0435 - Das Hexentor
versteckten sich meit hinter hohen Bäumen, inmitten kleiner Parks oder großer Grundstücke, aber auch in der Nacht schimmerte immer der Umriß eines erhellten Fensters oder der Kreis einer Laterne durch.
An diesem Abend sah ich nichts!
Ich spürte den Schauer auf meinem Rücken. Janes Unruhe hatte mich angesteckt. Die hohen Bäume sahen aus wie mächtige Säulen. Hinter jedem Stamm konnte eine Gefahr lauern. Die sieben Hexen hatten längst gespürt, wer sich in ihrer Nähe aufhielt. Ich rechnete damit, daß sie dabei waren, den Kreis enger zu ziehen.
Wo konnten sie sich versteckt halten?
Ich versuchte, mir die Umgebung in die Erinnerung zu rufen. Wer die Nachbarn der Conollys waren, wußte ich nicht. Sieben Hexen konnten sich nicht im Freien verborgen halten. Sie mußten sich irgendeine Behausung in der Nähe gesucht haben, und die wollten wir finden.
Ich ging zu Jane. »Erinnere dich an das Bild auf dem Kreuz und laß die Personen mal weg. Was hast du als Hintergrund gesehen?«
Jane überlegte kurz. »Fackelschein.« Sie strich einige Haarsträhnen zurück. »Und Gemäuer.«
Ich nickte. »Das ist es. Fackelschein und Gemäuer. Das paßt zu einem Keller oder einem alten Verlies. Meinst du nicht auch?«
»Natürlich.«
»Dann müßten wir Keller absuchen.«
Jane lächelte. »Es wird schwer sein.«
»Das weiß ich auch.«
Ein Wagen bog am Ende der Straße um die Ecke. Seine Scheinwerfer stachen in die Finsternis hinein und schoben einen hellen and langen Flecken vor sich her.
Ich trat unwillkürlich zurück und steckte meine Hand in die Tasche, wo sie den Griff der Waffe umklammerte. »Stell dich hinter mich!« bat ich Jane.
Sie tat es.
Ich wartete. Der Wagen kam langsam näher, als wollte er neben uns stoppen.
Das geschah auch.
Leise surrte die Scheibe nach unten. Aus dem Mercedes hörten wir eine fragende Stimme. Auch das blasse Gesicht eines Mannes erschien.
»Haben Sie auch keinen Strom hier?«
Ich war beruhigt. »Nein, Sir.«
»Das ist vielleicht ein Mist. Ich werde jetzt einige Typen von der technischen Verwaltung aus dem Bett holen und ihnen in den Arsch treten. Eine Unverschämtheit. Ich hatte Gäste, Ausländer, wir wollten ein Geschäft abschließen. Und jetzt dies.«
»Man wird bestimmt etwas unternehmen.«
»Ja, morgen.« Er nickte noch einmal wütend, gab Gas und fuhr weiter.
Es war trotzdem nicht ruhig. Obwohl wir niemand sahen, hörten wir Stimmen. In der Dunkelheit klangen sie besonders laut. Das Wort Licht und Strom fiel des öfteren.
»Wir sollten gehen«, sagte Jane.
»Und du weißt, wohin?«
»Ja, ich spüre es.«
»Wie?«
»In meinem Innern. Ich habe einfach das Gefühl, als hätte sich etwas verändert. Genaues kann ich darüber nicht sagen, aber du kennst das sicherlich. Ich werde den Eindruck nicht los, daß sie bereits auf uns fixiert sind.«
»Das heißt, sie könnten unterwegs sein.«
»Das fürchte ich auch.«
»Wollen wir es hoffen. Eine erkannte Gefahr ist nur eine halbe.« Ich strapazierte das alte Sprichwort, bevor ich wieder mein Kreuz aus der Tasche holte.
Es fand seinen Platz auf meinem Handteller. Kein Bild zeigte sich diesmal am Schnittpunkt der beiden Balken. Völlig normal lag es vor meinen Blicken.
Und trotzdem war ich davon überzeugt, daß es manipuliert wurde. Es besaß einen anderen Glanz, er kam mir dunkler vor, so dunkel wie die Kraft der Großen Mutter, Liliths Geist lauerte…
Jane war schon vorgegangen. Sie hielt sich dicht an den Mauern und Zäunen der Grundstücke, weil dort mehr Schatten herrschte und sie nicht so leicht entdeckt werden konnte.
Ich blieb hinter ihr.
Wir passierten die Bäume an den Rändern des Gehsteigs. Rechts von uns lag die tiefe Dunkelheit über den Gärten. Wenn wir zum Himmel schauten, funkelte dort kein Stern. Die Gestirne hatten sich hinter schweren, düsteren Wolken versteckt.
Die Stunde der Finsternis war angebrochen, und das im doppelten Sinne des Wortes.
Hin und wieder vernahmen wir einen lauten Ruf, der uns aber nur als schmales Echo erreichte. Die Bewohner hatten sich mit dem Stromausfall nicht abgefunden.
Wagen huschten über die vor uns liegende Kreuzung. Einmal wurde gehupt.
Wir gingen weiter.
Keine Hexe zeigte sich, und als wir die Kreuzung erreichten, blieb Jane stehen.
»Nach links oder rechts?« fragte ich.
»Das ist die Frage«, erwiderte sie flüsternd und schaute sich, ebenso wie ich, um.
Die Umgebung blieb gleich. Große Grundstücke, breite Häuser, weit von der Straße
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