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0439 - Todesspiel in Samt und Seide

0439 - Todesspiel in Samt und Seide

Titel: 0439 - Todesspiel in Samt und Seide Kostenlos Bücher Online Lesen
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etwas bewegte. Ich setzte alles auf eine Karte und schwang mich über die Fensterbrüstung nach draußen. Im nächsten Moment lag ich schwer atmend auf dem kühlen feuchten Rasen vor dem Fenster. Ich war im Freien, aber noch nicht frei.
    Ich sprintete sofort los und jagte an der Hauswand entlang. Vor dem Portal standen einige Wagen. Einer davon rollte gerade los. Es war ein kleiner italienischer Flitzer, ein Lancia Cabriolet. Am Steuer des offenen Wagens saß ein Mädchen. Ihr Haar schimmerte im Licht des Sternenhimmels wie Metall.
    Ich legte eine zirkusreife Nummer hin, indem ich in den fahrenden Wagen jumpte und prompt auf dem Beifahrersitz landete. Das Mädchen riß den Kopf herum. Als sie mich erkannte, stieß sie einen Schrei aus. Sie trat so scharf auf die Bremse, daß ich mit dem Kopf gegen die Windschutzscheibe schlug.
    »He, wie lange haben Sie schon den Führerschein?« fragte ich und massierte mir die Stirn. Dahn wandte ich mich um, sah, daß zwei Männer aus dem Haus traten. Einer von ihnen bemerkte uns und wies mit ausgestrecktem Arm auf uns. Er schrie etwas Unverständliches.
    »Fahren Sie los!« befahl ich so scharf, daß das Mädchen zusammenzuckte und gehorchte. Wir jagten den Kiesweg hinab und ordneten uns Sekunden später in den fließenden Verkehr der Straße ein. Ich sah, daß es die Westend Avenue war.
    Gedankenverloren öffnete ich das Handschuhfach. In einer Plastikhülle fand ich den Führerschein, der auf den Namen Daphne Berlisque, New York, Queens, 88 Ditmars Boulevard, ausgestellt war.
    »Halten Sie an der nächsten Telefonzelle«, sagte ich.
    »Was haben Sie vor?«
    »Eine ganze Menge«, sagte ich und warf einen Blick auf meine Armbanduhr. »Es ist ja noch früh am Abend.«
    »Mitternacht ist langst vorbei!« meinte sie.
    Ich grinste. »Um diese Zeit laufe ich zu meiner üblichen Hochform auf.«
    »Als Mann oder als Polizist?« fragte sie.
    Ich schaute sie an. »Was wäre Ihnen denn lieber?« erkundigte ich mich.
    Sie fuhr langsamer. »Dumme Frage!« hauchte sie.
    »Seit wann verkehren Sie mit Razer?«
    »Seitdem ich entdeckt habe, daß er sehr großzügig ist«, erwiderte sie.
    »Wann war das?«
    »Vor zwei Monaten, in einer Bar in Manhattan. Ich trat dort als Sängerin auf.«
    »Hat Razer Sie dort ’rausgeholt?«
    »Es wurde auch Zeit. Ich bin keine Sängerin. So lange ich mein Aussehen und meine Figur verkaufen kann, geht alles gut. Dummerweise verlangen die Leute von einer Sängerin auch noch Stimme!«
    »Wer hat auf Razer geschossen?«
    »Keine Ahnung. Als ich merkte, daß der Teufel los war, kletterte ich in meinen Wagen und gab Gas. Ich habe keine Lust, mit der Polizei Bekanntschaft zu machen.«
    »Dann muß Ihnen meine Gesellschaft ja unangenehm sein«, sagte ich.
    »Sie werden mich doch nicht gleich auf fressen?«
    »Das hängt davon ab, inwieweit Sie gewillt sind, uns bei -der Aufklärung einiger Verbrechen zu helfen.«
    »Das können Sie haben, aber versprechen Sie sich nicht zu viel von meinen Kenntnissen. Natürlich weiß ich, daß Pat krumme Geschäfte macht, aber ich habe mich niemals um Details gekümmert«, meinte sie.
    »Halten Sie da vorn, an der Ecke. Ich will rasch in den Drugstore und anrufen.«
    »Wollen Sie Ihre Kollegen alarmieren?«
    »Ja, es wird höchste Zeit.«
    »Kommt es dabei auf fünf Minuten mehr oder weniger an?« fragte Daphne. »Wieso?«
    »So weit ist es bis zu meiner Wohnung. Wenn Sie wollen, können Sie von dort telefonieren.«
    »Ich denke, Sie wohnen in Queens?« Sie schüttelte den Kopf. »Das war, bevor ich Pat kennenlernte«, sagte sie. »Sie werden verstehen, daß er mich in der Nähe haben wollte. Deshalb habe ich jetzt ein Apartment in der 66. Straße.«
    »Okay«, sagte ich, »fahren wir zu Ihnen.«
    »Ob er tot ist?« fragte sie.
    »Weiß ich nicht. An welcher Krankheit leidet er überhaupt?«
    »Keine Ahnung. Er geht dreimal in der Woche zum Arzt. Manchmal glaube ich, er bildet sich das alles nur ein — das mit seiner Krankheit, meine ich.«
    »Was wissen Sie von dem Bankraub?«
    »Mir ist bekannt, daß Pat und seine Leute ein großes Ding gedreht haben, das viel Geld brachte — aber ich habe keine Ahnung, wann das war, und wer dabei mitgemacht hat. Ich kann nicht mal sagen, wieviel die Burschen kassiert haben.«
    »Erwarten Sie von mir, daß ich Ihnen das glaube?«
    »Na, hören Sie mal!« meinte Daphne entrüstet. »Warum sollte ich Sie wohl belügen? Mein Prinzip ist sehr einfach. Als ich Pat Razers Geliebte wurde, war ich

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