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0439 - Nacht der Hexen

0439 - Nacht der Hexen

Titel: 0439 - Nacht der Hexen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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schlug sie vor.
    »Kannst du den Wagen denn fahren?« fragte er.
    »Ich probiere es einfach mal aus. Bisher habe ich zwar immer nur Kleinwagen gefahren. Fiat 126, Renault 4… und auch nicht oft. Ich habe ja keinen eigenen Wagen.«
    »Dann verkriech dich mal wieder nach hinten«, wehrte Zamorra ab. »Ich mache das schon.«
    »Aber du brichst doch fast zusammen.«
    »Für einen Fluchtstart aus der Reichweite der Hexen hinaus wird es allemal noch reichen«, sagte Zamorra. »Gefahr versetzt mir immer einen zusätzlichen Adrenalinschub. Ich schaffe das schon.« Er stieg ein und begann den Wagen vorsichtig auf der schmalen Straße zu wenden. Dann schaltete er den Motor ab und lehnte sich zurück.
    Seine Augen fielen zu, und ehe Carlotta staunen konnte, schlief der Parapsychologe!
    So hörte er den Schrei nicht mehr, der aus weiter Ferne und durch den Nebel gedämpft erklang. Aber Carlotta erschauerte bis ins Mark.
    Auf dem Friedhof starb die Tochter ihrer Freundin.
    ***
    »Zamorra hat recht«, sagte Ted, als sie die Friedhofsmauer erreichten. »Rechts herum…«
    »Wie, hat er das gesagt?«
    »Nein… ich meinte, daß wir vorsichtig sein sollten. Es ist Leichtsinn, Nicole, daß du mitkommst. Du bist praktisch unbewaffnet. Ich habe den Kristall, aber ich kann vielleicht nicht auch noch auf dich aufpassen.«
    »Ich kann mich nicht erinnern, das verlangt zu haben«, gab Nicole zurück. Ein paar Dutzend Schritte weiter rechts fanden sie tatsächlich den Friedhofseingang. Ted drückte die schmiedeeiserne Gittertür auf. Sie bewegte sich lautlos, obgleich er gefürchtet hatte, sie würde in den Angeln quietschen.
    Die beiden versuchten mit ihren Blicken den Nebel zu durchdringen. Aber die Sichtweite reichte gerade mal ein Dutzend Meter weit. Die graue Schicht verschluckte alles, was vor ihnen lag. Nur wenn sie nach oben sahen, erkannten sie den sternenklaren, eigentlich hellen Nachthimmel und die Wipfel der Friedhofsbäume. Das half ihnen aber nicht viel weiter.
    »In dieser Suppe läuft man schneller in einen Hinterhalt, als ein Politiker den Arm hebt, um für die nächste Diätenerhöhung zu stimmen«, brummte Ted. »Spürst du etwas, Nicole?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich bin telepathisch begabt, und nur auf Sicht, die wir hier nicht haben, aber magische Kräfte spüren kann ich schon lange nicht mehr. Hast du das vergessen?«
    Der Reporter zuckte mit den Schultern.
    »Also langsam vorwärts«, sagte er.
    Im gleichen Moment hörten sie den Schrei.
    Ted wollte losstürmen, stoppte aber im gleichen Moment wieder. »Von wo kam das? Von rechts oder links?«
    »Eher geradeaus…«
    Der Schrei wiederholte sich, aber auch diesmal war die Richtung nicht eindeutig zu bestimmen. Ted machte einige Schritte in den Nebel hinein, und Nicole folgte ihm, um ihn nicht aus den Augen zu verlieren. Wieder ertönte der Schrei. Verzweifelt, voller Todesangst.
    »Solange sie schreit, ist sie noch nicht tot«, sagte Ted Ewigk mit einer kalten Ruhe, die Nicole erschreckte. War ihm nicht klar, daß dem Mädchen Schmerzen zugefügt wurden? Und daß die Ermordung jeden Moment stattfinden konnte, vielleicht in dieser Sekunde?
    Da rannte sie los. Einfach nach Gefühl in die Richtung, die sie als die richtige zu erkerinen glaubte. Ted mußte ihr folgen, ob er wollte oder nicht. Und Nicole war es in diesem Moment egal, ob es einen Plan gab oder nicht, ob eine Falle lauerte oder nicht. Da war ein Mädchen in Gefahr, eine Geschlechtsgenossin, und der mußte sie helfen. Sofort, ehe es zu spät war.
    Und um jeden Preis.
    ***
    Rafaela schrie erneut. Dabei gab es doch keine Möglichkeit, daß jemand sie hörte. Friedhöfe lagen in den seltensten Fällen in der unmittelbaren Nähe von bewohnten Häusern, und das hier war unzweifelhaft ein Friedhof. Außerdem sagte ihr Verstand ihr, daß ihre Schreie von dem dichten Nebel, der die Opferstätte einhüllte, verschluckt werden würden.
    Aber um Hilfe zu schreien, war alles, was sie tun konnte. Denn immer noch war sie nicht in der Lage, sich zu bewegen. Der Hexenzauber blockierte zwar nicht mehr ihren Verstand, aber nach wie vor ihren Körper.
    Und - da verstummte der furchtbare Sprechgesang.
    Totenstill wurde es, nur ein weiterer Schrei Rafaelas durchbrach die gespenstische Stille, um abrupt abzureißen, als die Gestalt aus dem Nichts erschien.
    Von rötlichen Flammen umlodert, wuchs der Körper einer großen, dunkelhaarigen Frau aus dem Boden. Eine nackte Frau mit stechenden, glühenden Augen, und mit

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