete mit leichter Verzweiflung in der Stimme.
»Der Herr, der gerade ging, war das jemand von der Versicherung?«, hakte ich sofort nach.
Sie nickte wieder.
»Er kam wegen der Lebensversicherung. Er war sehr nett. Die Gesellschaft hat mir all die Laufereien ersparen wollen und extra jemand geschickt, der mir bei der ganzen Sache helfen soll. Ich brauchte die Unterlagen nur zu unterschreiben. Das war alles. Es sind wirklich nette Leute. Ich verstehe doch nichts von dem Kram.«
»War eine hohe Versicherungssumme abgeschlossen?«, fragte ich neugierig und steckte meinen Ausweis wieder ein.
»Nein, nur zweitausend Dollar«, antwortete sie reichlich enttäuscht. »Aber der Herr hat mir wirklich sehr geholfen. Trotzdem… die vielen Fragen. Und da kommen Sie auch noch.«
»Wir werden es ganz kurz machen«, tröstete ich sie. Und dann stellten wir unsere Fragen.
Phil unterstützte mich. Wir gingen sehr behutsam vor. Wir erfuhren nichts, was uns hätte helfen können, erhielten zum Schluss aber von Mrs. Rudington die Erlaubnis, die Sachen ihres verstorbenen Mannes zu untersuchen.
Auch das brachte uns nicht weiter.
Nach den Bildern, die die Frau uns vorlegte, erkannte Phil aber eindeutig den Mann wieder, der ihn niedergeschlagen hatte. Und dann hatte ich plötzlich eine Idee.
»Ihr Mann war doch herzkrank?«, erkundigte ich mich. »Was hat er eigentlich dagegen getan? Ich meine, welche Medikamente hat er eigentlich genommen?«
Mrs. Rudington begleitete mich unter einem Redeschwall zum Badezimmer. Ich hatte sie auf ihr Lieblingsthema gebracht, und sie hielt mir einen langen Vortrag über die Unfähigkeit eines gewissen Dr. Brian, der ihren Mann seit Jahren behandelt hatte.Und dann folgte eine Rede über die Starrköpfigkeit ihres verstorbenen Mannes.
Erst dann öffnete sie das Plastikschränkchen in dem Bad, das mit allen möglichen Pillenflaschen, Tuben und Tropfen angefüllt war.
Die kleine braune Flasche stand ganz vorne und kam mir sehr bekannt vor.
»Hat Ihr Mann dieses Mittel auch genommen?«, fragte ich und hatte das Fläschchen schon in der Hand.
Sie nickte.
»Dieses Zeug nimmt er aber noch nicht lange«, erklärte sie dann, zu mir gewandt. »Dieser Dr. Brian hat es erst vor einem Vierteljahr verordnet. Mein Mann hat viel von dem Zeug gehalten. Aber genutzt hat es auch nicht.«
»Ich darf doch wohl diese Flasche mitnehmen. Unser Doc interessiert sich dafür.«
»Nehmen Sie das Zeug ruhig mit. Mein Herz ist gesund.«
»Ich bringe Ihnen die Flasche zurück!«
»Ist schon gut.«
Ich gab der Schranktür einen leichten Stoß und ließ sie zuschlagen. Jetzt 26 hatte ich es auf einmal eilig und verabschiedete mich von der Schwarzgekleideten.
»Komische Geschichte, das mit der Versicherung«, sagte Phil draußen nachdenklich. »Von einer solch kulanten Firma, die ihre Mitarbeiter rumschickt, um den Betroffenen bei der Abwicklung zu helfen, habe ich aber auch noch nicht gehört. Besonders, wo die Versicherungssumme relativ niedrig ist.«
»Und noch eine komische Geschichte«, antwortete ich und trat mit Phil an den Jaguar.
»Ja, die kleine braune Flasche!«
***
»Wie hieß der Kerl noch?«, fragte Phil.
»Buster«, erwiderte ich. »Ja, aus der Lieferung muss das Zeug stammen.«
Ich setzte mich in den Wagen und schraubte die Flasche auf. Von dem weißen Pulver ließ ich etwas auf meine Handfläche laufen und prüfte das Pulver genau.
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