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0439 - Todesspiel in Samt und Seide

0439 - Todesspiel in Samt und Seide

Titel: 0439 - Todesspiel in Samt und Seide Kostenlos Bücher Online Lesen
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damit, wegzutauchen. Ich konterte mit einer Geraden, die knallhart ins Ziel kam.
    Der Boxer blinzelte. Er torkelte zwei Schritte zurück und sah aus wie ein Mann, der sich jäh eines bewährten Konzeptes beraubt sieht und nicht weiß, was er an dessen Stelle setzen soll. Der Moment der Unsicherheit währte nur den Bruchteil einer Sekunde. Dann zeigte sich in seinem abgeplatteten, brutalen Gesicht der Ausdruck von Wut und Zorn. Er ging auf mich los, als sei er verpflichtet, in zwanzig Sekunden den Entscheidungstreffer herbeizuführen.
    Ich ließ ihn kommen, duckte ab, konterte, ließ ihn leerlaufen und tat so ungefähr alles, um den vehementen Angriffen die ’Wucht zu nehmen. Ich steckte zwei oder drei harte Körpertreffer und einen weniger harten Schlag am Kinn ein. Der »Boxer« mußte dagegen einen schmerzhaften Leberhaken und vier harte Kopftreffer kassieren. Er sah jetzt noch wütender aus als zuvor. Ihm schien zu dämmern, daß seine optimistische Kampfprognose ein wenig verfrüht abgegeben worden war.
    Er hatte plötzlich keine Lust mehr und hielt es für angezeigt, das Tempo zu mildern. Das war für mich genau der richtige Moment, die Gangart zu beschleunigen. Ich führte ihm vor, was ich gelernt hatte. Es war eine ganze Menge.
    Er keuchte und ließ sich anmerken, wie wenig ihm die Entwicklung gefiel. Als er nach einer gezielten Dublette auf puddingweichen Knien durch die Diele wackelte, versuchte er sein Glück mit ein paar Schlägen, die kein Ringrichter der Welt akzeptieren würde. Aber wir waren — bis auf das Mädchen — allein, und niemand kümmerte sich darum, ob Regeln eingehalten oder verletzt wurden.
    Er versuchte immer wieder, mit einem entscheidenden Tiefschlag durchzukommen, aber die Schläge waren weit hergeholt, ich erkannte sie im Ansatz, und es kostete mich wenig Mühe, sie abzublocken. Er fightete weiter, verzweifelt und unkonzentriert, und schon von jenem Terror eingekreist, der aus der Erkenntnis wuchs, welche Folgen eine Niederlage für ihn hatte.
    Dieser Terror bewirkte ein letztes Aufbäumen seiner Kräfte. Aber auch das half ihm nichts mehr. Seine Reserven waren verbraucht, ich hatte ihn in wenigen Minuten systematisch zermürbt. Er hatte Mühe, auf den Beinen zu bleiben. Ich visierte ihn genau an und beendete den Kampf mit einem Leberhaken, der ihm die Luft nahm.
    Er verdrehte die Augen wie eine Plastikpuppe und fiel um.
    Ich holte tief Luft. Erst jetzt merkte ich, daß auch an mir der Kampf nicht spurlos vorbeigegangen war. Die Sachen klebten mir am Leibe. Ich fühlte mich ziemlich ausgepumpt.
    »Haben Sie…«, begann ich und drehte mich nach dem Mädchen um. Das Wort blieb mir im Hals stecken, als ich sah, daß sie eine Pistole in der Hand hielt.
    »Legen Sie das Ding weg!« sagte ich scharf.
    Das Mädchen antwortete nicht. Sie blickte mich nur an. Ihre Augen waren sehr schön und sehr kalt. Sie stand auf der Schwelle des Wohnzimmers. Es war nicht schwer sich vorzustellen, daß sie die Waffe aus dem'Jackett des Gangsters geholt hatte.
    »Denken Sie an die drei Affen«, warnte ich sie. »Aktivität kann für Sie leicht zum Bumerang werden!«
    »Es hat keinen Zweck, Cotton«, sagte sie. »Ich stecke zu tief mit drin. Ich muß abhauen. Ich muß der Organisation beweisen, daß ich nach anfänglicher Kopflosigkeit wieder zu einem verläßlichen Mitglied des Teams geworden bin. Ich habe einiges gutzumachen.«
    »Mir scheint eher, daß Sie einiges der menschlichen Gesellschaft gegenüber einrenken müssen. Jetzt und hier haben Sie dazu die beste Gelegenheit!«
    »Schöne Phrasen mögen Leute erfreuen, die die Sonntagsschule besuchen«, meinte sie. »Bei mir kommen sie zu spät, Cotton. Jetzt hält mich im Leben nur noch eines aufrecht: Geld! Je mehr ich davon kriegen kann, desto besser. In Pats Organisation gibt es genug davon. Was würde mir denn wohl blühen, wenn ich mich auf Ihre Seite schlüge? Verhöre ohne Ende, vielleicht sogar Gefängnis, und eine Presse-Publicity, auf die ich gern verzichte! Nein, ich habe meine Wahl getroffen. Ich halte zu den Boys'«
    Der Boxer stemmte sich in die Höhe. Er hatte die letzten Worte mitgehört. Er glotzte Daphne an. Ein triumphierendes Grinsen kroch über seine Visage, als er die 45er Automatik in ihrer Hand bemerkte.
    »So ist es recht, Baby«, keuchte er. »Gib ihm, was er verdient! Los, drück schon ab!«
    Daphne blickte den Boxer nur kurz und verächtlich an. »Steh auf und mach dich fertig, rasch!« sagte sie. »Es wird Zeit, daß wir von

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