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0436 - Sie müssen sterben, Mr. High!

0436 - Sie müssen sterben, Mr. High!

Titel: 0436 - Sie müssen sterben, Mr. High! Kostenlos Bücher Online Lesen
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will Sie wirklich nicht stören, Mrs. Anderson. Ich wollte nur gern eine Auskunft von Ihnen haben.«
    »Ach ja, du wolltest eine Auskunft. Na, was ist es denn? Bist du in Schwierigkeiten?«
    Ann Forth wurde rot, was man trotz der Schminke sehen konnte.
    »Aber nein«, sagte sie. »Ich — ich möchte nur gern wissen, wie Ihr neuer Mieter heißt.«
    »Mein — na, sieh mal an! Hast du dich in ihn vergafft? Ja, Mister Ross ist ein sehr feiner Mensch. Ein vornehmer Mann, möchte ich sagen. Gar nicht so primitiv wie die anderen Leute hier in der Straße. Ein wirklich gebildeter Herr. Mister Walter G. Ross. Das klingt gut, nicht wahr?«
    »Ja«, bestätigte Ann und fuhr schnell fort: »Wissen Sie, was für einen Beruf er ausübt?«
    »Beruf!« sagte Mrs. Anderson wegwerfend. »Mein liebes Kind., einen Beruf üben nur Leute aus, die nichts haben. Mister Ross hat es nicht nötig, einem Job nachzulaufen. Er ist vermögend. Natürlich wird er gelegentlich Geschäfte machen, vielleicht auch an der Börse gewisse Umsätze tätigen — aber einen Beruf, nein, Ann, das hat er nicht nötig.«
    »Er sieht gut aus, nicht wahr?«
    »Blendend! Dieses seidige Haar —«
    »Es ist schwarz, nicht wahr?« fiel Ann ein.
    »Schwarz? Aber wie kommst du denn darauf? Braun ist es, kastanienbraun, nein, nicht richtig, mehr — ach, es ist unbeschreiblich. Wirklich, ein Bild von einem Mann. Ich bin sicher, daß er einmal in die große Gesellschaft einheiraten wird. Bei seiner Bildung, seinem Aussehen und seinen Verhältnissen — da kommt so etwas von ganz allein.« Ann Forth stand auf.
    »Ich will Sie nicht länger stören, Mrs. Anderson«, sagte sie. »Gute Nacht!«
    Sie drehte sich um und lief so schnell hinaus, daß Mrs. Anderson gar nicht dazu kam, ihre übliche Neugierde zu befriedigen. Um so überraschter blickte sie dem Mädchen nach. Zehn Gedanken huschten ihr gewissermaßen auf einmal durch den Kopf. Vor allem natürlich die Frage, warum sich ein so junges Mädchen für ihren neuen Mieter interessierte. Während sie die kühnsten Spekulationen anstellte, trank sie, ohne es zu bemerken, den Gin aus. Der Alkohol machte sie verwegener, als sie wohl sonst sein mochte. Sie beschloß, Mr. Ross davon in Kenntnis zu setzen, daß sich ein Mädchen namens Ann Forth nach ihm erkundigt hatte.
    Als sie nach mehrmaligem Klopfen keine Antwort bekam, setzte sie sich an den Schreibtisch ihres verstorbenen Mannes und schrieb mit weitausladenden Zügen:
    »Lieber Mister Ross, soeben hat sich ein junges Mädchen nach Ihnen erkundigt. Sie heißt Ann Forth und wohnt ganz in der Nähe. Sogar Ihren Beruf wollte sie wissen! Seien Sie vorsichtig. Das Mädchen hat keinen guten Ruf. Ihre Lee Anderson.«
    Sie schob den Zettel unter der Tür des Apartments durch und kehrte zu Fernsehgerät und Gin-Flasche zurück. Soeben hatte ein Wildwest-Film begonnen, und im Lärm klappernder, stampfender Hufe und knallender Schüsse überhörte Mrs. Anderson tatsächlich, daß ihr neuer Mieter nach Hause kam.
    Walter G. Ross sah keineswegs so gut aus, wie die verklärende Vorstellungskraft einer einsamen Frau ihn gemalt hatte. Sein etwas fahles Gesicht war ziemlich alltäglich, abgesehen von dem stechenden Ausdruck seiner Augen, die nie zur Ruhe kamen. Kaum hatte er sein Apatment betreten, da entdeckte er auch schon den Zettel auf dem Fußboden hinter der Tür. Verwundert bückte er sich und hob ihn auf. Mit gerunzelter Stirn las er den kurzen Text. Ann Forth, wiederholte er ein paarmal in Gedanken, Ann Forth. Wer konnte das sein? Er konnte sich nicht erinnern, den Namen schon einmal gehört zu haben. Eine Weile stand er reglos im Zimmer und betrachtete geistesabwesend den Zettel. Dann sah er auf seine Uhr. Es war fünfzehn Minuten nach zehn.
    Er drehte sich um und schloß ein Schränkchen auf, dessen Schlüssel er stets bei sich trug. Aus dem obersten Fach nahm er eine kleine, längliche Blechschachtel. Er klappte sie auf.
    Die Schachtel enthielt von einem Dutzend noch genau zehn neue Bleistifte.
    ***
    Während ich Ryers Wagen durch den Queens Midtown Tunnel folgte, telefonierte Phil über Sprechfunk mit der Unfallabteilung der Stadtpolizei, die gerade angerufen hatte. Mit einer Handbewegung schaltete er den Zusatzlautsprecher ein, so daß ich mithören konnte.
    »Wir haben unsere Unterlagen geprüft«, sagte die sonore Stimme irgendeines Mannes der Unfallabteilung. »In der vorigen Woche gab es in der Downtown von Manhattan einen Verkehrsunfall mit tödlichem Ausgang. Nachts

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