0433 - Zeitbombe London
Autodächer, Kühlerhauben und Kofferraumdeckel. Aber auch zwischen den abgestellten Wagen brannten kleine Feuer, von denen sehr viel Gefahr ausging. Wenn sie andere Autos in Brand steckten, konnte die Tiefgarage zu einer Hölle werden.
Das Wasser floß nicht mehr aus den dünnen Deckenrohren. Die Sprinkler-Anlage stellte sich nach einer gewissen Zeit ab.
Yakup hatte den Fall überstanden. Dennoch lag er wie tot auf dem Boden und war mit den Beinen halb unter einen Wagen gerutscht. Aber er gab nicht auf. Sein Training, gepaart mit dem eisernen Willen, sorgten dafür, daß er es schaffte, die ihn überkommende Schwäche zu verdrängen. Er war ein Mensch, der sich nicht hängenließ.
Zudem dachte er an seine Aufgabe.
Jane Collins war schon entführt worden, das Kidnapping der Chinesin Shao wollte er verhindern, wenn es möglich war.
Yakup kroch vor. Seine Kleidung war durchgenäßt. Sie lag schwer auf seinem Körper. Das brennende Benzin sonderte schwarze, fette Rauchschwaden ab, die träge über die Wagen hinwegtrieben und in Yakubs Kehle ein beißendes Kratzen hinterließen.
Noch sah er das grüne Feuer, als er sich aufrichtete und breitbeinig stehenblieb. Es flackerte zwischen den abgestellten Wagen, und Yakup war froh, daß sein Feind noch nicht das Weite gesucht hatte. Er wollte sich ihm wieder stellen.
Diesmal mit den Schwertern!
Die Zeit reichte nicht mehr. Der Ninja befand sich zwar schon in der Bewegung, als sich die Flammen veränderten, zu langen Schattenstreifen wurden und der Sarg seinen Platz am Boden verließ.
Er jagte über die Wagen hinweg.
Yakup drehte sich. Er schrie laut auf, als er Shao neben Magico liegen sah, warf die Schwerter zu Boden und griff zu Pfeil und Bogen.
Wenigstens einen Pfeil wollte er in den Sarg jagen, vielleicht konnte er ihn dadurch stoppen.
Der Flammensarg war einfach zu schnell. Er kannte genau seinen Weg und jagte dem Ausgang entgegen, dessen Tor noch immer weit offenstand und durch den Klang der Sirenen in die Tiefgarage hineinwehte.
Yakup hatte verloren. Er hätte schon fliegen müssen, um den Sarg einzuholen.
So aber lief er hinter ihm her und sah den makabren Gegenstand aus der Garage verschwinden…
***
Suko war nach der Stützmauer auf der schrägen Ebene gut aufgekommen und nahm, als er die nächsten Schritte zurücklegte, mehrere Dinge gleichzeitig wahr.
Das Tor zur Tiefgarage stand weit offen. Aus ihm drang der Gestank von brennendem Benzin, begleitet von schwarzen, dünnen Rauchfahnen, die dicht über das Pflaster trieben.
Der Blick des Inspektors fiel in die Garage. Dort sah er den Widerschein von Feuer und Schatten, der ein tanzendes Muster auf dem Boden und an den Wänden hinterließ.
Brannten Wagen?
Der Chinese glaubte auch, sich an einen Explosionsknall erinnern zu können, hörte aber jetzt von der Straße her das Jaulen der Polizeisirenen und sah die zuckenden Lichter auf den Wagendächern der Streifenwagen.
In ihren Schein mischte sich ein anderer.
Blaß und grün!
Das Sargfeuer!
Und der Flammensarg jagte herbei. Suko sah ihn raketenartig durch die Luft jagen und dem Ausgang entgegenstreben. Er war unheimlich schnell, flog fast in Kopfhöhe dahin und hätte den Inspektor selbst noch erwischt, der aber warf sich zu Boden, so daß der Sarg über ihn hinweghuschte.
Als Suko sich umdrehte, auf die Beine sprang und ihm nachschaute, war er schon zu weit entfernt, um seinen Inhalt erkennen zu können. Wie ein startendes Flugzeug stieg er in den dunklen Himmel über London und war sehr bald verschwunden.
Suko lehnte sich an die Mauer und blieb schweratmend stehen. Er schüttelte den Kopf und wußte genau, daß er eine Niederlage hatte hinnehmen müssen.
Er verließ seinen Platz nicht, weil zwei Feuerwehrwagen in die Garage einfuhren, um die Brände dort zu löschen.
Am Ende der Einfahrt standen die Polizeiwagen. Ihre Lichter drehten sich, die Sirenen waren abgestellt worden, Männer in Uniform hatten die Autos verlassen.
»Suko!«
Jemand hatte den Inspektor angerufen. Er sah Yakup den Weg hochlaufen. Der Türke trug seine Ninja-Kleidung und sah aus wie ein dunkles Gespenst. Da hatte sich der gute Portier in seiner Beschreibung kaum geirrt.
Suko erwartete ihn.
Yakup blieb vor ihm stehen. Er sah ziemlich mitgenommen aus, aber in seinen Augen leuchtete der Wille, es auch weiterhin zu versuchen. »Es tut mir leid, aber ich konnte nichts machen.«
Suko fragte direkt. »Hat er Shao?«
»Ja.«
Der Chinese nickte zweimal, bevor er seine
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