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0430 - Die Hexe mit der blauen Kobra

0430 - Die Hexe mit der blauen Kobra

Titel: 0430 - Die Hexe mit der blauen Kobra Kostenlos Bücher Online Lesen
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und schwarze Slacks.
    »Kommen Sie bitte.« In der Halle rief sie: »Mary, ich gehe mit Mr. Cotton zum Hafen.«
    Wir wanderten auf die Rückwand zu, dann drückte sie rechts eine hohe Tür auf, die in einen riesigen Salon führte. Perserteppiche dämpften unsere Schritte. Wir betraten die Terrasse — sie war in weißem Marmor gehalten — und gingen über einen breiten Kiesweg, der von Pilzlampen beleuchtet wurde.
    Zehn Minuten später erreichten wir den Jachthafen, der aus einer hufeisenförmigen Betonmauer bestand. Von dem rechten Horn lief eine Holzmole zum Sound hinaus. Zwei Bogenlampen warfen ihr Licht über Bootsschuppen und Vorratshäuschen. Im Becken schlingerte eine schneeweiße Jacht an der Leine.
    »Hierher bitte«, forderte mich Sandra Golson auf. Sie ging auf einen schwarzen Schuppen zu, in den ein kleiner Stichkanal lief. Im Innern des Schuppens standen zu beiden Seiten des Kanals Werkbänke und eine Reihe von Werkzeugmaschinen. An der Decke hing eine Lampe mit rundem Schirm.
    Das Becken in dem Schuppen war leer.
    »Er muß zu einer Versuchsfahrt auf dem Sound sein«, meinte Sandra Golson.
    »So spät noch?« wandte ich ein.
    »Mein Mann will morgen früh mit dem Boot zum Fischen ausfahren. Deshalb ruht Billy nicht eher, bis er es hundertprozentig in Ordnung hat, selbst wenn es ihn die ganze Nacht kosten würde.« Sie trat an ein Spind, suchte darin herum und zog eine Signallampe heraus.
    Wir gingen an der Betonmauer entlang und betraten die Holzmole. Rechts von uns befand sich noch ein kleineres Hafenbecken, an dem ebenfalls ein Schuppen stand. Dort war das Ufer nicht befestigt.
    Wir stellten uns an die äußerste Spitze der hölzernen Mole. Mrs. Golson hob die Signallampe hoch und morste.
    Draußen auf dem Sound hörten wir ein leises Brummen, zu sehen war nichts außer den weißen Lichtern eines großen Schiffes, das weit entfernt vorbeizog und bald verschwunden war.
    Die Signallampe klackte.
    »Jetzt scheint er uns bemerkt zu haben«, meinte Sandra. Sie legte den Kopf schief und lauschte in das Dunkel.
    Das Brummen kam näher.
    Ein weißes Licht schälte sich aus dem Dunkel. Dann erkannte ich Positionslampen. Das Boot selbst war noch nicht zu sehen.
    Sandra Golson schwenkte die Signallampe kreisartig in der Luft herum.
    Das Hämmern eines starken Dieselmotors war zu hören. Ich versuchte mit den Augen die Nacht zu durchbohren. Endlich erkannte ich einen weißen Punkt, der sich ständig vergrößerte.
    »Das ist er«, sagte die Frau neben mir.
    Das Boot tauchte dicht unterhalb der Küste auf und lief genau auf uns zu.
    Jetzt konnten wir es deutlicher sehen. Das Hämmern des Motors ließ nach. Billy Corner drosselte die Geschwindigkeit, schwenkte etwas ein und steuerte auf die Einfahrt zu. Ein zweiter Scheinwerfer flammte vorne auf dem Boot auf. Dahinter konnten wir den Chinesen erkennen. Er stand hinter der breiten Windschutzscheibe und winkte mit dem Arm zu uns herüber.
    Er hatte sich etwas verschätzt, drehte nochmals bei, so daß der Bug des schnellen starkpferdigen Motorbootes genau auf die Holzmole zeigte, auf der Sandra Gölson und ich standen.
    Er tuckerte heran.
    Dann passierte es.
    Ein Schuß knallte!
    Er war auf der uns gegenüberliegenden Uferseite abgefeuert worden. Dort standen schwarze Sträucher, aus denen hohe schlanke Pappeln aufragten.
    Sofort darauf fiel der zweite Schuß. Ich sah das Mündungsfeuer. Es löste sich aus einem schwarzen Busch. Zu sehen war niemand.
    Der Chinese schrie auf.
    Er stürzte nach vorn ins Schiff.
    ***
    Im Fallen mußte er den Gashebel nach vorn gestoßen haben, denn der Motor heulte auf und steigerte sich auf hohe Touren.
    »Was ist das denn?« schrie die Frau neben mir.
    »Jemand hat Billy Corner erschossen!« rief ich zurück.
    Ich wollte über den Steg zurücklaufen, um die Stelle zu erreichen, wo der Schütze gestanden hatte.
    Doch dazu kam ich nicht mehr.
    Es rauschte und zischte vor uns. Der Motor hämmerte auf höchsten Touren.
    Das schnelle Boot behielt seinen Kurs bei.
    Es raste genau auf Sandra und mich zu!
    Nur noch wenige Yard trennten uns von dem rasiermesserscharfen Bug, der wie eine Klinge konkav gekrümmt war.
    Die Frau an meiner Seite schrie auf.
    »Das Boot!«
    Sandra setzte sich instinktiv in Bewegung. Ich hielt sie am Arm fest. »Stehenbleiben!« rief ich ihr zu.
    Der Schiffsmotor hatte seine höchste Umdrehungszahl erreicht. Weiße Gischt flog von dem Bug hoch und stäubte über das Fahrzeug.
    Billy Corner lag immer noch regungslos

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