0438 - Im Jahr der Cappins
Kornhülsen in den Abfallschacht. Er wusste, dass er ebenfalls seinen Lohn bekommen würde, sobald Tarakan aufstieg. Und Tarakan würde es schaffen, daran zweifelte Meltion nicht. Er spürte die stimulierende Wirkung des Korns und ließ sich in einem Sessel nieder. Solange Tarakan ihn nicht brauchte, konnte er hier liegen und sich seinen Träumen hingeben. Für Tarakan waren die Gespräche mit Meltion wichtig. Er brauchte jemand, mit dem er sich über seine Pläne unterhalten konnte. Sein Tagebuch war nur ein stummer Zuhörer. Darin standen auch Dinge, von denen Meltion nichts zu erfahren brauchte. Es stand zum Beispiel darin, dass es für Tarakan besser war, Meltion zu beseitigen, wenn der Machtwechsel innerhalb der Golamo vollzogen war. Mitwisser waren gefährlich. Meltion war der Typ, der solches Wissen gern ausnutzte. Tarakans nächstes Ziel war die Übernahme der Golamo und die Ausschaltung Ovarons. Doch damit würde er sich nicht zufrieden geben. Bis zum Abschluss des Unternehmens würde er den Platz des alten Lasallo innehaben. Er hatte schon einen Plan, wie er dieses Ziel erreichen konnte.
Der Alarmgong riss ihn jäh aus seinen Träumereien. Auch Meltion, der fast eingeschlafen war, sprang vom Sessel hoch.
Wenige Sekunden später erfuhren sie über Funk, was geschehen war. Die Kuppel, die vor zwei Tagen auf geheimnisvolle Weise verschwunden war, hatte ihren Platz wieder eingenommen.
Tarakan lächelte befriedigt, als er das hörte. Er ahnte, dass dies die Entscheidung noch beschleunigen würde. Ovarons Tage als Leiter der Golamo und der Flotte waren gezählt.
*
Die riesige Leinwand senkte sich herab. Die Klammern zu beiden Seiten wurden angezogen und spannten das zweihundert Quadratmeter große Tuch. Lasallo drückte den Lenkhebel nach unten, so dass der Sitz sich ein wenig anhob. Dann richtete er die Spritzkanone aus. Er blickte nach unten, wo einige Techniker bereitstanden, um ihrem Vorgesetzten eventuell zu helfen. Lasallo lächelte. Wer von diesen Burschen würde jemals den Mut haben, ihm zu sagen, dass seine künstlichen Versuche alles andere als wertvoll waren? Jedes Mal, wenn er eine Leinwand vollgespritzt hatte, versammelten sich seine Mitarbeiter und begafften sie, als würde es sich um ein unvergleichliches Kunstwerk handeln.
Dabei, dachte Lasallo vergnügt, widmete er sich der Malerei nur, um sich zu entspannen. Die Arbeit auf Lotron war nicht besonders anstrengend; alle Ressortchefs bemühten sich, Lasallo so wenig wie möglich in Anspruch zu nehmen. Es war das Alter, das Lasallo ermüdete, die langen Jahre voller Arbeit, die er hinter sich hatte. Er beugte sich aus dem Sitz. „Es geht los!" rief er zu den Technikern hinab. „Geht besser in die Kabine, damit ich euch nicht voll Farbe spritze. „ Sie zogen sich zurück. Lasallo zielte in die Mitte der Leinwand und drückte ab. Ein riesiger roter Klecks erschien, von dem Tropfen nach unten liefen und Spuren im hellen Tuch hinterließen.
Lasallo stellte mit geübten Griffen eine andere Farbkombination her. Ein Wirbel von Farben wurde auf die Leinwand geschossen.
Das Trockengebläse lief an. Lasallo drückte auf einen Knopf. Eine Spachtel wurde ausgefahren, mit deren Hilfe er Rillen und Löcher in die Farbmasse kratzen könnte. Lasallo stellte fest, dass er sich heute nicht auf sein Kunstwerk konzentrieren konnte. Er war in Gedanken mit anderen Dingen beschäftigt. Der Streit zwischen Ovaron und Levtron belastete den alten Cappin. Er ahnte, dass er durch diese Auseinandersetzung seine Ruhe verlieren würde. Im Grunde genommen ließen ihn Differenzen zwischen den Ressortchefs kalt, aber diesmal würde er früher oder später eingreifen müssen. Lasallo war zweihundert Jahre alt; er liebte es nicht, wenn er in seinem Arbeitsrhythmus gestört wurde. Das Umformungsprogramm war der Abschluss und der Höhepunkt seiner glanzvollen Laufbahn. Er wollte daher unter allen Umständen verhindern, dass das Unternehmen in seinem programmgemäßen Ablauf gefährdet wurde. Lasallo kratzte mit der Spachtel im getrockneten Lack herum, bis ein Gesicht mit drei Augen und einem breiten Mund entstanden war. Das war alles andere als ein Kunstwerk. Ein Knopfdruck ließ Lasallos Sitz nach unten gleiten. Die Helfer kamen aus der Kabine, die auf der anderen Seite der großen Halle eingerichtet war. Sie halfen Lasallo aus dem Sessel, obwohl er auch ohne fremde Hilfe auf den Beinen stehen konnte.
„Nun?" erkundigte sich der Cappin. „Was haltet ihr
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