0433 - Herrin der Ghouls
Schnelligkeit zu verlassen. Nur, wenn es wirklich lebenswichtig war, griff Yalasa ein.
Sie konnte jederzeit mit jedem ihrer Diener Kontakt aufnehmen, die zwar Leichenfresser waren, aber keine Ghouls in jenem Sinne, wie die Menschen der Erde sie verstanden. Keine schleimigen Kreaturen, die unter der Erde lebten und selbst unter den Dämonen nur mit äußerster Geringschätzung behandelt wurden.
Diese Ghouls waren anders.
Sie waren stark und kämpferisch, nicht feige und hinterhältig.
Aber in ihrer usprünglichen Welt konnten sie nicht mehr leben, weil es dort nichts Lebendes mehr gab.
Yalasa nahm Verbindung auf. Mit einem ihrer Diener klappte es nicht. Es war jener, der für ihre Sicherheit bei der Entführung Rogiers deNoes hatte sorgen sollen. Er war ausgelöscht worden!
Sie bedauerte seinen Tod. Aber sie rief einen anderen zu sich.
»Ich habe einen Auftrag für dich«, sagte sie.
»Ich habe eine Frage an dich, Herrin«, sagte er aufmüpfig.
Das war sie von ihren Dienern nicht gewohnt. Die gehorchten doch widerspruchslos. Noch nie hatte es einer gewagt, sie zu unterbrechen, wenn sie zu ihm sprach. Dieser hier wagte es und verblüffte sie damit. Er konnte seine Frage stellen, ehe sie ihn zurechtweisen konnte.
»Herrin, warum hast du zugelassen, daß unser Gefährte in den Flammen starb? Du hättest ihn retten können.«
Aus großen Augen sah sie ihn an. »In den Flammen?« Sie wußte, was das für einen dieser Leichenfresser bedeutete. Feuer war das einzige, was sie fürchteten. Denn außer entsprechender Magie war Feuer das einzige Medium, das sie zu vernichten mochte. Und es war die schlimmste Todesart, die einem dieser langzahnigen Ghouls zustoßen konnte!
»Du weißt nichts davon, Herrin?« knirschte der Diener. »Vielleicht hättest du dafür Sorge tragen sollen, deine geringe Pflicht uns gegenüber so zu erfüllen, wie auch wir dir stets treu dienen! Du hättest ihn rechtzeitig zurückholen können, ehe er verbrannte. Wir alle haben mitempfunden, wie er starb. Wir alle konnten seine Gedanken schreien hören… nur du, Herrin, hörtest nichts. Denn du warst ja nicht bei einen treuen Dienern.«
»Du wagst es, so mit mir zu reden, Wurm?« schrie sie ihn an. Doch er ließ sich nicht einschüchtern.
»Für dich war es ja wichtiger, einen Menschen in deinen Palast zu entführen. Du willst ihn zu deinem Liebhaber machen. Das war für dich dringender, als deinem Diener zu helfen, der für dich sein Leben gab, als er deinen Auftrag erfüllte, Herrin!«
Sie starrte ihn an.
Sie war schockiert.
Zum einen, weil er es wagte, ihr Vorwürfe zu machen, zum zweiten, weil er als erster Langzahn-Ghoul Intelligenz zeigte! Denn um so mit ihr reden zu können, mußte er intelligent sein. Dabei reichte der Wortschatz seiner Artgenossen nur wenig über die Begriffe »Beute«, »Hunger« und »Fressen« hinaus.
Und zum dritten traf es sie, daß er auch noch recht hatte.
»Das alles geht dich nichts an«, sagte sie schroff. »Ich habe einen Auftrag für dich, gehorche.«
»Natürlich, Herrin.« Klang nicht Sarkasmus darin mit?
»Ich schicke dich zu zwei Personen, denen du meine Botschaft ausrichten wirst. Und du wirst sie anschließend zu mir begleiten. Greife sie nicht an. Sie sind gefährlich; sie würden dich vielleicht schneller töten, als ich dich zurückholen könnte. Aber wenn du sie nicht unmittelbar bedrohst, werden sie dich nicht attackieren. Allein deine Anwesenheit werden sie als einschüchternd empfinden.«
»Und ich werde bei diesem Auftrag ebenso allein sein wie unser Gefährte, der den Flammentod starb?« fragte der Ghoul ironisch.
»Du wirst nicht allein sein!« fauchte Yalasa ihn an. »Und nun höre, was du diesen beiden Menschen zu sagen hast!«
»Menschen«, murmelte er, und es klang so herabsetzend wie vorhin, als er dieses Wort wie auch die Bezeichnung »Herrin« so provozierend abfällig verwendete. Menschen, das war für ihn Beute wie jedes andere Lebewesen auf dieser Welt, das nicht seiner eigenen Rasse angehörte. Und mit der Beute zu reden, zu verhandeln, empfand er als entwürdigend.
Wer war denn schon so närrisch, mit seiner Nahrung zu reden …?
Aber Yalasa war die Herrin.
Noch…
***
Zamorra und Nicole fuhren herum. Im Reflex riß Zamorra das Amulett hoch, um es gegen den Unheimlichen zu schleudern. Der wich lediglich einen Schritt zur Seite.
»Das würde ich nicht tun«, sagte er mit seiner heiseren, spöttischen Stimme. »Der Fehler könnte jemanden das Leben
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