0429 - Höllenfahrt der Templerkutsche
schaute in die Geldtasche und flüsterte Jane etwas zu. »Seien Sie vorsichtig, Miß. Dieser Mann hat den bösen Blick. Ich kenne mich da aus, glauben Sie mir. Er ist gefährlich.«
Jane bedankte sich. Ob für die Dienstleistung oder die Warnung, das war nicht festzustellen.
Van Akkeren hielt ihr die Tür auf. Jane drehte sich noch einmal um. Die Kellnerin schaute ihnen nach. Deutlich sah Jane die Warnung auf ihrem Gesicht.
»So!« Van Akkerens Stimme riß sie aus den Gedanken. »Sind Sie mit Ihrem Wagen hier?«
»Ja, er steht in einem Parkhaus.«
»Wir können meinen nehmen. Es ist außerdem nicht weit. Zur Not gehen wir auch zu Fuß.«
»Das wäre nicht schlecht. Aber«, Jane deutete zum Himmel, »es wird regnen.«
»Da haben Sie recht. Wir fahren.«
Nebeneinander gingen die beiden, berührten sich hin und wieder, so daß Jane jedesmal auf eine besondere Art und Weise davon angetan war.
Sie wunderte sich über sich selbst. Wie konnte sie sich nur von einem Mann so einfach ansprechen lassen und dazu noch mit ihm gehen? Tief in ihrem Innern saß das Mißtrauen wie eine starke Wurzel, aber es kam nicht an die Oberfläche, um sie zu warnen.
Van Akkeren hatte bei Jane einen starken Eindruck hinterlassen. Hinzu kam die Eitelkeit. Jane war eine Frau, die herausfinden wollte, ob sie noch Chancen hatte.
Und die waren vorhanden.
In den letzten Minuten hatte sich Jane innerlich verändert. Sie sah die Umgebung mit völlig anderen Augen als zuvor. Nicht mehr das ganze Drum und Dran war wichtig, vielmehr zählte nur van Akkeren, dieser Mann, der mit einer kalten, beinahe überheblichen Sicherheit die Dinge sah. Er war so etwas wie ein starker Mann. Ein Macho. Und er besaß ein Charisma, dem Jane sich nicht entziehen konnte. Trotz der innerlichen Warnung.
Um etwas zu sagen, stellte Jane eine Frage. »Welche Kirche werden wir denn besuchen?«
»Lassen Sie sich überraschen.«
»Ist sie bekannt?«
»In gewissen Kreisen schon. Sie gehört nicht zu den Kirchen, die unbedingt von jedem London-Touristen besichtigt werden müssen. Sie ist klein, aber etwas Besonderes.«
Jane spürte, daß van Akkeren ihr keine weiteren Erklärungen mehr geben wollte, deshalb hielt sie sich zurück. Zudem hatten sie den Wagen erreicht.
Es war ein dunkler Mercedes. Er stand schräg in einer Parktasche. Der Mann schloß Jane die Tür auf und ließ sie einsteigen. Dann setzte er sich hinter das Lenkrad, steckte den Schlüssel ins Zündschloß, drehte ihn aber noch nicht herum.
»Was haben Sie?« fragte Jane.
»Sie wollten doch wissen, welcher Kirche wir einen Besuch abstatten werden?«
»Ja.«
»Ich will es Ihnen sagen. Es ist ein Bauwerk aus dem zwölften Jahrhundert, und es steht mitten in London.«
»Dann müßte ich es kennen.«
»Wer weiß.« Van Akkeren hob die Schultern. »Viele kennen die Kirche nicht mit Namen.«
»Wie heißt sie denn nun? Lieber Himmel, machen Sie es spannend.«
Van Akkeren drehte den Kopf, um Jane anschauen zu können. »The Church of Templer…«
Die ehemalige Hexe sagte zunächst nichts. Sie saß da, dachte nach und flüsterte dann: »Die Kirche der Templer also…«
»Genau, meine Liebe.« Van Akkeren startete…
***
Möglicherweise reagierten Kreuz und Siegel gemeinsam, ich wußte es nicht, da meine Blicke allein auf das Siegel gerichtet waren, und das leuchtete dort auf, wo sich das Kreuz befand. Es war so, wie ich es immer kannte, nur diesmal bei einem Kreuz, das in einen Stein eingraviert worden war.
An den Enden sah ich die Insignien der vier Erzengel in einem kalten, grünen Licht erstrahlen, das leicht blendete.
Das war nicht alles.
Plötzlich hatte ich das Gefühl, in einem Vakuum zu sitzen. Die unmittelbare Umgebung hatte sich stark verändert. Eine fremde Magie war regelrecht eingebrochen.
Wir saßen da, ohne uns zu rühren.
Ich schaute auf Suko. Auch sein Gesicht sah nicht so aus wie sonst. Es wirkte so, als hätte sich zwischen uns ein geheimnisvoller Schleier gelegt, den wir nicht wegreißen konnten.
Ob Sekunden oder Minuten vergangen waren, konnten wir nicht feststellen. Jedenfalls faßte sich Suko ein Herz und sprach als erster. »John, was ist da geschehen?«
Ich gab ihm keine Antwort, weil ich seiner Stimme lauschte, die so fremd klang. »Das Siegel!« flüsterte ich dann. »Es muß am Siegel gelegen haben.«
Wieder schaute ich es an.
Das Kreuz leuchtete, der Halbmond darunter allerdings blieb blaß und so, wie er war.
Trotzdem tat sich etwas in unserer unmittelbaren
Weitere Kostenlose Bücher