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0433 - Zum Sterben einen Stellvertreter

0433 - Zum Sterben einen Stellvertreter

Titel: 0433 - Zum Sterben einen Stellvertreter Kostenlos Bücher Online Lesen
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Projektionsstrahl und die Kontrolle mit uns verbunden war.
    Ich rückte drei Stühl zurecht. Der vorderste war für mich gedacht, der hintere für Hellman. Zwischen den einzelnen Stühlen waren drei Schritte Abstand, so daß keiner dem anderen die Sicht nahm.
    Nach zehn Minuten kam Mr. Bets herein. Neben ihm trippelte Alice Paine. Sie trug ein himmelblaues Kostüm und hatte ihre Riesentasche mit dem Kater am Arm.
    Sekunden später erlosch das Licht. Hinter uns surrte kaum hörbar eine Kamera. Auf der Leinwand tauchten schwitzende Menschen auf.
    Deutlich fühlte ich die Hitze dieses Abends noch einmal auf meiner Haut. Männer mit aufgekrempelten Hemdsärmeln wischten sich unablässig den Schweiß von der Stirn und leerten Coca-Flaschen mit einem Zug.
    Der Kameramann hatte seinen Platz in der zehnten oder zwölften Reihe, so daß sämtliche Zuschauer, die in unmittelbarer Ringnähe saßen, mit auf dem Film waren. Ich entdeckte mich sofort. Der Panamahut lag auf meinem Schoß.
    Allerdings vermißte ich Miß Paine. Es war noch eine Reihe von Plätzen frei, die sich im Verlauf der ersten Kämpfe füllten. Nach neun Minuten erschien auch Miß Paine. Sie zwängte sich durch die engen Reihen und setzte sich behutsam auf ihren Stuhl. Dabei drehte sie der Kamera den Rücken zu.
    »Haben Sie sich erkannt, Miß Paine?« fragte ich nach hinten.
    »Der Film ist miserabel«, entgegnete sie, »ich werde die Columbia TV verklagen, wenn sie diesen Streifen ausstrahlt.«
    »Ich finde, Sie sind vorteilhaft getroffen«, entgegnete ich und beobachtete Miß Paine auf dem Film. Sie stellte die Tasche mit ihrem Kater auf den Schoß und beugte sich leicht nach vorn. In diesem Augenblick verdeckte ihr breiter Hut selbst die Schultern und die Tasche, die auf dem Schoß stand.
    Es folgten noch zwei Rahmenkämpfe. Miß Paine saß unbeweglich. Ich hielt nach Roger Hellman Ausschau. Man konnte ihn leicht mit dem schmächtigen Trainer von Lion Brecket verwechseln, der bereits am Ring hockte.
    Dann erschien der Argentinier Rocky Robero. Man sah deutlich, wie die Zuschauer jubelten. Nicht weniger herzlich war der Empfang für Lion Brecket.
    Jede Szene der folgenden Handlung war in meinem Gedächtnis wie ein Film gespeichert. Ich erfuhr durch den Streifen nur die Bestätigung.
    Der Kampf interessierte mich nicht mehr. Ich suchte jeden Zoll der Ringumgebung ab, prüfte Gesicht für Gesicht. Aber weder Hellman noch Cannon waren zu sehen.
    Alice Paine atmete heftig, als der Film zum Höhepunkt kam.
    Ungestüm griff Lion in der zweiten Runde an.
    In diesem Augenblick geschah es. Lion warf die Arme hoch und knickte in den Knien ein.
    Der Schmalfilmamateur mußte so überrascht gewesen sein, daß er die Kamera sinken ließ. Aber er hatte vergessen, den Dauerknopf auszuschalten, so daß die Kamera weitergefilmt hatte — und zwar die Zuschauer, die erregt aufsprangen. Nur Miß Paine blieb sitzen. Sie lehnte sich sogar einige Zoll zurück, so daß die Tasche wieder sichtbar wurde.
    Der Film endete wie abgeschnitten. Auf der Wand war nur das helle Viereck zu sehen. Das Licht wurde wieder eingeschaltet. Ich drehte mich um. Miß Paine saß in diesem Augenblick genau wie am Boxring. Die Supertasche mit dem Siamkater stand auf ihrem linken Oberschenkel.
    »Haben Sie etwas Verdächtiges bemerkt?« fragte ich Miß Paine.
    Sie schüttelte den Kopf, erhob sich und sagte:
    »Es war nicht sehr taktvoll, mir diesen Streifen zu zeigen.«
    »Bleiben Sie noch einen Augenblick, Miß Paine. Ich habe darum gebeten, den Film zweimal durchlaufen zu lassen, weil man beim erstenmal die Einzelheiten nicht mitbekommt. Darf ich Sie bitten, die Geduld aufzubringen und sich den Streifen ein zweitesmal anzusehen?« erwiderte ich.
    »Dann muß ich mich allerdings nach hinten setzen«, sagte sie, »denn ich bin weitsichtig.«
    Hellman rückte auf den mittleren Stuhl. Ich gab dem Vorführer ein Zeichen. Der Film lief wieder an.
    »Sie kommen erst ziemlich spät, Miß Paine«, sagte ich, ohne den Blick von der Leinwand zu nehmen.
    »Ich habe mich bei Lion aufgehalten«, entgegnete sie.
    »Vorher waren Sie mit ihm in einer Gaststätte. Sie haben mit Lion gegessen?«
    »Ja, aber welches Recht haben Sie überhaupt, mich hier auszufragen?« fauchte sie.
    Deutlich beobachtete ich im Film, wie Miß Paine sich auf ihren freien Platz am Ring niederließ und ihre Tasche auf das linke Bein stellte. Die schmale Seite zeigte zum Ring. In dieser Tasche befand sich der Siamkater, der Lion auf allen

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