0432 - Magico
dastanden, ohne den fallenden Trümmern auszuweichen, wirkte so, als hätten sie sich damit abgefunden, mit den Steinen zu sterben…
***
Als Glenda Perkins ging, hatte auch Suko keine Lust mehr, noch länger im Büro zu sitzen. Ob er zu Hause wartete oder beim Yard, das machte keinen Unterschied.
Glenda kam noch einmal zu ihm. »Wenn irgend etwas ist, Suko, du weißt ja, wo ich zu erreichen bin.«
»Okay, ich habe deine Telefonnummer.«
»Weiß Sir James Bescheid?«
»Ja, er ist informiert.«
»Aber nicht über Magico, von dem du mir berichtest hast.«
»Nein, aber das ist egal. Magico ist mir noch zu schwammig, zu sehr Begriff und zu wenig Realität.«
»Das kann ich verstehen. Bis morgen dann.«
»Okay, mach's gut.«
Als Glenda verschwunden war, legte Suko sein Kinn stützend in beide Hände. Er mußte zunächst einmal über das Phänomen nachdenken.
Dabei hatte er das Gefühl, als liefen von verschiedenen Seiten die Fäden zusammen, um sich zu verdichten und ein Netz zu bilden.
Welches Netz?
Ein dämonisches sicherlich, aber Suko wußte nicht, weshalb es aufgespannt worden war. Noch schwebte es über ihren-Köpfen, vielleicht fiel es irgendwann, falls es da nicht zu spät war. Deshalb wollten sie alles daransetzen, um es vorher zu zerstören.
Zwei seiner Freunde waren unterwegs nach London. Einmal John Sinclair, zum anderen Yakup. Suko hatte ihn zwar nicht direkt eingeladen, doch konnte er sich vorstellen, daß Yakup keine Sekunde verloren hatte, um nach England zu fliegen.
Ihm lag viel an Jane…
Bei dem miesen Schneeregenwetter hatte Suko seine Harley in der Garage gelassen und war mit Shaos kleinem Wagen gefahren. Auf sie würde bestimmt auch noch einiges zukommen. Shao hatte einen Kontakt gehabt. Sie gehörte zu den sensitiven Menschen, die manche Ereignisse spürten und ahnten. Schließlich stammte sie von der Sonnengöttin Amaterasu ab.
Wie so oft blieb Suko im Londoner Verkehr stecken. Und wie so oft nahm er sich vor, beim nächstenmal die U-Bahn zu benutzen.
Schnee, vermischt mit Regen, fiel aus dem tiefhängenden Wolkengrau und klatschte in harten Tropfen gegen die Scheiben. Ein paarmal mußte Suko länger anhalten.
Er hatte das Seitenfenster spaltbreit geöffnet. Kühle Luft strömte in das Auto. London bot an diesem späten Nachmittag keinen erfreulichen Anblick.
Shao hatte die Stimme gehört und ihren Freund angerufen. Suko war das gleiche Phänomen bisher noch nicht widerfahren, aber es traf ihn, als er vor einer Ampel halten mußte.
Plötzlich hörte er die Stimme.
Ein ferner, wehender Klang, den Suko dennoch identifizieren konnte.
Jane Collins sprach.
»Magico…« Sehr deutlich sogar vernahm Suko den Namen des ihm unbekannten Dämons. »Er frißt in mir, er ist in mir, er holt sich Stück für Stück meiner Seele. Er ist überall, im Kopf, im Körper, er will Informationen…«
»Welche?« Ohne daß es Suko richtig bewußt wurde, hatte er lauter gesprochen, aber keine Antwort traf ihn.
Die Stimme verschwand. Dafür hörte er das Hupen hinter sich. Die anderen Autofahrer wollten weiter. Suko hatte nicht bemerkt, daß die Ampel schon umgesprungen war. Endlich rollte er über die Kreuzung hinweg, Seine Gedanken drehten sich um Janes Hilfeschrei. Was hatte es zu bedeuten? Wurde sie zerstört?
Magico wollte an die Seele. An Janes Seele, und er wollte etwas erfahren.
Soko kam nur langsam vorwärts im Stau. Eingeklemmt zwischen zwei Lastwagen, schielte er in die Führerhäuser hoch und sah die Gesichter der Fahrer.
Sie wirkten hart, die Männer schienen schlechte Laune zu haben. Kein Wunder bei diesem Wetter und den miserablen Fahrbedingungen.
War Magico menschenähnlich? Möglicherweise konnte er sich in einen Menschen verwandeln, so etwas war immer möglich.
Die Fahrt dauerte Suko plötzlich viel zu lange. Es war schlimm, und er atmete erst auf, als er den Wagen in der Tiefgarage abgebremst hatte.
Der Lift schoß Suko hoch. Im Gang standen zwei Nachbarn, die grüßten, aber sonst keine Notiz von ihm nahmen.
Er klingelte und schloß gleichzeitig die Wohnungstür auf. Shao erwartete ihn am Durchgang zum Wohnzimmer. Sie stand im Türausschnitt und schaute ihn groß an. Über ihre Jeans hatte sie einen leichten gelben Pullover geworfen.
»Du siehst blaß aus«, sagte Suko, als er die Wohnungstür hinter sich schloß. »Ich fühle mich auch nicht gut.«
»Weshalb?«
»Komm rein, ich habe Tee gemacht.«
Suko hauchte ihr einen Kuß auf die Wange und betrat den
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