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0433 - Zum Sterben einen Stellvertreter

0433 - Zum Sterben einen Stellvertreter

Titel: 0433 - Zum Sterben einen Stellvertreter Kostenlos Bücher Online Lesen
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ich.
    »Sonst macht sie die größten Dummheiten.«
    »Wo befinden Sie sich, Mr. Wilston?«
    »Im Bellevue Hospital. Alice hat gedroht, die Presse zu informieren. Die Lady tobt wie eine Irre und wirft uns vor, wir wollten verhindern, daß das Verbrechen an die Öffentlichkeit kommt. Sie behauptet, selbst die Polizei würde den Mörder decken.«
    Das hatte gerade noch gefehlt.
    »Haben Sie nicht versucht, es ihr auszureden?« fragte ich.
    »Natürlich. Aber seitdem der Doc gegangen ist, der sie hierhergefahren hat…«
    »Der Ringarzt?« fragte ich.
    »Ja, Doktor Benjamin. Seitdem er gegangen ist, führt sie sich wie eine Irre auf.«
    »Damit durchkreuzt sie nicht nur unsere Pläne, sondern bringt sich selbst in Gefahr«, erwiderte ich.
    »Kommen Sie her. Cotton, ich schaffe es allein nicht«, flehte Wilston.
    Ich machte ihm einige Gegenvorschläge und setzte mich mit dem Nachtdienstarzt der Station in Verbindung.
    ***
    Das Büro der Gewerkschaft für Lastwagenfahrer lag in der 41. Straße Ost, in der Nähe der Central Station. Ich ließ meinen Jaguar auf dem Parkplatz am Bahnhof stehen und schlenderte zu Fuß hinüber.
    Ohne den Beitragsschein der Gewerkschaft wird kein Lastwagenfahrer in New York angestellt. Ich mußte mir zuerst ein Permit besorgen.
    Das Büro lag im fünften Stockwerk eines halben Wolkenkratzers. Es war seit sieben Uhr geöffnet. Inzwischen war es kurz nach acht Uhr morgens.
    Mit dem Lift schwebte ich hinauf. Um zünftig auszusehen, hatte ich meine dunkle Lederjacke angezogen und eine strapazierfähige Hose.
    Das Büro war wie die Schalterhalle einer Bank ausgestattet. Es gab fünf Schalter. Nur drei davon waren besetzt. Ich steuerte auf den mittleren zu, hinter dem ein älterer Gewerkschaftsfunktionär hockte. An den beiden anderen Schaltern warteten Schlangen von fünf bis zehn Mann.
    Der Mann empfing mich mit dem freundlichen Blick einer Bulldogge. Ehe ich den Mund aufmachte, knurrte er mich an:
    »Können Sie nicht lesen? — Dieser Schalter ist geschlossen.«
    »Allerdings«, erwiderte ich liebenswürdig, »aber ich habe keine Zeit, mich in die Schlange zu stellen. Sie werden deshalb die Güte haben, mir ein Permit auszustellen. Wieviel muß ich zahlen?«
    Der Mann starrte mich verblüfft an. Er schien in seinem Leben zum erstenmal auf Widerspruch gestoßen zu sein. Auf seiner Stirn bildeten sich steile Querfalten.
    Ich ließ ihn erst gar nicht zu Wort kommen.
    »Wenn Sie dafür nicht zuständig sind, melden Sie mich bitte bei Ihrem Boß.«
    Der Mann schnappte jetzt nach Luft wie ein Fisch, der aufs Trockene geworfen wurde.
    »Der Boß ist nicht da«, erwiderte er. »Dann gibt es einen Stellvertreter«, sagte ich hartnäckig.
    »Der bin ich«, knurrte die Bulldogge. »Sehen Sie, das trifft sich ausgezeichnet. Also, wollen Sie mir ietzt den Schein ausstellen?«
    Ich zauberte meinen FBI-Ausweis in die Hand und legte ihn vor dem Mann auf den Schreibtisch.
    Der Funktionär brauchte dreißig Sekunden, um die Zusammenhänge zu verstehen. Dann lief ein Erdbeben über sein Gesicht.
    »Verzeihung, Mr. Cotton — ich konnte das natürlich nicht ahnen«, brummelte er.
    »Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen«, erwiderte ich liebenswürdig, »ich will für ein paar Tage unter die Lastwagenfahrer gehen. Ich hatte Sie vorher telefonisch informiert.«
    »Ja, ich weiß.« Der Mann zog eine graue Karte hervor, übertrug die Personalien auf das Permit, das für die Dauer von vier Wochen ausgestellt wurde. Wortlos reichte er mir die Karte.
    »Und jetzt müssen Sie mir noch einen Job besorgen«, erklärte ich ihm. Wieder starrte er mich wie das siebte Weltwunder an. Ich schob ihm einen Zettel mit der Aufschrift Fruit-Import-Company, Jack Cannon & Co, Queens, zu.
    »Hier sind Firma und Telefonnummer. Sie brauchen den Leuten nur einzureden, daß sie einen Lastwagenfahrer suchen und Sie jemanden haben, der schleunigst Geld verdienen muß. Alles andere überlassen Sie mir.«
    Der Mann griff zum Telefon, ließ sich von der Zentrale verbinden und verlangte den Personalchef der Fruit-Import zu sprechen. Als er sich meldete, rasselte der Gewerkschaftsboß sein Sprüchlein herunter und schloß:
    »Ich schicke Ihnen den Fahrer sofort ’rüber.«
    Als der Mann von der Fruit-Import etwas erwidern wollte, drückte ich auf die Telefongabel und grinste.
    »Das übrige erledige ich selbst«, sagte ich noch einmal. »Und Sie werden bitte keinen Gebrauch davon machen, daß ein G-man sich für kurze Zeit als Lastwagenfahrer

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