0433 - Zum Sterben einen Stellvertreter
betätigt.«
Ich fuhr mit meinem Wagen nach Queens hinüber und stellte den Jaguar in einem Parkhochhaus ab, das nur fünf Minuten von der Fruit-Import entfernt war.
Soviel hatte ich während der restlichen Nachtruhe herausgefunden: Ben Gripsom war bei dieser Firma beschäftigt gewesen, als er wegen Rauschgift verurteilt wurde. Ich wollte möglichst weit zurückgreifen, um sicherzugehen.
An der Ecke kaufte ich am Kiosk einige Zeitungen, ließ mich auf einer Parkbank nieder und studierte die Berichte. Natürlich gab es einige findige Köpfe, die vom mysteriösen Boxunfall im Ring schrieben. Aber niemand ahnte den wahreh Grund: den Mord an Brecket.
In einer Kneipe schlürfte ich eine Tasse Mokka, ehe ich zur Fruit-Import hinüberschlenderte.
Der Pförtner sah mich über seine Brillengläser hinweg an und fragte nach meinen Wünschen. Ich hielt ihm meine Permitkarte vor die Nase und sagte, daß ich als Lastwagenfahrer bei der Firma anfangen sollte. Nachdem ich meinen Namen auf einen Anmeldungsschein geschrieben hatte, wurde ich weitergereicht.
In einem einstöckigen Gebäude zur Linken befanden sich drei Büroräume. Der Personalchef saß hinter der linken Tür. Ich ging hinein, ohne anzuklopfen. Das Vorzimmer war nicht größer als eine Duschkabine. Auf einem Drehstuhl saß ein Girl mit roten Haaren und einem ausgesprochenen Schmollmund. Ich durchschritt das Vorzimmer und betrat das Office des Personalchefs.
Hinter mir stieß die Sekretärin einen leisen Überraschungsschrei aus.
Ich hatte den Namen des Personalchefs an der Tür gelesen und sagte: »Hallo, Mr. Pomploun. Ich bin der neue Fahrer.« Ich ließ mich in den Stuhl fallen, der vor dem Schreibtisch stand.
Der Personalchef war über hundert Kilo schwer und erinnerte mich an einen gefährlichen Catcher, der in Kirmesbuden auftrat, um den Gegner nach wenigen Sekunden kampfunfähig zu schlagen.
»Verdammt«, knurrte der Mann und sah mich wütend an, »wer hat dich hier hereingelassen?« Er versuchte, sich aufzurichten. Seine Fäuste stützten sich auf die Schreibtischplatte. Die Schultern hoben sich um etwa vier Zoll. Dann sackte der Fleischkloß wieder in den Spezialsessel zurück.
»Ich denke. Sie wissen Bescheid«, erwiderte ich ruhig, klopfte eine Zigarette aus meiner Packung und steckte mir den Glimmstengel zwischen die Zähne. Die Augen des Personalchefs verengten sich zu winzigen Schlitzen. Jetzt hatte er das Aussehen einer gefährlichen Wildkatze.
»Ich hab dich gefragt, wer dich hier ’reingelassen hat«, zischte er.
Ich warf ihm mein graues Permit auf die Schreibtischplatte und sagte seelenruhig:
»Ich lege Wert darauf, noch heute anzufangen, denn ich bin restlos blank. Außerdem hat Ben Gripsom mir Ihre Firma empfohlen. Und ich halte viel von solchen Empfehlungen.«
Der Gesichtsmuskel unter der rechten Wange zuckte ein-, zweimal, dann schien der Bursche sich mit Tatsachen abgefunden zu haben. Jedenfalls lehnte er sich in den Sessel zurück und musterte mich scharf.
»Ich kenne keinen Gripsom«, knurrte er zurück.
»Der gestern abend als Lion Brecket gegen diesen miesen Argentinier gekämpft hat«, erwiderte ich, »Gripsom war doch vor gar nicht langer Zeit Fahrer Ihrer Firma!«
»Ich kann nicht ieden unserer Fahrer kennen«, erwiderte Pomploun, »außerdem brauchen wir keinen Fahrer. Alle Posten sind besetzt. Scheren Sie sich zum Teufel.«
»Ich denke nicht daran. Der Gewerkschaftsboß hat Sie angerufen.«
»… und ich habe ihm erklärt, daß ich keinen Mann brauche. Aber der Kerl hat eingehängt und mich nicht zu Wort kommen lassen.«
»Das ist meine Schuld«, erwiderte ich.
»Du bist ein verdammt hartnäckiger Bursche«, sagte Pomploun anerkennend, »irgendwie gefällst du mir.«
»Danke, kriege ich nun den Job?«
»Das kann ich in dem Fall nicht entscheiden«, knurrte er, schraubte sich im Zeitlupentempo aus dem Sessel hoch und setzte seine Massen in Bewegung. Ich verfolgte ihn mit meinen Blicken, als er zur Tür ging.
Er warf seiner Sekretärin einen unheilvollen Blick zu und stapfte hinaus. Kaum war die Tür hinter ihm ins Schloß gefallen, als sich das Girl von seinem quietschenden Drehstuhl erhob und ins Zimmer trippelte.
»Sie haben mir was Schönes eingebrockt«, sagte sie vorwurfsvoll und bedachte mich mit einem verführerischen Wimpernaufschlag, »wenn ich jetzt nicht ’rausfliege…«
»Entschuldigen Sie«, sagte ich, »bin gern bereit, mich zu revanchieren. Morgen ist Samstag. Darf ich Sie zum Dancing
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