0434 - Der letzte Coup der Höllenbande
notierte mir auf alle Fälle die Adresse, dann erkundigte ich mich nach dem Gepäck des Ermordeten. Doch davon wußte der Doc nichts. Ich ging deshalb zu dem Beamten der Stadtpolizei zurück und fragte ihn nach dem Verbleib der schwarzen Tasche. Er war von Anfang an am Tatort geblieben, wußte jedoch von diesem Gepäckstück nichts.
Ob Burwell das Diebesgut weggeworfen hatte, bevor er ins Krankenhaus kam? Oder hatte der Mann, der ihn verfolgte, sein Eigentum wieder an sich genommen, als er den Autoknacker erwischte? Es war mehr eine dunkle Ahnung als ein bestimmter Verdacht, der mich Schweste’r Birgit anrufen ließ. Die Stimme am Telefon klang noch sehr verschlafen, aber als ich von der Tasche anfing, wurde sie geradezu mürrisch. Ich gab den Hörer dem Stationsarzt weiter, dessen Stimme sie sofort erkannte. Sie wurde ganz kleinlaut und gab sofort die gewünschte Auskunft.
»Also bei der Hauspost liegt das Ding«, sagte der Doc und legte auf. »Eigentlich merkwürdig.«
»Nicht wenn man weiß, daß die Tasche zwanzig Minuten vorher gestohlen worden ist«, sagte ich trocken. »Burwell hatte Angst, das Beweisstück bei sich zu behalten.«
»Wenn Sie sich beeilen, finden Sie es noch«, sagte der Arzt nach einem Blick auf die Uhr. »Um diese Zeit bekommen wir immer die Post, und die Post unserer Patienten wird auch abgeholt. Vielleicht erwischen Sie noch den Postwagen.«
Den Lift verschmähend, nahm ich immer vier Stufen auf einmal. Der Portier befand sich nicht in seinem Trockenaquarium. Ich fand ihn vor der Tür und fragte ihn nach der Post.
»Vor zwei Minuten abgefahren«, sagte er. »Da vorn steht das Auto.«
An der nächsten Ampel sah ich den blaugestrichenen Lieferwagen des Zentralpostamtes. Die Ampel zeigte Rot. Ohne zu zögern kletterte ich in meinen Wagen und startete mit durchdrehenden Reifen. Wenn ich das Paket mit der Tasche jetzt nicht abfing, konnte es Wochen dauern, bis wir die richtige Adresse herausgefunden hatten.
Ich trat das Gaspedal bis zur vorderen Stoßstange durch, kam aber doch erst bei der nächsten Rotphase zur Ampel. Da dichter Verkehr quer zu meiner Fahrtrichtung herrschte, hätte auch das Rotlicht auf meinem Dach nicht viel genützt.
Also wartete ich ungeduldig, bis die Straßenkreuzung wieder frei war. Der Franklin Roosevelt Drive ist eine breite und übersichtliche Straße, die sich ziemlich gerade am East River entlangzieht. Ich konnte die Straße eine halbe Meile weit überblicken, sah aber zu meiner Verblüffung keine Spur mehr von dem Lieferwagen.
Mit seiner knallblauen Farbe war er auffälliger als eine gelbe Taube auf dem Asphalt. Und in den wenigen Sekunden, da meine Blickrichtung versperrt gewesen war, konnte er sich eigentlich nicht in Luft aufgelöst haben.
Es gab keine Abzweigung rechts oder links, in die der Wagen hätte einbiegen können. Ich schoß wie eine Rakete beim Geministart vorwärts und peilte rechts und links die einzelnen Toreinfahrten an. Nach etwa zweihundert Yard erhaschte ich einen Schimmer und riß sofort das Steuerrad herum. Rechtzeitig vor einem entgegenkommenden Omnibus fegte mein Jaguar über den Asphalt auf die andere Straßenseite. Die Schnauze’des Wagens ragte halb in die Einfahrt.
Ich sprang hinaus. Es war ein altes Haus mit einem viereckigen Durchbruch, der auf einen gepflasterten Hinterhof führte. An zwei Mülltonnen vorbei rannte ich um die Ecke und hatte das gesuchte Fahrzeug vor mir.
Es war um die Ecke gefahren worden, und nur die eine halb offenstehende Ladetür ragte etwas über die schützende Mauer vor.
Geduckt näherte ich mich dem Fahrerhaus und peilte durch die Scheibe.
Ich sah eine zusammengesunkene Gestalt in der Postuniform auf dem Sitz, eine Hand um das Lenkrad gekrampft, die Augen verzerrt verschlossen.
Sofort riß ich die Tür auf und stolperte zurück. Ein penetranter Geruch nach Chloroform strömte mir entgegen. Das Taschentuch vor Mund und Nase gepreßt, steckte ich den Kopf ins Innere und fühlte den Puls.
Der Fahrer lebte noch. Er schien nur betäubt zu sein. Auf dem Boden lagen eine Menge Glassplitter und eine kleine gelbe Pfütze. Das Chloroform war noch nicht gan2 verdunstet. Ich riß die zweite Tür auch noch auf, so daß ein kräftiger Durchzug entstand.
Dann ging ich ein paar Schritte nach hinten und holte tief Luft. Etwas von dem verdammten Zeug war mir trotz der Vorsicht in die Lungen geraten, und mein Magen begann zu rumoren. Gewaltsam unterdrückte ich das Gefühl und betrat die Ladefläche.
Zwei
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