0429 - Höllenfahrt der Templerkutsche
diesem Stein liegen sie begraben.«
Jane Collins gab sich bewußt skeptisch. »Die Toten?« fragte sie mit spöttisch klingender Stimme.
»Sicher.«
»Das glaube ich nicht.«
»Ich werde es dir beweisen. Du mußt dich nur noch einige Zeit gedulden, dann ist es soweit.«
»Was fehlt denn noch?« fragte Jane.
Er gab keine Antwort mehr, sondern griff in die zweite Tasche seines Mantels. Dort holte er einen Gegenstand hervor, der Ähnlichkeit mit einem Weihwasser-Gefäß aufwies. Es bestand aus zwei drehbaren, ineinander geschobenen Halbkugeln und einem Stab, an dem die Kugeln angebracht worden waren.
»Acht Gräber siehst du hier, Jane Collins. Vier davon beinhalten die alten Templer. Und sie werde ich zum Leben erwecken, das kann ich dir versprechen. Die Macht des Blutes siegt über den Tod, so haben es die Templer selbst geschrieben und in ihren alten Klöstern hinterlassen. Das gilt auch für die Gruppe um Baphomet, der ich vorstehe. Es ist das Blut aus der Hölle. Blut der Gerechten, das mir überlassen wurde.« Während seiner Worte drehte er die beiden Kugeln in verschiedenen Richtungen, so daß auf der Außenhaut Löcher entstanden.
Erst danach trat er dicht an das erste Grab heran, schlug einen Arm vor, und aus dem Gefäß spritzte das Blut. In dicken Tropfen klatschte es auf das Gestein, wo es sich verteilte und an den Kanten herabrann.
Jane beobachtete ihn schweigend. Van Akkeren ging auf das zweite Grab zu.
Auch dagegen schleuderte er die Tropfen, beim dritten und vierten Grab tat er das gleiche.
Er ließ das Gefäß wieder verschwinden und nickte Jane Collins zu. »Die Vorbereitungen sind getroffen«, erklärte er, »alles weitere wird sich von selbst ergeben.«
Das Blut zeigte bereits Wirkung. Normal wäre es gewesen, hätte es seinen Platz auf dem Stein behalten. Das geschah nicht. Es rann in die Masse hinein und wurde von ihr regelrecht aufgesaugt.
»Jetzt wird es in der Tiefe verschwinden!« flüsterte van Akkeren und wandte sich direkt an Jane. »Ich möchte dir noch einen Ratschlag geben. Halte dich an mich, denn untote Templerritter wollen Menschen. Sie sind wie Zombies, du verstehst?«
Jane nickte starr…
***
Wir waren in London!
Unfaßbar, das gab es einfach nicht. Vor kurzem noch in Jugoslawien und jetzt wieder in der Heimat. Ich holte tief Luft und mußte ein so überraschtes oder dummes Gesicht aufgesetzt haben, daß Suko zu lachen anfing.
Es klang nicht fröhlich, auch nicht schadenfroh, nur verwundert. Wir standen neben der Kutsche, die vier unheimlichen Begleiter hatten wir vergessen, uns interessierte einzig und allein die Umgebung, die wir nicht kannten, die uns von der Bauweise her trotz allem bekannt vorkam.
Dazu paßte natürlich die Kutsche wie die Faust aufs Auge.
Der graue Himmel ließ dieses Gefährt noch düsterer erscheinen, als es ohnehin schon war. Im Hintergrund sahen wir eine Hausfront, wo uns die weiß gestrichenen Fensterrahmen besonders auffielen. Davor aber sahen wir das alles beherrschende Gebäude dieser einsamen Insel inmitten der Großstadt.
Es war ein rundes Gebäude mit einem kleinen Anbau an der einen und einem Turm an der anderen Seite. Von einem Gitter und zwei Wegen wurde das Grundstück eingerahmt.
Suko wollte es genauer wissen. Er ging den schmalen Weg an der linken Seite entlang, kam aber sehr bald wieder zurück. »Er endet vor einer Mauer, aber dort steht ein Wagen, ein Mercedes. Dunkel, sieht sogar noch neu aus.«
Ich hob die Schultern. »Der wird einem der Anwohner gehören.«
Suko deutete auf den Kuppelbau. »John, so etwas fällt selbst in London auf. Du bist hier aufgewachsen. Kannst du dich daran nicht erinnern? Warst du noch nie hier?«
»Nein.«
»Dann befinden wir uns vielleicht in einer anderen Stadt.«
Ich schüttelte den Kopf. »Ich merke an der Luft, wo wir uns befinden. Nein, Alter, das stimmt nicht. Ich kann schwören, daß wir in London sind.«
»Und der Kuppelbau?«
Ich hob die Schultern. »Wenn du mich nicht auslachst, würde ich sagen, daß er aussieht wie eine ungewöhnliche Kirche oder ein Tempel.«
»Leichenhalle oder Krematorium käme auch noch hin.«
»Kann sein.« Ich schaute wieder auf die Kutsche. Weshalb war sie hier gelandet? Das mußte einfach einen Grund haben. Stand sie mit dem Kuppelbau des Tempels vielleicht in einem unmittelbaren Zusammenhang? Wenn ja, mußten wir hinein.
Ich sprach mit Suko über meine Theorien, und mein Freund stimmte mir zu. Erst jetzt wurden wir wieder daran erinnert, daß
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