0429 - Höllenfahrt der Templerkutsche
Bunde.
Beide Kugeln fehlten. Vielleicht trug auch die heftige Bö daran die Schuld, die gegen unsere Arme jagte, so daß wir nicht genau hatten zielen können.
Van Akkeren ging.
Ich konnte mich nicht mehr halten. Meine Finger rutschten vom steinernen Fuß der Figur ab. Ich rollte herum und wurde mitgerissen. Ich schlug gegen eine Säule, konnte mich an ihr aber leider nicht festhalten.
Erst an der Wand kam ich zur Ruhe.
Und van Akkeren ging. Er drehte sich nicht einmal mehr um, zeigte uns seinen breiten Rücken, während er Jane auf seinen halb vorgestreckten Armen liegen hatte.
Van Akkeren entführte sie.
Suko schoß nicht mehr. Er hing an der Figur, hatte große Mühe, sich festzuhalten.
Aber ich versuchte es. Ich schaffte es schließlich, mich hinzuknien, hob den Schußarm, streckte ihn vor, feuerte auch, aber van Akkeren war bereits verschwunden. Er ging, als hätte es den Sturm nie gegeben.
Der brutale Wind peitschte gegen mein Gesicht. Er hatte mir die Tränen in die Augen getrieben, so daß mein Blickfeld von einem Schleier verdeckt wurde.
Aber ich kämpfte mich weiter vor.
Wie ein Soldat robbte ich über den Boden, kam an Suko vorbei, der es mir nachmachen wollte und ebenfalls seine Schwierigkeiten hatte. Dieser Verfluchte hatte uns bewiesen, zu welchen Taten er fähig war, und wir hatten ihn nicht stoppen können.
Wieder einmal nicht.
Natürlich rechneten wir damit, bis zum Ausgang auf diese Art und Weise kriechen zu müssen. Das brauchten wir zum Glück nicht. So plötzlich, wie der Sturm eingesetzt hatte, hörte er auch wieder auf.
Ruhe kehrte ein, doch Zeit für eine Pause hatten wir nicht.
Wir rappelte uns hoch, nahmen den Weg, den auch van Akkeren gegangen war, und blieben vor dem Tempel stehen, als hätte uns eine Riesenhand gestoppt.
Wir starrten den schmalen Weg entlang, der so leer und normal vor uns lag.
Keine Spur von Jane und van Akkeren. Aber auch nicht von der Kutsche.
Suko sprach es aus, während ich mich gegen den Zaun lehnte und tief durchatmete.
»Jetzt hat die Hölle Jane doch zu sich geholt…«
***
Es dauerte Minuten, bis wir uns wieder gefangen hatten und in den Tempel gingen. Mit gesenkten Köpfen.
Der runde Raum war leer.
Ich ging bis zur Wand… Das Siegel der Templer war verschwunden!
Für mich ein Beweis, daß diese alte Kirche der Templer vom Bösen übernommen worden war. Vielleicht ein Schlupfwinkel für Baphomet und dessen Diener.
Als ich mit schlurfenden Schritten zu Suko zurückkehrte, hielt er mir etwas entgegen.
Es war das Siegel, das ich aus dem Brunnen geholt hatte. »Ich glaube, John, das gehört jetzt dir.«
Ich nahm es an mich und betrachtete den Löwen. »Richard Löwenherz«, flüsterte ich. »Er kannte das Kreuz, Suko. Vielleicht hat er es sogar besessen.«
»Wie Hector de Valois.«
Ich blickte ihn nachdenklich an. »Dann glaubst auch du, daß ich unter Umständen einmal Richard Löwenherz gewesen bin?«
Suko hob die Schultern. »Ausschließen, John, möchte ich das nicht. Ich habe mir abgewöhnt, Dinge nicht zu akzeptieren, die auf einer magischen Ebene liegen.«
»Damit hast du recht getan.«
Gedankenverloren verließ ich den Tempel. Jane Collins hatten wir wieder verloren, aber in meinem Schicksalsbuch war wieder ein neues Kapitel aufgeschlagen worden.
Vielleicht das Kapitel Richard Löwenherz…
ENDE des Zweiteilers
[1] Siehe John Sinclair Nr. 427 »Die Knochen-Küste«
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