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043 - Das Beinhaus der Medusa

043 - Das Beinhaus der Medusa

Titel: 043 - Das Beinhaus der Medusa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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mir gefährlich wurden, oder aber aus denjenigen, die
einfach interessante Typen für mich darstellten.
    Marne war zu neugierig! Das wurde ihm zum Schicksal! – Aber Marnes
Verschwinden hat zuviel Staub aufgewirbelt. Das beweisen die beiden Männer, die
heute abend nicht nur zum reinen Vergnügen in Marnes Haus kamen. Was wissen Sie
über Thor Haydaal? Was wollte er von Ihnen? Und was wollte der Fremde, der Thor
Haydaal begleitete? Wer ist es? Nennen Sie mir seinen Namen! Ich wünsche eine
genaue Schilderung des Gesprächs, das Sie mit den beiden Herren führten!«
    Knudvil begann zunächst stockend, dann sprudelten die Worte nur so über
seine von grünem Licht gespenstisch angestrahlten Lippen.
    Er beantwortete die präzisen Fragen Inger Bornholms genau.
    So erfuhr Medusa Einzelheiten der Session und es wurde ihr auch bekannt,
wie Thor Haydaal und Larry Brent darauf reagiert hatten. Sie erkannte, daß
etwas vorging, was sie unmittelbar bedrohte.
    Mit angehaltenem Atem verfolgte Elin Holtsen die Dinge. Im Schein der
flackernden Kerzen sah sie den silhouettenhaften Schatten Inger Bornholms, die
genau zwischen einer Steinfigur und einer Säule stand.
    »Ich habe keine Verwendung mehr für Sie, Knudvil«, sagte Inger Bornholm
leise. »Ich danke Ihnen für Ihre ausführliche Darstellung. Der Standort, den
Sie gerade einnehmen, ist ausgezeichnet. Dort können Sie stehen bleiben. Und
fürchten Sie sich nicht, Knudvil! Sie befinden sich in bester Gesellschaft! Sie
bleiben nicht allein zurück! In wenigen Stunden schon werde ich dafür sorgen,
daß die Plätze neben Ihnen ebenfalls besetzt sind. Ich garantiere Ihnen, daß in
spätestens achtundvierzig Stunden Kommissar Berndson, der Reporter Haydaal und
der Amerikaner Larry Brent Sie flankieren werden!«
     
    ●
     
    »Sie haben mir versprochen …«, kam es hilflos über Knudvils Lippen. Doch
dieser Satz blieb nur ein Torso.
    Elin Holtsen sah, wie sich der Schatten der Frau bewegte. Der rechte Arm
fuhr in die Höhe, und es sah ganz so aus, als würde sie den Turban um ihren
Kopf lösen. Die Beobachterin bemerkte den silhouettengleichen Schädel. Sie
erwartete, daß eine Flut von dichten Haaren auf die Schultern der seltsamen
Inger Bornholm fallen würde.
    Aber statt dessen gab das Schattenbild auf der Säule etwas Ungeheuerliches
preis.
    Auf dem Haupt Inger Bornholms regte und bewegte es sich.
    Dickes, dichtes Haar? Es sah aus, als würde sich Gewürm auf der
Schädeldecke auftürmen.
    Elin Holtsen mußte die Hand vor die zitternden Lippen pressen, um nicht
laut aufzuschreien. Sie wurde Zeuge eines makabren Schauspiels.
    Sie sah die starrenden Augen Erik Knudvils. Der Mann veränderte seine
Haltung nicht mehr. Es schien, als würde er Wurzeln schlagen auf der Stelle, wo
er gerade stand.
    Elin Holtsen sah es, als die Versteinerung seine Hände erreichte. Das
Fleisch nahm eine krankhafte, bräunlich- gelbe Tönung an. Ein eisiger Hauch
schien den Leib des Mannes einzufrieren.
    Die Gesichtszüge erstarrten. Erstaunt, verwirrt, ratlos und doch
interessiert stand Erik Knudvil da. Aber er atmete nicht mehr.
    »... es geschieht ohne jeden Schmerz«, flüsterte Inger Bornholm, und doch
hatte Elin Holtsen das Gefühl, als stünde die unheimliche Bewohnerin dieses
Schlosses unmittelbar neben ihr. »Es ist, als ob ein Schock den Körper
plötzlich erstarren läßt, nicht wahr? Und schon spürt man nichts mehr.
    Ärger hat nur Marne bereitet. Er war ein ungewöhnlicher Mensch – bis in
seinen Tod. Er versuchte sich zu wehren und wollte mit Gewalt den Schock
abschütteln, der seinen Körper gepackt hatte. Vergebens! Angstverzerrt
versuchte er zu entkommen. Seine Hände – gierig nach mir ausgestreckt – starb
er den gleichen Tod wie schon viele vor ihm …«
    Narrte sie ein Spuk? War das der Beginn des Wahnsinns?
    Erst der Gedächtnisschwund, dann diese Halluzination?
    Sie hörte die Stöckelabsätze Inger Bornholms auf dem rohen Fußboden.
    Elin Holtsen wagte nicht, den Blick zu heben. Sie mußte mit Gewalt gegen
den Versuch ankämpfen, den Kopf zu drehen, um sich zu vergewissern, ob das, was
sie als Schattenspiel auf der Säule wahrnahm, auch wirklich stimmte.
    Doch der schweigsame, stumme, starre Erik Knudvil war Beweis genug. Er
hatte Medusas Haupt in all seiner Fürchterlichkeit gesehen. Der Anblick mußte
schrecklich sein.
    »… ich werde noch mal zurückkommen, Knudvil«, hörte sie die zufriedene,
gurrende Stimme Inger Bornholms. »Sie sollen keine Ausnahme bilden. Ich

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