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0435 - Das Hexentor

0435 - Das Hexentor

Titel: 0435 - Das Hexentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Mitternacht, um Mitternacht gehe ich auf das Feld und trage Wasser, Wein und Salz. Trage Wasser, Wein und Salz und meinen Talisman, den ich schon in der Hand halte, mit Salz darin. Mit dem Wasser und dem Wein besprühe ich mich und erflehe eine Wohltat Paradias in Ergebenheit.«
    Sie rezitierte diese Anrufung sehr langsam und betont. Zudem sprach sie in einem bestimmten Akzent, denn all dies war wichtig und gehörte zusammen. Manchmal beschworen sie die Große Mutter auch mit anderen Sprüchen. Da vereinigten sich dann mehrere Sprachen, wie das Hebräische, das Arabische und das Griechische. Doch diesen Wortsalat ließ Ghislaine heute aus, sie wollte nur den direkten Kontakt zur Großen Mutter und ihre Kraft erflehen.
    Aus fiebernd wirkenden Augen schauten die übrigen sechs Frauen zu.
    Jede von ihnen wußte, wie wichtig der heutige Tag war, sollte sich doch in dieser Nacht das Hexentor öffnen und die Feinde der Großen Mutter wie ein Maul verschlingen.
    Aber noch mußten sie flehen, sprechen und liebkosen, damit die Große Mutter bewiesen bekam, wie sehr ihr gehuldigt wurde.
    Ob Lilith oder Aradia, die Namen, so unterschiedlich sie auch klangen, hatten eine bestimmte Bedeutung.
    Sie galten der Großen Mutter!
    Und Ghislaine ließ sich nicht unterbrechen. Sie kroch um die Statue herum, berührte sie überall und flüsterte den anderen plötzlich zu: »Sie ist warm, meine Lieben, ja, sie ist warm. Ihre Haut hat sich erwärmt. Sie hat unsere Botschaft verstanden, und sie gehört zu uns…«
    Die übrigen sechs Frauen versteiften sich. Im zuckenden Feuerschein, der über ihre Gestalten rann, war deutlich die Gänsehaut zu sehen, die sie bedeckt hielt.
    Ein Schauerschock durchströmte sie.
    Und der Singsang wurde fortgesetzt. Er bestand nicht mehr aus Worten, nur aus einer dumpf klingenden Melodie, die durch den Keller schwang und das Böse hervorholen sollte.
    Ghislaine sang nicht mit. Sie beschäftigte sich mit der Statue. Manchmal flüsterte sie ihr etwas in die großen Ohren, dann zog sie sich wieder zurück, ließ ihre Hände auf der Gestalt liegen, denn der Kontakt sollte nicht unterbrochen werden.
    Der Gesang der anderen blieb gleich. Da stimmte einfach die Tonlage, die nie wechselte, aber Ghislaine sprach lauter. »Gib uns das Zeichen!« flüsterte sie. »Gib uns endlich das Zeichen. Wir haben es verdient, wir haben dir gedient. Wir wollen, daß du uns nicht im Stich läßt. Das Zeichen, nur das Zeichen…«
    Die Große Mutter blieb stumm.
    Aber Ghislaine gab nicht auf. Sie befand sich wie in einem Rausch, floh, bettelte und zuckte plötzlich von der Figur weg, wobei sie einen Schrei ausstieß.
    Fast wäre sie noch gefallen, hätte sie die starken Arme der Jüngsten nicht aufgehalten.
    »Du hörst etwas?« flüsterte sie.
    »Ja…«
    »Was war es?« fragte Carla, die Kreolin und leckte Schweißtropfen von der Oberlippe.
    »Die Botschaft konnte ich empfangen. Wir sind auf dem rechten Weg. Ihre Magie hat dieses Gebiet erreicht. Es liegt bereits unter ihrem Einfluß. Dunkelheit!« hauchte Ghislaine. »Ewige Dunkelheit. Die Menschen werden nichts sehen können. Die Bäume werden zu Schatten, Sträucher zu drohenden Gestalten, wo der Tod lauert, wird Leben sein, Hexenleben. Die Angst kriecht in die Straßen. Sie wird die Menschen erfassen und aus dem Feuer der Hölle wird sie aufsteigen und herrschen…«
    »Hat dir die Große Mutter das gesagt?« fragte Dominique.
    Ghislaine nickte. »Und noch mehr. Sie hat mir davon berichtet, daß unsere Feindin bereits in diesem Gebiet erschienen ist. Sie lebt hier, sie weiß auch, daß etwas geschieht…«
    »Wir müssen sie holen!« schrie eine Frau, die sich über ihre Augen wischte. »Wir müssen sie holen!« Mit abgespreizten Armen stand sie da und starrte die Figur an.
    »Vielleicht wird sie auch kommen!« vermutete Carla.
    Ghislaine zuckte herum. »Woher weißt du das?« fragte sie. »Woher?«
    »Ich spüre es.«
    »Ja, ich ebenfalls. Die große Mutter will, daß sie kommt und in der Schlinge verbrennt wie Wikka.«
    »Dann soll sie das Tor öffnen!«
    »Es wird geschehen. Ihr braucht euch nicht zu fürchten. Ich habe von der großen Finsternis gesprochen. Sie ist bereits über dieses Gebiet hereingebrochen. Die Menschen können nichts mehr sehen. Wenn sie Licht haben wollen, müssen sie Kerzen anzünden, aber das Licht der Kerze ist auch unsere Helligkeit, unser Symbol. Ihr versteht?«
    Die sechs Hexen nickten.
    »Jetzt bin ich zufrieden«, sagte Ghislaine. »Sie hat mir

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