0437 - Sie müssen sterben, Mr. High!
viel mehr kann man in dieser Sache nicht tun. Jedenfalls nicht mehr als die Mordkommission schon von sich aus tun wird. Aber mich beschäftigen vor allem die beiden nächsten Telefonanrufe, die Fountain gestern abend aus seinem Hotel erledigte. Einer betraf eine Pension, wo vor fünfzehn Jahren eine gewisse Belinda Tuckle wohnte. In der Pension wußte man nur noch, daß sie geheiratet hat, und da der jetzige Pensionsinhaber damals Hochzeitsgast war, konnte er Fountain den Namen des Pfarrers sagen, der die Trauung durchführte. Prompt rief Fountain den Pfarrer an. Aus irgendeinem Grunde scheint Fountain viel daran zu liegen, dieses Mädchen ausfindig zu machen. Ich weiß genau, daß ihr Name in den Prozeßakten von damals nicht auftauchte. Man hat also damals gar nichts von dem Mädchen gewußt.«
»Sie meinen, Jerry, Fountain könnte die Diamanten damals bei dem Mädchen versteckt haben?«
»Es ist immerhin eine Möglichkeit. Ich weiß von dem Pfarrer, daß sie einen Mann namens Richard Buston geheiratet hat. Aber leider weiß der Pfarrer nicht, wo das Paar jetzt wohnt. Ich habe veranlaßt, daß bei allen möglichen Dienststellen nach ihnen gesucht wird. Liegt noch immer kein Resultat vor?«
»Bis jetzt nicht, Jerry. Ich weiß nur, daß die Adreß- und Telefonbücher von New York ergebnislos durchkämmt worden sind. Ein paar Leute sind dabei, die entsprechenden Verzeichnisse der Nachbarstädte vorzunehmen, also New Jersey, Yonkers, Hoboken und so weiter und so weiter. Im Notfälle dehnen wir die Arbeit per All-Staaten-Fahndung auf sämtliche Ortschaften der fünfzig Bundesstaaten aus.«
»Hoffentlich bleibt uns das erspart. Sonst können wir uns womöglich mit einigen tausend Richard Bustons herumärgern. Okay. Sollte die Fahndung nach Fountain oder Buston etwas ergeben, erbitte ich umgehend Bescheid.«
»Selbstverständlich, Jerry. Ich sorge schon dafür, daß Sie am Ball bleiben können, sobald sich etwas ergibt. Denn schließlich ist Fountain euer Fall.«
»Leider.«
Mein nächster Anruf galt Lieutenant Easton von der IV. Mordkommission.
Ross hatte sich in der 86. Straße noch nicht wieder sehen lassen. »Ich glaube auch nicht, daß er dort noch einmal aufkreuzt. Nachdem ihm seine redselige Wirtin auf die Nase gebunden hat, daß Ann Forth hinter ihm herfragte, wird ihm der Boden wohl zu heiß geworden sein«, meinte der Lieutenant.
»Ich glaube es auch nicht«, gab ich niedergeschlagen zu. »Ich möchte nur wissen, was wir tun können, um das Mädchen zu finden. Er kann sie nicht ewig mit sich herumschleppen. Mit jeder Stunde wird ihm das Mädchen mehr zur Last fallen. Und wenn er wirklich schon Blick Huller umgebracht hat…« Ich sprach meinen Gedanken nicht zu Ende. Easton dachte sicherlich das gleiche, sagte es aber auch nicht. Er knurrte nur:
»Manchmal wünschte ich mir, ich wäre nie zur Polizei gegangen. Es gibt Situationen, wo man sich selbst mit dem ganzen ungeheuren Polizeiapparat hilflos vorkommt.«
Damit beendeten wir das Gespräch.
Ich ging in die Kantine, wo ein paar Kollegen von der Nachtbereitschaft herumsaßen und etwas aßen. Die Stimmung war gedrückt. Solange unser Chef nicht wieder bei uns war, würde es keine andere Stimmung mehr geben können.
Ich hatte keinen Appetit, aß aber trotzdem eine Kleinigkeit. Ich weiß nicht mehr, was es war. Jedenfalls spülte ich es mit zwei Bechern Kaffee hinunter. Von Phil war nichts zu sehen. Wahrscheinlich saß er mit unseren Vernehmungsspezialisten Ryer und seinen Leuten gegenüber.
Im Fahrstuhl sah ich auf die Uhr. Es war schon gegen sieben. Ich setzte mich in den Jaguar und starrte vor mich hin. Wo, zum Teufel, sollte man diesen Fall anpacken, damit sich endlich etwas Entscheidendes tat?
In der Packung war die letzte Zigarette. Ich zündete sie an, obgleich in den ganzen Tag über schon mehr als genug geraucht hatte. Dann gab ich mir Mühe, meine Gedanken in eine lo-, gische Bahn zu zwingen.
Es galt, Ann Forth zu finden.
Ich schleuderte den Stummel meiner letzten Zigarette zum Seitenfenster hinaus und konzentrierte meine Überlegungen auf eine andere Perspektive. Wenn ich Ross wäre, so sagte ich mir, was hätte ich an seiner Stelle getan? Er kam, ohne daß ihn seine Wirtin hörte, nach Hause und fand einen Zettel, auf dem stand, daß sich eine gewisse Ann Forth auffällig nach ihm erkundigt hätte. Wenn er Hullers Mörder war, mußte er handeln.
Also würde er das Mädchen suchen. In der 86. Straße wußte jeder, wer Ann Forth war und
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