0429 - Höllenfahrt der Templerkutsche
Freien.
Eine Hyäne hatte Jane gesehen. Waren die anderen drei ebenfalls so verändert?
»Warum Hyänen?« fragte sie. »Weshalb kommen sie als diese Bestien hoch und nicht als…?«
»Zombies, meinst du?«
»Ja.«
»Es sind Zombies. Nur auf eine besondere Art und Weise eben. Baphomets Zombies. Die Hyäne ist das Zeichen der Hölle, des Bösen, wie die meisten Menschen sagen. Für mich aber ist sie der Beweis für die Macht der Finsternis. Sie huldigen Baphomet, sie sind seine Diener. Ob Hyäne oder Mensch, irgendwo sind alle gleich. In grauer Vorzeit treffen sie sich. Sie sind viel menschenähnlicher, als es nach außen hin scheint.« Van Akkeren beendete seine Rede.
Noch waren drei Gräber nicht verlassen worden. Das aber änderte sich sehr schnell, als Jane aus dem zweiten Grab eine weitere Tiergestalt kriechen sah.
Wieder eine Hyäne!
Fauchend, sich schüttelnd, als wollte sie den Staub der Jahrhunderte loswerden.
Auch die nächsten beiden Tiere schoben sich aus den Lücken, drehten ihre Köpfe und stierten Jane an.
Kalt und brutal!
Jane schluckte einige Male. Sie fürchtete sich vor diesen acht kalten Augenpaaren. Die Angst saß tief wie ein Würgekloß im Magen und wanderte allmählich in Richtung Kehle.
Noch standen die Hyänen auf den Grabplatten. Sie hatten die Beine seitlich weggestemmt, die Flanken zitterten, aber sie befanden sich in einer ständigen Bereitschaft.
Van Akkeren war zufrieden. Bisher hatte auch er den Vorgängen tatenlos zugeschaut. Das änderte sich nun, als er sich langsam in Bewegung setzte und auf die vier Hyänen zuschritt. Dabei breitete er seine Arme aus. Van Akkeren trug einen Mantel, der modern, das heißt, weit geschnitten war, so daß der Mann fast die Form einer Fledermaus hatte, als er mit ausgebreiteten Armen stehenblieb und auf seine vier Freunde hinabschaute.
Die Hyänen reagierten nicht. Sie blieben stehen, bewegten manchmal die Köpfe oder verdrehten die Augen, weil sie ihren Herrn und Beschützer anstarren wollten.
Van Akkeren lächelte, als er sich bückte, die Finger ausbreitete und mit beiden Händen durch das alte, struppige Fell der Bestien strich. Es mußte ihnen gut tun, denn sie drehten ihre Köpfe, um sie gegen die Arme des Mannes zu drücken.
»Es sind meine Freunde!« flüsterte van Akkefen. »Sie haben lange in den Gräbern gelegen, ich habe sie hervorgeholt, weil die Zeit inzwischen reif ist und das Siegel der Templer freigelegt wurde. Sie spürten die Magie, sie schmeckten das Blut, das zu ihnen in die Tiefe tropfte, und deshalb kamen sie auch. Und sie haben mich akzeptiert. Es bestand ein kleines Risiko für mich, denn sie hätten mich auch zerreißen können, aber sie haben genau gewußt, wer vor ihnen stand. Ihr neuer Herr und Baphomets Nachfolger!«
Van Akkeren richtete sich wieder auf. Seine Gestalt straffte sich.
Jane kam es vor, als hätte der Mann irgendeinen Entschluß gefaßt, den er nun in die Tat umsetzen wollte.
Konnte er das?
Wenn ja, was wollte er?
Van Akkeren blickte auf die Hyänen und auch auf Jane Collins. »Es sind meine Freunde, meine Begleiter, und sie töten, wenn ich es will, meine Feinde.«
Jane verstand. Sie fragte trotzdem nach. »Gehöre auch ich zu Ihren Feinden?«
Van Akkeren hob die Schultern. »Ich weiß es nicht so genau. Im Prinzip ja. Ich habe mich nach dir erkundigt. Du hast einiges hinter dir. Du warst einmal Detektivin und die Freundin meines Feindes Sinclair. Irgendwann wurdest du zur Hexe, das war mir sympathisch. Leider hielt es nicht an. Ihr fandet eine Möglichkeit der Umkehr.« Er deutete auf seine vierbeinigen Begleiter.
»Wenn diese Hyänen es wollen, reißen sie dir das Herz aus dem Leib. Darauf sind sie spezialisiert. Sie sind in deinen Augen grausam und brutal, aber nicht in meinen. Hyänen und Menschen können zusammengehen, das habe ich dir bewiesen, und ich werde dir zeigen, wie wir arbeiten. Hast du gehört?«
»Das habe ich«, erwiderte Jane gepreßt.
»Ich überlege wirklich…«, jetzt lächelte van Akkeren grausam, »ob ich ihnen nicht den Befehl gebe, dir das Herz aus dem Körper zu reißen. Und glaube nicht, daß ich mich nicht dazu überwinden könnte. Ich bin als Grusel-Star bekannt geworden. Meine Filme waren die härtesten. Sie liefen nur vor einem ausgesuchten Publikum, das sich über jede Szene freute…«
»Ich weiß Bescheid.« In der Tat hatte Jane Collins von John erfahren, welche Filme der Grusel-Star meinte. Echte Schocker, die einem das Blut gefrieren ließen.
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