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0436 - Sie müssen sterben, Mr. High!

0436 - Sie müssen sterben, Mr. High!

Titel: 0436 - Sie müssen sterben, Mr. High! Kostenlos Bücher Online Lesen
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dichten schwarzen Augenbrauen, die wie zwei struppige Zahnbürsten unter seiner Stirn hingen. Bevor er jedoch zu einem Entschluß gekommen war, gab es eine Unterbrechung. Am oberen Ende der acht oder neun Stufen zählenden Treppe, die der Haustür gegenüber von der Halle ins Hochparterre hinanführte, erschien ein dürrer, schlaksiger Mann. Er stützte sich auf die neben der Treppe herlaufende Geländerstange und rief:
    »Hey, Johnny, was ist los?«
    »Da sind zwei G-men, Acky«, kläffte unser Freund zurück. »Sie wollen mit dem Boß sprechen.«
    »G-men?« wiederholt der Dürre aufgeregt.
    »Sieht so aus. Jedenfalls hatten sie einen glitzernden Stern und behaupteten, das wäre die Marke vom FBI.«
    »Ich sage Rex Bescheid!« kreischte der Dürre und verschwand so schnell, wie er aufgetaucht war.
    Ich nahm mir eine Zigarette und gab Phil Feuer. Nachdem wir kaum drei oder vier Züge geraucht hatten, erschien der Dürre oben wieder an der Treppe.
    »Okay«, rief er herab. »Der Boß hat fünf Minuten Zeit für die G-men.«
    »Wie gnädig«, bemerkte mein Freund.
    Wir stapften die Stufen hinauf. Oben machte der Flur einen Knick nach links, und wir folgten dem Dürren in diese Richtung, während er vor uns her tänzelte wie ein nervöser Tanzlehrer vor dem Aufzug der Debütantinnen, die in die große Gesellschaft eingeführt werden sollen.
    Auf beiden Seiten des Flurs gab es einige dunkel gestrichene, sehr massiv aussehende Türen. , Vor der vierten blieb unser hagerer Führer stehen, klopfte zaghaft, wartete auf ein undefinierbares Geräusch, das von drinnen laut wurde, und stieß uns dann die Tür auf.
    »Vielen Dank«, sagte ich freundlich. »Wenn Sie mal Zeit dazu haben, probieren Sie mal ein richtiges Essen. Sonst müssen Sie sich eines Tages den Anzug an den Ohren aufhängen, damit er nicht einfach zu Boden rutscht.«
    Er grinste ein bißchen blöde, aber in seinen wasserhellen Augen stand ein tückischer Ausdruck. Vielleicht verbarg sich hinter der dürren äußeren Erscheinung ein Bursche, der gefährlich werden konnte.
    Wir kamen in ein überraschend gemütliches Wohnzimmer. Dicke, bunte Teppiche moderner Musterung bedeckten den Fußboden. Breite, ausladende Polstermöbel mit rechteckigen Schaumgummikissen beherrschten die Mitte des unerwartet großen Raumes. An den Wänden zogen sich niedrige Schränke und Regale hin, in denen — ich traute meinen Augen kaum — wenigstens zweihundert Bücher standen. Ein literarisch beflissener Geschäftsmann aus der Unterwelt — man lernt nie aus.
    Ryer, dessen kantiges Gesicht und stiernackigen Hals wir schon von seiner Karteikarte her kannten, lag auf einer Art Diwan mit ungeheuren Dimensionen. Drei Soldaten der Marine-Infanterie hätten mitsamt ihrem ganzen Sturmgepäck darauf Platz gehabt. Ryer allerdings zog eine andere Belastung des Riesenmöbels vor: zu seinen Füßen hockte eine zierliche Blondine in einem giftgrünen, weiten, fließenden Kleid aus irgendeinem schillernden und sehr teuer aussehenden Material. Aus lustigen, funkelnden, neugierigen blauen Augen sah sie uns erwartungsvoll entgegen.
    Höflich, wie wir nun einmal sind, nahmen wir die Hüte ab. Es war reine Gewohnheitssache, daß wir das beide mit der linken Hand taten. Ryer balancierte behutsam sein volles Bierglas auf das Tischchen, das neben dem Diwan stand, nahm sogar die halb aufgerauchte, sehr dunkle Zigarre aus dem Munde, allerdings nur, um ein Tabakkrümel auszuspucken, wie sich sogleich herausstellte, klemmte darauf den dunklen Tabakstrunk wieder zwischen die Lippen und bemerkte nun endlich:
    »Ich bin Ryer.«
    Wir hätten ja der Konvention entsprechend erwidern können, daß wir uns freuten, seine Bekanntschaft zu machen, aber warum soll man lügen, wenn man nicht unbedingt muß? Also nannten wir statt dessen einfach unsere Namen und ließen dabei die Dienstausweise sehen, denen Ryer nur einen flüchtigen, die Blondine dagegen einen staunenden Blick schenkte.
    »Das ist Suzie Wocester«, brummte er mit seiner tiefen Stimme, indem er mit einem Nicken auf das Mädchen zu seinen Füßen hinwies. »Eine entfernte Verwandte.«
    Die Verwandtschaft bestand vermutlich nur auf dem Umweg über Adam und Eva, aber im Grunde ging uns das ja nichts an. Also nickten wir dem Mädchen nur-- höflich zu und wurden dafür beide mit einem strahlenden Lächeln beehrt.
    »Na«, knurrte Ryer, »nun mal ‘raus mit der Sprache, Jungs. Was habt ihr auf dem Herzen? Soll ich was für euren Waisenfonds stiften? Oder um

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