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0439 - Todesspiel in Samt und Seide

0439 - Todesspiel in Samt und Seide

Titel: 0439 - Todesspiel in Samt und Seide Kostenlos Bücher Online Lesen
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so, daß er weder Furcht noch Haß empfinden konnte. Ich fragte ihn, ob er bereit und in der Lage sei, Sie zu empfangen. Er schien etwas zu zögern, ehe er mir antwortete, daß ihm das recht sei. Mit großem Enthusiasmus schien er dem Besuch freilich nicht entgegenzusehen.«
    Ich blickte die Schwester an. »Wie lange hielt sich der Mann mit der heiseren Stimme in der Station auf?«
    »Genau zehn Minuten, Sir.«
    »Haben Sie ihn beim Betreten oder Verlassen des Zimmers beobachtet?«
    »Nein, Sir.«
    »Welchen Eindruck machte er, als er ging?«
    »Er sah mich nicht einmal an, Sir. Er schritt sehr aufrecht an mir vorbei. Ganz ohne Eile. Das ist alles, was ich dazu sagen kann.«
    »Wir nehmen das noch zu Protokoll, Schwester«, sagte ich. »Mit Hilfe des Polizeizeichners und Ihrer Erinnerung werden wir versuchen, eine möglichst genaue Skizze des vermutlichen Täters anzufertigen. Sie sind doch bereit, uns zu helfen?«
    »Selbstverständlich, Sir«, sagte sie. Dann ging sie hinaus.
    »Wieviel Geld ist bei dem Bankraub gestohlen worden?« fragte Dr. Ballin.
    »Es war der größte Coup in der amerikanischen Geschichte: vier Millionen Dollar.«
    »Aber es handelte sich doch nur um eine Privatbank, so viel mir bekannt ist?«
    Ich nickte. »Normalerweise bewahren sie nur einen Bruchteil dieser Summe in ihren Tresoren auf, aber die Löhnung stand bevor, und außerdem hatte der größte Kunde der Bank, die Queens Canning Company, die Jahresgewinne für ihre siebentausend Angestellten in bar fertig machen lassen. Eine Stunde später, und das Geld wäre abgeholt gewesen! Es ist anzunehmen, daß die Gangster von einem der Bankangestellten einen entsprechenden Tip bekommen haben.«
    Dr. Ballin betrachtete das glühende Ende seiner Zigarette. »Eins verstehe ich nicht, Mr. Cotton«, sagte er. »Nämlich?«
    »Swift war für Sie der Hauptzeuge, nicht wahr? Wie konnten Sie zulassen, daß er ermordet wurde?«
    »Sie fragen mich, weshalb wir keinen Posten vor die Tür des Krankenzimmers stellten?«
    »Ja, das würde mich interessieren.«
    In diesem Moment klopfte es. Ein mittelgroßer, untersetzter Mann trat ein. Er hatte ein rotes verschwitztes Gesicht und war etwas außer Atem. »Entschuldigen Sie, Sir«, sagte er und hob einen bandagierten Arm in die Höhe. »Auf dem Weg zum Krankenhaus wurde ich ih einen Autounfall verwickelt. Ich mußte mir eine ambulante Behandlung gefallen lassen. Der Zwischenfall hat mich fast drei Stunden Zeit gekostet.«
    »Ich verstehe, Miller«, nickte ich. »Es läßt sich nicht ändern. Sie haben drei Stunden Zeit verloren und Swift sein Leben.« Dann schaute ich Dr. Ballin an. »Jetzt haben Sie die Antwort auf Ihre Frage, Doktor.«
    »Das ist der Mann?« fragte der Arzt, »Er sollte Swift beschützen?«
    Ich wurde einer Antwort enthoben, da in diesem Moment das Telefon klingelte. Dr. Ballin nahm den Hörer ab und meldete sich. Er sagte: »In Ordnung«, dann legte er auf und blickte mich an.
    »Soeben sind Ihre Kollegen von der Mordkommission eingetroffen«, informierte er mich.
    (
    Die nächsten zwanzig Minuten verbrachte ich damit, Lieutenant Humber vom 3. Morddezernat zu erklären, was sich ereignet hatte. Dann verließ ich das Hospital. Die Kleinarbeit war Humbers Sache.
    Vor dejn Haupteingang blieb ich kurz stehen. Ich ließ die Geruchsmischung von Karbol, Bohnerwachs und Medizin hinter mir und atmete tief durch. Es nützte nichts. Der Druck blieb.
    Ich mußte an Swift denken. Und an Dr. Ballin. Swift, der kleine Angestellte, dem es nicht vergönnt gewesen war, dem Tod zu entfliehen, und Dr. Ballin, dessen heroisches Ringen um Swifts Leben von einem brutalen Gangster in Sekundenschnelle zunichte gemacht worden war!
    Ich dachte an die Beschreibung, die die Schwester von dem mutmaßlichen Täter gegeben hatte. Es war ein Mann mit heiserer, aber anziehender Stimme. Kühl und selbstsicher. Ein Mörder mit Gelassenheit, der selbst nach der Tat keine Eile hatte. , Ich merkte, wie meine Muskeln sich spannten. Ich mußte diesen Mann finden. Um jeden Preis. Ihn und die anderen. Das ganze skrupellose Team — und die vier Millionen dazu!
    Ich setzte mich in Bewegung. Gerade als ich auf dem sonnenüberfluteten Parkplatz in meinen Flitzer springen wollte, kam ein heruntergekommener Plymouth angesaust. Der Fahrer stoppte so scharf wie es die altersschwachen Bremsen zuließen, und kletterte behende heraus. Es war ein stämmiger rotköpfiger Bursche, um dessen Hals zwei Kameras baumelten, eine Nikon mit

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