Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0439 - Todesspiel in Samt und Seide

0439 - Todesspiel in Samt und Seide

Titel: 0439 - Todesspiel in Samt und Seide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
»Ich rufe die Kartei an«, sagte er.
    »Danke«, sagte ich. »Es wird höchste Zeit, daß ich Custers Mörderjagd verfolge.«
    ***
    Ich hatte Glück. Custers fast schrottreifer Plymouth stand auf dem Parkplatz der »Tribüne«. Ich klemmte den unauffälligen dunkelblauen Chevy der Dienststelle zwischen zwei aufgeblasene Cadillac und wartete. Ich hatte den Polizeifunk eingestellt. Es war nichts dabei, was den Bankraub betraf. Genau zwanzig Minuten später kam Custer aus dem Redaktionsgebäude. Es war kurz vor sieben Uhr. Er hatte sich in Schale geworfen und trug einen stahlblauen Anzug mit knallroter Krawatte. Vor der Tür blieb er einen Moment stehen. Er winkte dem Portier jovial zu und schob sich eine Virginia zwischen die Lippen. Der Portier kam herangespurtet und gab Custer Feuer. Ich bemerkte, daß Custer sich pudelwohl fühlte. Kein Wunder! Er hatte der Zeitung eine gute, aufregende Story geliefert, die der Konkurrenz das Nachsehen gab, und jetzt machte er sich mit dem Instinkt des Jägers daran, einen Mörder zu fangen.
    Ich glaubte nicht an Wunder, aber vielleicht hatte er tatsächlich das Zeug, sein Ziel zu erreichen. Custer war gerissen. Wenn er sich etwas vornahm, führte er es auch aus. Er war lange genug im Beruf, um zu wissen, worauf er sich einließ.
    Wir konnten Custer nicht zwingen, uns sein Wissen über die Stimme des Mörders zu verraten. Wir konnten ihm nicht einmal beweisen, daß er etwas wußte.
    Custer ging zu seinem Wagen und stieg ein. Er kurbelte das Fenster herab und ließ einen Arm im Freien baumeln. Der Verkehr machte es notwendig, daß ich dicht hinter ihm blieb, denn ich hatte keine Lust, ihn nach der ersten Ampel aus den Augen zu verlieren. Ich war sicher, daß er gar nicht an die Möglichkeit einer Verfolgung dachte. Außerdem war die Windschutzscheibe des Dienstwagens bläulich eingefärbt, so daß Custer kaum eine Chance hatte, mich in seinem Rückspiegel zu erkennen.
    Die Fahrt ging durch den Brooklyn-Battery-Tunnel und die langgestreckte Hamilton Avenue südwärts. Dann ließen wir den Prospekt Park links liegen und durchquerten Flathbush.
    /Ich hatte clen Abstand zu seinem Wagen inzwischen beträchtlich erweitert, weil der Verkehr geringer geworden war.
    Custer verlangsamte das Tempo, und dann ließ er den Plymouth über die Schlaglöcher einer wenig vertrauenerweckend aussehenden Allee schwanken. Dann sah ich die Bremslichter des Plymouth aufleuchten. Ich fuhr zwanzig Yard weiter und parkte vor einem hinfällig aussehenden Ford-Lastwagen.
    Die Dämmerung ließ die Gegend weniger trostlos aussehen, als sie in Wirklichkeit war. Die Pilgrim Lane zeichnete sich durch baufällige, schmalbrüstige Kästen aus, aber Schmutz und Armut wurden durch die Dunkelheit zugedeckt.
    Ich stieg aus und stellte mich so, daß der parkende Lastwagen mir als Schild diente. Custer hatte die Hände in die Hosentaschen geschoben und schlenderte ohne Eile die Straße entlang. Er kam direkt auf mich zu. Ich ging um den Lastwagen herum, als Custer daran vorbeispazierte.
    Dann sah ich, wie er ein Lokal betrat. Über dem Eingang leuchtete eine giftgrüne Neonreklame: »Marine Bar«. Mir fiel ein, daß sich ganz in der Nähe einige Stützpunkte der Kriegsmarine befanden. Vielleicht gehörten die Matrosen zum Stammpublikum des Lokals. Wenn das Lokalinnere der Hausfassade entsprach, konnte es sich allerdings nur um eine drittklassige Kneipe handeln.
    Ich überquerte die Straße und postierte mich in einem Hauseingang, der der »Bar« genau gegenüber lag. Ich kam mir dabei ziemlich nutzlos vor. Was tat Custer in der Kneipe? Mit wem versuchte er Kontakt aufzunehmen? Ich mußte mich zunächst in Geduld üben, eine andere Möglichkeit gab es nicht. Custer durfte mich nicht sehen, sonst wäre meine Mission zu schnell beendet gewesen. Ich mußte ihm aber unbedingt folgen, denn sein Leben konnte in akuter Gefahr sein.
    In der Mansardenwohnung wurde Licht gemacht. Ein Fenster stand offen. Ein Mann ging am Fenster vorbei. Es war Custer.
    Wie konnte ich der Unterhaltung folgen, die jetzt dort oben geführt wurde? Das Problem packte mich. Rings um das Dach lief ein Steinsims. Er war breit genug, um einen Mann aufzunehmen. Aber wie kam man hinauf?
    Ich überquerte die Straße. Im Haus neben der »Marine Bar« war eine offene Autodurchfahrt. Ich stellte fest, daß sie auf den Lagerplatz einer Baustoffhandlung führte. Von dort kam man direkt auf den Hof.
    Als ich in dem Hof stand, nahm ich den säuerlichen Geruch schalen

Weitere Kostenlose Bücher