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0431 - Kathedrale der Angst

0431 - Kathedrale der Angst

Titel: 0431 - Kathedrale der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ein, die sich, unterbrochen von mehreren Treppen und flankiert von grauweißen Hauswänden, in die Höhe wand.
    Sie endete auf einem kleinen Platz. Von dieser Stelle aus glitt der Blick über die Dächer zahlreicher tiefer stehender Häuser.
    »Wir sind am Ziel.«
    Der Wirt drehte sich. »Hier?«
    »Ja.« Abbé Bloch ging auf ein schmales Haus zu, hinter dem sich am Berghang der kleine Friedhof anschloß.
    Pierre wurde von einem kalten Gefühl erfaßt. »Wollen Sie auf den Fridhof?« fragte er.
    »Nein, das nicht. Ich möchte Ihnen nur etwas zeigen, Monsieur.«
    Pierre hob die Schultern. Er hatte nicht mehr das Sagen, und er wollte dem Abbé auch nicht widersprechen, der zu dem Gebäude ging, das auch als Leichenhalle benutzt wurde.
    Es hatte eine Holztür. Sie war mit dem Bild der Auferstehung bemalt. Die Farben waren im Laufe der Zeit verblaßt. Der Abbé blieb stehen und klopfte in einem bestimmten Rhythmus gegen die Tür, die sehr schnell geöffnet wurde.
    Einer der Fremden erschien. Der Abbé nickte ihm zu, der andere gab den Weg frei, aber Bloch wartete erst auf Virni, bevor er mit ihm zusammen die Leichenhalle betrat.
    Der Wirt fühlte sich unwohl. Er mochte keine Leichenhallen. Auf seinem Rücken lag eine kalte Gänsehaut. Wenn jemand eine Leichenhalle betritt, geht er automatisch leiser und nicht so forsch wie sonst. Auch Virni bildete da keine Ausnahme.
    Die Kälte im Innern vereinte sich mit der Kühle des Todes, wie er fand.
    Daran konnte auch der im Windzug flackernde Schein der zwölf Kerzen nichts ändern, die als gelblich schimmernde Lanzen aus den eisernen Ständern stachen.
    Virni war stehengeblieben. Er traute sich nicht mehr weiter vor, denn nicht nur die Kerzen sah er, auch die zwölf Männer, die hinter ihnen standen und lange Gewänder trugen mit Kreisen auf der Brust, in denen ein T leuchtete.
    Rot sah es aus. Wie Blut…
    Auch daran hätte sich der Wirt gewöhnt. Viel mehr schreckte ihn der Gegenstand, den die zwölf Kerzen einrahmten.
    Es war ein Sarg!
    Dunkel gebeizt, prächtig anzusehen und mit golden schimmernden Messinggriffen an den Seiten.
    Pierre hatte den Sarg noch nie gesehen. Er konnte sich gut vorstellen, daß die anderen ihn mitgebracht hatten.
    Weshalb? Wer schleppte schon einen Toten heran?
    Pierre fühlte sich immer unwohler. Das Licht der Kerzen zauberte ein Wechselspiel aus Hell und Dunkel. Es strich über die Gesichter der zwölf Männer. Sie waren unterschiedlich alt, aber die 30 hatte jeder von ihnen erreicht.
    Manchmal schienen sich ihre Gestalten im fließenden Lichtschein regelrecht aufzulösen und selbst zu zuckenden Schatten zu werden. Auch über den Boden glitt das unruhige Spiel, aber es erreichte nicht die schmalen Fenster, die verdeckt worden waren.
    Niemand sprach.
    Ein Gefühl der Ehrfurcht stand zwischen ihnen. Wahrscheinlich warteten die Zwölf ab, bis ihr Chef, der Abbé, etwas sagte.
    Der trat näher.
    Pierre hörte hinter sich seine Schritte. Die Sohlen knirschten auf dem Boden. Neben Pierre blieb er stehen, sah ihn an und lächelte ihm knapp zu.
    Der Wirt schaffte es nicht, dieses Lächeln zu erwidern. Es gab ihm auch nicht das gute Gefühl, das er eigentlich gebraucht hätte. Am liebsten wäre er weggerannt.
    Obwohl er sich in dem Ort befand, der ihm zur Heimat geworden war, fühlte er sich wie auf einen fremden Planeten versetzt. Eine solche Atmosphäre hatte er zuletzt erlebt, als sein Freund Gustave gestorben war. Nichts war anders geworden. Daran änderte auch die Zeit kaum etwas.
    »Ich habe ihn gefunden«, erklärte der Abbé. »Er ist der Mann, der die Kathedrale der Angst kennt, der den Brief geschrieben hat und selbst das Grauen erlebte.«
    Die Männer schwiegen. Einige von ihnen atmeten auf. Man konnte das Gefühl haben, daß sie froh waren, am Ende eines langen Wegs angelangt zu sein.
    »Er weiß nicht viel«, sprach der Abbé weiter. »Er wollte nicht, daß das Vergangene wieder lebendig wird, aber er wird sich damit abfinden müssen. Aus diesem Grunde werden wir ihn in die Geheimnisse einweihen. Zudem kann er uns führen, wenn wir mit unserer Prozession beginnen.«
    Erst jetzt hatte Virni einen Großteil seiner Überraschung verdaut. Er räusperte sich. Die Hände hatte er zu Fäusten geballt. Auf seinen Handflächen spürte er den nassen Schweiß.
    Der Abbé legte ihm eine Hand gegen den linken Ellbogen. »Kommen Sie, Monsieur, wir wollen Ihnen etwas zeigen, das auch für Sie sehr wichtig sein wird.«
    »Was denn?«
    »Geduld, mein

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