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0437 - Sie müssen sterben, Mr. High!

0437 - Sie müssen sterben, Mr. High!

Titel: 0437 - Sie müssen sterben, Mr. High! Kostenlos Bücher Online Lesen
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wo sie wohnte. Das war für Ross also nicht schwierig. Jetzt mußte er das Mädchen aufsuchen. Er mußte sie fragen, was sie von ihm wollte.
    Ich versuchte, mir die Szene vorzustellen. Ann Forth war nicht dumm. Sicher hielt sie Ross für den Mörder von Blick Huller. Das ging aus ihrem Brief hervor. Wenn dieser Ross jetzt plötzlich vor ihr auftauchte, wie würde sie reagieren?
    Es lag auf der Hand, daß sie Angst vor ihm haben würde. Jedes siebzehnjährige Mädchen würde genauso wie jeder erwachsene Mensch vor einem Mann Angst haben, den man für einen Mörder halten mußte. Ross seinerseits würde wahrscheinlich spüren, daß sie Angst vor ihm hatte. Also mußte er sich fragen, warum sie Angst vor ihm hatte. Die Antwort lag wiederum klar auf der Hand: Sie weiß oder vermutet, daß du Blick Huller ermordet hast. Logische anschließende Frage: Woher weiß sie es?
    Ich knallte mir die flache Hand gegen die Stirn, daß es klatschte. Woher weiß sie es? Das mußte die Frage sein, auf die Ross früher oder später kommen mußte. Wenn er nur einen Funken logischen Denkvermögens besaß, mußte er sich diese Frage stellen. Und sobald er sie sich stellte, würde er versuchen, von Ann Forth die Antwort darauf zu erhalten. Ann mochte tapfer sein, aber sie konnte nicht mehr Widerstandskraft haben als andere normale Menschen. Und jeder normale Mensch erreicht einen Punkt, wo sein Selbsterhaltungsinstinkt alle anderen Vorsätze besiegt. Irgendwann würde Ann Forth dem Mörder Ross gestehen, wer ihn kurz vor dem Mord und dicht hinter dem Opfer gesehen hatte.
    Ich warf den ersten Gang ein, schaltete das Rotlicht und die Sirene ein und fegte los. Jetzt hing eigentlich alles nur noch von der Frage ab, wer schneller war — Ross oder ich.
    ***
    Stundenlang hatte sie verzweifelt versucht die Lederriemen durchzubeißen, mit denen sie an Händen und Füßen gefesselt war. Zuerst hatte sie geschrien, aber das half nichts. Wo auch immer sie sich befinden mochte, es konnte sie jedenfalls niemand hören.
    Der fensterlose, finstere Raum, in dem sie eingesperrt war, strömte Kälte aus. Ann Forth fror seit geraumer Zeit, aber das war eigentlich noch das, was sie am leichtesten ertragen konnte. Viel schlimmer war die Furcht und die Ungewißheit. Was sollte mit ihr geschehen?
    Natürlich hatte sie geweint. Nach dem Stadium des Trotzes war die Verzweiflung gekommen mit Tränen und nutzlosem Geschrei. Danach folgte eine Periode matter Ergebenheit. Aber endlich siegte wieder ihre Jugend und das Verlangen, zu leben und sich nicht willenlos einer Gefahr auszuliefern. Da hatte sie begonnen, an den Riemen zu kauen und zu nagen. Aber es war sinnlos. Nach langem Mühen hatte sie es aufgegeben. Erschöpft lehnte sie sich mit dem Rücken an die kalte Wand und starrte angsterfüllt in die undurchdringliche Finsternis, die sie umgab.
    Träge kroch die Zeit dahin. Ann hatte jedes Gefühl für die verrinnenden Minuten verloren. Es schien ihr, als sei se schon seit Tagen in diesem kalten finsteren Loch eingesperrt. Einmal war sie sogar eingenickt und mußte eine Zeitlang — wer weiß, wie lange? — geschlafen haben.
    Und dann waren auf einmal Schritte zu hören. In Ann Forth zogen sich alle Muskeln zusammen. Sie zitterte, als sie das Geräusch eines Schlüssels und bald darauf das langgezogene Quietschen von nicht geölten Türangeln vernahm.
    Licht flammte auf.
    Ann schloß geblendet die Augen. Nach den vielen Stunden der Finsternis war selbst das kümmerliche Licht der einzigen Glühbirne für sie zuviel. Ihre Augen begannen zu tränen. Es dauerte eine ganze Weile, bis sie endlich sehen konnte.
    Langsam hob sie den Kopf.
    Da stand er. Walter G. Ross. Der Mann, der hinter Blick-Black hergegangen war. Wenige Minuten vor dessem Tod. Und ganz in der Nähe der Telefonzelle, wo man Blick gefunden hatte. Derselbe Mann, der sie nachts aus der Wohnung geholt hatte.
    Er stand breitbeinig vor ihr. Seine linke Rocktasche beulte stark aus. Ann fiel es sofort auf, weil er die Arme vor der Brust verschränkt hatte und lauernd auf sie herabblickte.
    »Ich möchte mit dir sprechen«, sagte er. Ganz ruhig, als ob gar nichts geschehen sei.
    Ann schwieg. Sie blickte zu ihm hoch und wartete, was kommen würde. Wenn er mich umbringen will, schoß es ihr durch den Kopf, braucht er nicht mehr mit mir zu reden. Also ist es vielleicht ein gutes Zeichen. Aber wer kann wissen, was in dem Gehirn eines Mörders vor sich geht?
    »Hörst du nicht?« fragte er.
    »Ich bin doch nicht

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