0432 - Magico
an die Reihe, und Yakup stellte fest, daß sie zitterte.
»Ich habe Angst«, sagte sie leise.
»Kann ich mir denken. Ich ebenfalls.« Yakup Yalcinkaya ging in den Wohnraum. In der rechten Hand trug er einen Koffer. Shao und Suko konnten sich vorstellen, daß er nur wenig Kleidung enthielt, dafür mit seinen Kampfwaffen bestückt war.
Den Koffer legte der Ninja auf die Couch. Er bat um ein Glas Wasser, das Shao ihm brachte. Dann begann er zu fragen und hörte dem Bericht und den Vermutungen der beiden mit unbewegtem Gesicht zu. Nur durch die Nase holte er dabei Luft.
»So sieht es aus«, sagte Suko am Ende seines Berichts. »Verdammt nicht gut.«
»Das meine ich auch.« Suko fuhr fort. »Leider wissen wir nicht, wo dieser van Akkeren sie hingebracht hat. Wir konnten sie auch nicht zurückhalten, die Entführung stand unter einem für van Akkeren günstigen Stern. Sie lief vor unseren Augen ab und war furchtbar.«
»Das kann ich euch nachfühlen, aber ich bin fest entschlossen, euch zu helfen.«
»Nur wissen wir nicht, wo wir ansetzen sollen.«
»Nicht in dieser Templer-Kirche?« Suko hob die Schultern. »Ich war schon zweimal dort, habe nur die Gräber gesehen, aber keinen Hinweis auf Jane Collins oder van Akkeren gefunden.«
»Er führt eine Sekte an?«
»Ja, die der abtrünnigen Templer. Er hält sich für Baphomets Nachfolger, einem fast teufelsgleichen Dämon.« Suko schüttelte sich.
»Eine furchtbare Gestalt, wie ich zugeben muß. Man weiß bei van Akkeren nie, ob es sich bei ihm um einen Menschen oder einen Dämon handelt. Er ist grausam.«
»Gibt es keinen Anhaltspunkt, wo wir einhaken können?«
»Nein.«
Yakup ließ nicht locker. »Er muß irgendwo leben.«
Suko breitete die Arme aus. »Sicher, wir fragen uns nur, wo das ist. Bestimmt nicht in der Nähe. Möglicherweise auch in anderen Dimensionen. Unsere einzige Chance ist Magico.«
»Inwiefern?«
»Wir müssen ihm die Chance geben, an uns heranzukommen. Dann können wir vielleicht zurückschlagen. Mit dir ist er über Jane noch nicht in Kontakt getreten - oder?«
»Nein.«
»Wenn es soweit ist, sagen wir dir Bescheid. Vielleicht kannst du dann etwas unternehmen.«
Yakup wußte zwar nicht, was er tun sollte, doch er nickte. Er wollte den Freunden zur Seite stehen.
»Das ist leider alles, was wir dir mitteilen können«, sagte Shao mit betrübt klingender Stimme.
Yakup ging dorthin, wo er seinen Koffer abgelegt hatte. Er öffnete den Deckel und blickte auf den Inhalt. Suko trat neugierig näher, so sah auch er die Waffen, die der Ninja mitgebracht hatte. Sie hatten unter seiner dunklen Kampfkleidung gelegen.
»Der Bogen, die Pfeile, Wurfsterne, ein Schwert, du hast dich ordentlich eingedeckt.«
»Ja, und dies hier.« Yakups Hände wühlten sich unter die Kleidung und holten einen helmartigen Gegenstand hervor, der aus Metall bestand und Suko nicht unbekannt war.
»Die Krone der Ninja«, flüsterte er beinahe ehrfürchtig.
»Ich mußte sie mitnehmen, um mich unsichtbar machen zu können. Ich wollte am Zoll nicht mit meinen Waffen erwischt werden.«
»Dann funktioniert sie?«
»Ja, sie ist sehr wertvoll. Ich habe darum kämpfen müssen und dabei einen Finger verloren, aber ich bereue es nicht, denn die Krone gehört jetzt mir, und ich werde sie nicht aus den Händen geben.«
Shao kannte sie noch nicht und trat interessiert näher. Yakup sah den neugierigen Ausdruck in ihren Augen und setzte die Krone auf.
Noch im selben Augenblick war der Türke verschwunden. Nur sein geöffneter Koffer zeugte noch davon, daß er tatsächlich dagewesen war.
Shao trat zurück. Sie wußte zwar, wie die Krone funktionierte, aber in der Praxis erlebte sie es an diesem Tag zum ersten Mal.
Suko nickte ihr zu. »Ich habe dir damals nicht zuviel erzählt.«
»Nein, das hast du nicht.«
Yakup erschien wieder. Er hatte die Krone abgesetzt. Um seine Lippen spielte ein Lächeln.
»Was fühlt man eigentlich, wenn man die Krone auf dem Kopf sitzen hat?« fragte Shao.
»Ich bin freier.«
»Wieso?«
»Dabei habe ich das Gefühl, als würde sich mein Geist öffnen und als würden sich mir andere Welten erschließen.«
Suko hakte nach. »Wäre es dir dann möglich, eine Dimensionsreise zu unternehmen?«
»Das leider nicht.«
»Es reicht auch schon so«, sagte Shao.
»Das meine ich auch.«
»Unsichtbar«, flüsterte sie. »Das ist ein Traum. Der Traum eines jeden Menschen und…«
Sie redete nicht mehr weiter, denn Yakup stieß einen zischenden Laut
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