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0438 - Schlangenhand

0438 - Schlangenhand

Titel: 0438 - Schlangenhand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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schmalen Lücken zwischen den Häusern verschwunden.
    Zurück blieben das Mädchen und Jorge.
    »Wie heißt du?« fragte der Junge.
    »Nina.«
    »Gut, Nina, du hast gesehen, was hier vorgegangen ist. Mir gehört das Amulett, ich werde es auch behalten.« Er ließ sie los und bückte sich, um es aufzuheben.
    Nina überlegte, ob sie weglaufen sollte oder nicht. Irgendwie brachte sie es nicht fertig. Sie blieb stehen, ihr Blick wechselte zwischen dem Toten und Jorge hin und her. Dabei weinte sie leise.
    »Weinst du um ihn?« fragte Jorge, das Amulett dabei in der Hand haltend.
    »Ja.«
    »Er ist es nicht wert.«
    »Wie kannst du so etwas sagen?« fuhr sie ihn an. »Er war ein Mensch!«
    »Ein Verbrecher!«
    Mit hastigen Bewegungen wischte sie ihre Augen tränenfrei. »Was bist du denn, Jorge? Bist du besser als er? Du stehst mit Vasco, dem Verfluchten, im Bunde. Vielleicht bist du sogar sein Erbe. Ich werde… ich werde…«
    »Was wirst du?«
    »Du gehörst eingesperrt!« brach es aus ihr heraus.
    Jorge lachte nur. »Das sagst ausgerechnet du, ein Mitglied dieser verfluchten Straßenbande. Nein, ich werde nicht eingesperrt.« Er deutete auf das Amulett. »Ich habe einen ausgezeichneten Beschützer, wie du sicherlich weißt. Er wird mir helfen, über die Runden zu kommen. Nicht umsonst hat er mich ausgesucht. Ich bin sein Bote.«
    Sie wich vor ihm zurück. »Wie… wie kannst du nur so sprechen, Jorge?«
    »Weil ich ihn kenne.«
    »Du hast ihn gesehen?«
    »Ja.«
    Nina wußte nicht, was sie sagen sollte. Sie stand da, öffnete und schloß die Hände. Ihr Blick irrlichterte, dann schüttelte sie den Kopf und flüsterte: »Ich kann dir nicht glauben, verdammt. Nein, ich will dir nicht glauben. Das ist verrückt.«
    »Nichts ist verrückt.«
    Sie blickte wieder auf El Succo, und ihr Gesicht verzerrte sich dabei.
    »Daaa…« Das Wort hallte als Schrei in die Nacht hinein.
    Jorges Kopf ruckte herum. Das Blut schoß ihm in den Kopf. Er erlitt einen fürchterlichen Schock, denn die Leiche des Bandenchefs vor seinen Füßen hatte sich bewegt.
    Nein, ein Irrtum. Sie bewegte sich nicht selbst. Sie wurde bewegt, und dafür sorgten die zahlreichen kleinen Schlangen oder Würmer, die sich im Körper des Toten gebildet hatten und plötzlich anfingen zu krabbeln.
    Sie suchten einen Weg nach draußen. Sie krochen hervor, preßten die Augen aus den Höhlen, wimmelten und schlängelten sich aus den Nasenlöchern, den Ohren und brächen plötzlich die Haut am Hals auf.
    Es war ein grauenhaftes, ein furchtbares Bild, zum Glück in der Dunkelheit nicht so scharf zu erkennen, aber den beiden reichte es völlig. Vor allen Dingen Nina.
    Sie warf sich auf der Stelle herum und rannte davon. Dabei drangen spitze Schreie über ihre Lippen. Wenn sie so weitermachte, alarmierte sie noch das gesamte Viertel.
    Dies konnte Jorge nicht zulassen. Er war Vascos Bote, er mußte die Aufgabe erfüllen, die man ihm gestellt hatte. Und schließlich hatte ihm der verräterische Mönch schon wieder, wenn auch indirekt, das Leben gerettet.
    Und so verlor er keine Sekunde mehr und jagte hinter der flüchtigen Nina her.
    Zum Glück hatte er sich gemerkt, in welche Richtung sie gelaufen war.
    Sie durfte ihm nicht entkommen.
    Er hatte es nicht weit bis zu den ersten Häusern. Jorge kannte sich in dieser Gegend aus, er wußte, wie die Häuser gebaut waren. Sie standen dicht an dicht und waren oft miteinander verbunden. So konnten sie ideale Schlupfwinkel bilden, aber Nina hütete sich, in eines der Häuser zu laufen. Vielleicht hätte man sie dort erkannt und auch sofort gewußt, zu wem sie gehörte.
    So rannte sie mit langen Schritten an den Fronten entlang. Hatte die ganze Gegend noch vor gut einer halben Stunde in einer relativen Ruhe dagelegen, so änderte sich dies nun.
    In den Fenstern zeigten sich die Menschen.
    »Da laufen welche!« schrie eine Frau.
    »Wir holen sie uns!«
    Jorge war schneller als das Mädchen. So groß Ninas Schritte auch sein mochten, seine waren größer. Inzwischen sah er sie schon ziemlich deutlich. Sie rannte noch immer dicht an den Hausfronten entlang, und ihre Arme schlenkerten auf und nieder.
    »Nina, bleib stehen!«
    Sie gab keine Antwort. Dafür beschleunigte sie ihr Tempo, aber auch, Jorge besaß noch genügend Reserven, um mithalten zu können.
    Einen Moment später schien sie in den Himmel laufen zu wollen. Jedenfalls sah es so aus, aber sie rannte nur eine schmale Treppe hinauf, die an einem Tor endete.
    Es bestand aus

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