0434 - Der letzte Coup der Höllenbande
das unter einem Stück Glas gelegen hatte. Es war ein Schlüsselbund von einem Auto mit eingravierter Nummer. Blitzartig kam mir ein Gedanke. Ohne ein Wort zu verlieren, schnappte ich mir einen Handscheinwerfer und umrundete den Schuttplatz. An der Rückseite hatte ich die Garage gefunden, die auch nur noch aus Asche bestand. Es war nicht schwer, sich einen Zugang zum Zentrum zu verschaffen. Nur hier konnte er das Benzin herhaben. Doch sosehr ich auch suchte, einen Benzinkanister konnte ich nicht finden. Dafür stieß ich mit der Eisenstange plötzlich ins Leere und stolperte. Als ich nachsuchte, fand ich nur eine schmale Stelle. Eifrig räumte ich ein paar Dachziegel weg und sah auf den betonierten Boden.
Mit dem Stab war ich in einen Schlitz gefahren, der von dicken Holzbohlen abgedeckt wurde. Eine hatte sich verschoben, und so hatte ich die Öffnung entdeckt. Es war eine Montiergrube, wie sie in vielen Garagen eingebaut wird. Vielleicht hatte Gorham hier sein Spritlager angelegt? Als ich zwei Bohlen weggeräumt hatte, quetschte ich mich durch die Öffnung und stand auf ein paar Betonstufen. Die Lampe leuchtete jeden Quadratzoll des Mauerwerks ab. Ebenso den Fußboden aus Lehm, auf dem ein paar Ölflecke sichtbar waren. Es war ein schmaler und langer Raum, der wie leergefegt wirkte, Enttäuscht musterte ich die gemauerten Wände, die wie unter einem Röntgenschirm angestrahlt wurden. Plötzlich stutzte ich und ging zwei Schritte näher. An der Schmalseite mir gegenüber war mir aufgefallen, daß die Fugen schmaler waren. Außerdem wirkte die Wand stumpfer und nicht so feucht. Ich klopfte kurz dagegen und pfiff einmal kurz durch die Zähne. Sie war aus Holz und nur täuschend ähnlich gebaut. Bei einer flüchtigen Kontrolle würde hier niemand ein Versteck vermuten.
»Suchst du weiße Mäuse?« rief mir O’Connor von oben zu.
»No, Rattenlöcher«, sagte ich und bat ihn um eine Axt. Verblüfft gab er sie mir, und ich setzte mit den Schlägen in der Mitte an.
Das Holz war nicht sehr massiv und splitterte leicht. Nach ein paar Minuten hatte ich ein Loch freigelegt, durch das ich beqüem kriechen konnte.
»Schau dir das an«, rief ich über die Schulter und hob die Lampe höher. Es war wirklich eine Überraschung, die sich unseren Blicken darbot.
O’Connor machte ebenfalls große Augen und sog die Luft hörbar ein.
***
Phil erfuhr alserster von dem erfolgreichen Ausbruch Malvin Mottvilles. Er hatte sich an den Apparat O’Connors gesetzt, um alle einlaufenden Nachrichten über die Fahndung nach den drei Sids zu koordinieren. Die Meldung riß ihn aus seinem Halbschlaf, und er gab sofort Malvins Namen mit der nächsten Durchsage bekannt. Dann ließ er sich mit dem Untersuchungsgefängnis verbinden und sich genau die Details schildern. Es war ihm sofort klar, daß Malvin nicht allein geflohen war. Ohne fremde Hilfe konnte er gar nicht spurlos die Zelle verlassen haben. Also waren seine Komplicen nicht nur in der Nähe, sie beobachteten auch haarscharf jeden Schritt, der gegen sie unternommen wurde. Nur so hatten sie in wenigen Stunden die Befreiung des Gefangenen ins Werk setzen können.
Phil hielt es für zwecklos, die Straßen abriegeln zu lassen und die Bahnhöfe zu überwachen. Erstens war Trenton zu groß, zweitens war es sicher, daß sich der Schlupfwinkel mitten in der Stadt befand. Seitdem Gorham verschwunden war und Malvin entflohen, war die Spur zu den Gangstern abgerissen. Sie hatten jetzt als Augenzeugen nur noch das Mädchen, deren Erinnerungsvermögen jedoch durch die Alkoholnarkose stark getrübt war. Und noch immer tappte er über die Pläne im dunklen, obwohl sich bei ihm das’ Gefühl immer mehr verdichtete, daß der große Coup unmittelbar bevorstand.
Von der Funkzentrale wurde eine Meldung an Phil durchgegeben. Einer der Streifenwagen hatte einen abgestellten Cadillac gefunden und gab die Nummer zum Vergleich durch. Phil verglich sie mit dem Notizzettel und stellte fest, daß der Wagen zu Gorhams Wagenpark gehörte.
»Wo steht der Schlitten?« fragte er durch das Haustelefon.
»An der Einfahrt zum Flughafen, direkt unter einem Parkverbotsschild«, sagte der Kollege vom Mikrofondienst.
»Also so deutlich, daß man ihn direkt finden muß, selbst wenn man schläft«, knurrte Phil. »Ich wette, das soll nur sein, damit wir uns in die falsche Richtung bewegen.«
»Oder die Kerle hatten es verdammt eilig«, wandte ein Kollege ein. »Es geht nur eine Nachtmaschine ab.«
»Wohin?« erkundigte
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