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0439 - Todesspiel in Samt und Seide

0439 - Todesspiel in Samt und Seide

Titel: 0439 - Todesspiel in Samt und Seide Kostenlos Bücher Online Lesen
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Weitwinkelobjektiv und eine Leica M-3 mit Standardobjektiv. Im Nu war ich bei ihm. »Hallo, Custer«, sagte ich. »Wieder mal auf heißer Fährte?«
    Custer grinste, wie nur er es fertigbrachte. Es war, als liefe eine Flasche Salzsäure aus. Custer war hart, zynisch und tüchtig. Er war in Journalistenkreisen nicht beliebt, aber Beliebtheit war wohl das letzte, was er anstrebte. Custer hatte den Ehrgeiz, der heißeste Sensationsreporter der Stadt zu sein. Es gab nur wenige, die ihm dieses Prädikat streitig machten.
    Custer war dreißig Jahre alt. Sein Gesicht war sommersprossig. Die plattgeschlagene Nase bewies, daß er gelernt hatte, in Ausübung seines Jobs gewisse Schwierigkeiten in Kauf zu nehmen. »Sieh mal einer an! Mr. FBI höchstpersönlich!« sagte er und nahm den Objektivdeckel von der Nikon. »Wie wäre es mit einem Konterfei? Weiß man schon, wer Swifts tüchtiges Kassiererherz mit der Messerbremse zum Stillstand gebracht hat?«
    In mir klickte etwas. Ich bezwang den aufwallenden Zorn und fragte: »Sie haben den Polizeifunk abgehört?«
    Custer schüttelte den Kopf. - Sein Grinsen vertiefte sich. »Keine Spur«, erwiderte er. »Ich lag zu Hause und röchelte einen kleinen Rausch aus, als plötzlich das Telefon zirpte. Jemand gab mir einen Tip. Leute meines Schlages leben davon, wissen Sie? Ich muß Sie bitten, mich jetzt zu entschuldigen. Ist die Konkurrenz schon da?« Er sah sich um und wollte an mir vorbei, aber ich trat ihm in den Weg. »Nur noch einen Moment, Custer. Wer hat Sie angerufen?«
    Sein Grinsen wurde spöttisch. »Mensch, Cotton! Sie wissen genau, daß wir nicht verpflichtet sind, unsere Informanten preiszugeben!«
    »Wann haben Sie den Anruf bekommen?«
    »Vor einer halben Stunde. Ich habe mich sofort auf die Socken gemacht, aber bei diesem verdammten Verkehr hätte ich einen Hubschrauber haben müssen, um früher zur Stelle zu sein!«
    »Wissen Sie denn, wer der Anrufer war?« fragte ich.
    »Ein Mann, der es gut mit mir meint«, sagte Custer. »Dank der Information bin ich als erster am Drücker. Wieder einmal! Halten Sie mich nicht auf, Cotton, es wird Zeit, daß ich Swifts Nachruf zusammenbastle. Ich werde die Tränendrüsen der New Yorker Bevölkerung mit ein paar billigen Tricks öffnen, mein Wort darauf!« Er lachte kurz und verächtlich.
    »Der Anrufer war der Mörder, Custer.«
    Er starrte mich an. »Weshalb sollte er daran interessiert sein, die Story so schnell loszuwerden?«
    »Das ist doch klar! Er will möglichst schnell in der Zeitung lesen, was wir wissen.«
    »Verstehe. Na, und? Seine Motive sind mir piepe. Mir geht es nur um den Artikel.«
    »Beschreiben Sie mir seine Stimme!«
    »Mensch, Cotton — das führt doch zu nichts!« sagte Custer ungeduldig.
    »Wir müssen den Mörder finden, Custer. Schnellstens! Er hat Sie angerufen. Aus einem Anruf läßt sich eine Menge entnehmen, wenn man sich darauf versteht. Geräusche im Hintergrund, ein paar Worte am Rande, der Klang der Stimme — Sie haben doch eine Nase dafür, nicht wahr?«
    Er starrte mich an und begriff. »Vielleicht«, sagte er leise. »Ja, vielleicht habe ich diese Nase!«
    Ich begriff, was in ihm vorging. Er sah die Chance für eine sensationelle Story. Er, Reginald Custer, genannt »Reggy«, würde den Mörder suchen und finden!
    »Los, packen Sie aus, Custer!« drängte ich, aber er schüttelte den Kopf und sagte: »Ich werde auspacken, Jerry. In der Zeitung. Mit fetten Schlagzeilen, auf der Frontseite. Ich bin zwar kein G-man wie Sie, aber wäre es nicht ein Knüller, wenn ich Ihnen einmal den Rang abliefe? Mensch, das wird wie eine Bombe einschlagen!«
    »Kennen Sie das Risiko, Custer?« fragte ich ernst.
    Er grinste. »Risiko ist mein Geschäft!« meinte er. Im nächsten Moment war er auf und davon.
    ***
    Phil und ich musterten die Vergrößerung.
    Das Foto war groß genug, um gerahmt zu werden, aber die Qualität der Aufnahme ließ zu wünschen übrig. Daran waren verschiedene Faktoren schuld. Die automatischen Kameras der Bank arbeiteten mit 16-mm-Filmen. Das schmale Negativ gab ohnehin nicht viel her, und die Tatsache, daß es sich um einen hochempfindlichen Film handelte, wirkte sich in der Vergrößerung durch besonders grobes Korn aus.
    Es war die einzige Aufnahme, die von dem Banküberfall existierte. Man erkannte darauf den Schalterraum und die an der Fensteiwand zusammengedrängten Kunden. Sie hatten die Arme erhoben und die Gesichter weisungsgemäß der Wand zugekehrt. Drei maskierte, mit

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