0429 - Der G-man sah den Gangstermord
Erbin. Deswegen gehört das Geld ihr. Gib ihr das Moos.«
Billy Brown nahm eine dicke Brieftasche aus der Jacke und entnahm ihr ein Paket Geldscheine. Er warf das Bündel geschickt vor Patricia Dish auf den Tisch neben der Couch.
»Was ist das?«, fragte die junge Frau.
»Das sind zehntausend Dollar«, sagte Nat Slater. »Sie werden noch viel mehr Geld verdienen, wenn Sie auf meinen Vorschlag eingehen.«
Patricia Dish starrte fassungslos auf das Bündel Banknoten.
Nat Slater beugte sich leicht vor und schob mit einer einladenden Handbewegung das Paket mit den Scheinen weiter zu der jungen Frau hinüber.
***
»Wo willst du denn hin, Jerry?«, erkundigte sich mein Freund. »Zum Schauhaus müssen wir doch nach rechts abbiegen.«
»Ich hatte gerade eine Idee«, murmelte ich. »Wir müssen noch einen kleinen Umweg machen.«
»Du hattest es doch eben so eilig.«
»Das habe ich auch jetzt noch«, gab ich zurück. »Aber wir wissen nicht, wer der Mann im Schauhaus ist. Wir haben ihn schon einmal gesehen, aber wer er ist, davon haben wir keine Ahnung.«
»So leicht werden wir das auch nicht herauskriegen, Jerry. Denk daran, er hatte keinen Fetzen Papier bei sich, der ihn auswies.«
»Es ist eine Kleinigkeit. Du wirst es sehen.«
Ich bog in die Jones Street ein und stoppte den Jaguar vor dem Haus von Mrs. Rudington. Phil und ich stiegen aus. Wir hatten Glück. Mrs. Rudington war zu Hause.
Als sie uns sah, war sie nicht gerade begeistert.
»Ich habe nur eine einzige Frage an Sie«, stellte ich ihr in Aussicht. »Bei welcher Gesellschaft hatte Ihr Mann die Lebensversicherung abgeschlossen?«
»Irgendetwas mit Insurance Company«, sagte die schwarzgekleidete Frau und hob hilflos die Schulter. »Den ganzen Namen habe ich vergessen.«
»So heißen sie alle«, warf Phil ein. »Damit können wir nichts anfangen.«
»Haben Sie vielleicht die Police da oder irgendein Schriftstück? Da muss es doch drinstehen«, half ich ihr.
Sie nickte eifrig und bat uns zu warten. Nach wenigen Augenblicken kam sie mit einem Schriftstück zurück. Es war ein Formular zur Auszahlung der Versicherungssumme, ausgestellt von der Manhattan Insurance Company.
Nach einem kurzen Blick auf das Schriftstück gab ich ihr das Papier zurück und bedankte mich. Dann ging ich schnell zum Wagen. Bevor ich startete, schaltete ich das Funksprechgerät ein. Am anderen Ende meldete sich Billy Wilder.
Ich erklärte ihm, was ich zu tun hatte.
»Lass übrigens auch einmal nachprüfen, wer die Versicherungssumme für Frank Rudington kassiert hat. Das ist der Mann, der vor wenigen Tagen tot auf der Straße aufgefunden wurde.«
»Der Süchtige?«, erkundigte sich Billy Wilder.
»Ja«, bestätigte ich. »Ich werde dich später anrufen. Sieh bitte zu, dass du die Angaben möglichst bald bekommst.« Dann schaltete ich das Gerät aus und fuhr los.
Ich nahm den nächsten Weg zum Schauhaus und fand vor dem Haupteingang sogar noch einen freien Parkplatz. Beim Pförtner erkundigte ich mich, wo ich die Leiche des im Hudson gefischten Versicherungsvertreters finden könnte. Ich kannte mich in dem Gebäude gut genug aus, um nicht auf einen der Beamten warten zu müssen, der mich dort hinbringen konnte.
»Wenn ich hier bin, habe ich immer ein komisches Gefühl im Magen«, sagte ich zu Phil, als wir den langen Gang in den Keller hinabstiegen.
»Mir geht es genau so«, gestand mein Freund.
Auf jedem Treppenabsatz wurde es kühler. Nachdem wir einen kleinen Vorraum mit dicht schließenden, großen Stahltüren passiert hatten, kamen wir in den eigentlichen Leichenkeller.
Sergeant Baker von der City Police, den ich von einem anderen Fall kannte, tat hier unten an diesem Morgen Dienst. Er kam auf uns zu und begrüßte uns.
Ich zeigte ihm das Bild von dem toten Versicherungsvertreter und nannte ihm die Nummer, die ich von dem Portier erfahren hatte.
»Das ist gleich im zweiten Gang links«, sagte Baker und brachte uns hin.
Auf dem Sarg, den der Sergeant jetzt aus dem Fach zog, war die Zeile für den Namen unausgefüllt.
Das erste, was ich sah, war ein weicher Borsalino, den man dem Toten neben die Füße gelegt hatte.
»Den kenne ich noch«, sagte Phil und deutete auf den Hut.
Ich nickte und gab dem Sergeant durch einen Wink zu verstehen, dass er die undurchsichtige Plastikfolie von der Leiche nehmen sollte.
Ich betrachtete das Gesicht des Mannes. Es gab keinen Zweifel: Das war der Versicherungsvertreter. Ich untersuchte die Würgemale an seinem Hals und
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