Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0439 - Todesspiel in Samt und Seide

0439 - Todesspiel in Samt und Seide

Titel: 0439 - Todesspiel in Samt und Seide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
mitzunehmen.
    »Aufs Revier, Sir?« fragte mich der Sergeant.
    »Nein, zum FBI-Headquarter«, erwiderte ich. »Wir nehmen die beiden gleich ins Verhör. Fahren Sie schon voraus, ich habe hier noch eine Kleinigkeit zu erledigen.«
    Ich beobachtete noch, wie die Handschellen um die Gelenke der Gangster schnappten, dann fuhr ich mit dem Lift wieder nach oben. Ich klingelte an Miß Gwynns Tür. Das Mädchen machte mir auf. Sie war leichenblaß. »Oh, Mr. Cotton…«
    Ich mußte sie stützen, als wir ins Wohnzimmer gingen. »Haben Sie sich von dem Schock erholt?« fragte ich. Sie nickte. »Das hat mir geholfen«, erwiderte sie und wies auf ein Kognakglas, das einen soliden Dreistöckigen enthielt.
    Wir setzten uns. »Sie erlauben doch?« meinte sie und reduzierte den Dreistockigen um gut die Hälfte. Entspannt lehnte sie sich zurück. »Ich dachte, mif bliebe das Herz stehen! Sie haben mir vorhin erklärt, daß es keine Frankenstein-Typen gibt. Aber dieser Kerl bewies eher das Gegenteil! Diese häßliche Visage, die plattgeschlagene Nase…« Sie schüttelte sich. »Er gab mir einen Stoß vor die Brust, das ist alles, woran ich mich zu erinnern vermag.«
    »Ich habe ihn erwischt«, sagte ich tröstend. »Ihn und seinen Komplicen.«
    »Er war auf das Paket scharf, ich sah, daß er’s in den Händen hielt«, meinte sie.
    »Was ist darin?«
    »Ich weiß es nicht!«
    »Hank hat es Ihnen zur Aufbewahrung übergeben?«
    »Ja — er sagte, er könnte es sich nicht leisten, das Paket in seiner Wohnung aufzubewahren. Angeblich seien Konstruktionspläne darin, hinter denen die Konkurrenz her sei. Ich glaubte ihm das nicht ganz, aber ich hatte nichts dagegen, daß er das Paket bei mir abstellte. Ich wollte nicht ungefällig sein, wissen Sie«, fügte sie wie entschuldigend hinzu.
    »Natürlich, ich verstehe«, sagte ich. »Er war schließlich Ihr Freund. Ich bin sicher, daß das Paket Geld enthält. Eine halbe Million oder mehr. Razer dürfte es aus Sicherheitsgründen unter die Bandenmitglieder aufgeteilt haben.«
    Das Mädchen starrte mich großäugig an. »Soll das heißen, daß ich eine halbe Million Dollar in der Küche hatte?«
    »Das wird sich herausstellen. Warum haben Sie mir vorhin nichts von dem Paket gesagt?«
    Das Mädchen errötete. »Ich war schon drauf und dran, es zu erzählen — aber dann kam es mir wie ein Vertrauensbruch Hank gegenüber vor. Er hatte mir doch das feierliche Versprechen abgenommen, keinem Menschen etwas von dem Paket zu sagen!«
    »War es nicht eher so, daß Sie sich vorgenommen hatten, den Inhalt ganz allein und nicht im Beisein von Zeugen zu untersuchen?« fragte ich.
    Ihre Röte vertiefte sich. »Es ist nicht fair, mir so etwas zu unterstellen!« protestierte sie nicht sehr überzeugend.
    »Hat er nur dieses Paket hinterlassen?«
    »Ja.«
    »Sonst nichts?«
    »Sonst -nichts.« Sie nahm einen weiteren Schluck aus dem Glas.
    Ich überlegte. Alles sah so weit ganz logisch aus. Fryland hatte offenbar weder Biggers noch Birdy getraut. Deshalb hatte er es vorgezogen, seinen Anteil nicht in der Pilgrim Lane zu verstecken. Statt dessen hatte er das Geld bei seiner Freundin untergebracht.
    Natürlich gab es auch an dieser Version einige Punkte, die nicht recht ins Konzept passen wollten. Mädchen sind neugierig. Fryland hatte damit rechnen müssen, daß Miß Gwynn sich vom Inhalt des Paketes überzeugte. Wie kam es, daß er diese Gefahr auf sich genommen hatte?
    Ich erhob mich. »Wir sprechen uns noch«, sagte ich. »Ich muß jetzt ins Headquarter fahren.«
    Sie stand auf. »Am liebsten möchte ich ausziehen! Ich werde nie mehr diese Wohnung betreten können, ohne zu befürchten, aus irgendeiner Tür könnte mir dieser furchtbar aussehende Mensch entgegenkommen.«
    »Die Angst ist unbegründet«, sagte ich beruhigend. »Der Kerl wollte nur das Geld haben, sonst nichts. Normalerweise sind Sie um diese Zeit ja noch im Geschäft. Es war Zufall, daß wir ihn bei der ,Arbeit störten. Bleiben Sie nur ruhig sitzen. Ich kann mir vorstellen, daß Sie sich noch ein wenig schwach auf den Beinen fühlen. Ich finde den Weg allein.«
    ***
    Der Boxer hieß Rudolph Mercer, sein Komplice nannte sich Ernie Devault.
    Die beiden hatten die Angaben zur Person ohne Widerstreben gemacht. Sie waren mehrfach vorbestraft, innerhalb der letzten acht Jahre waren sie allerdings nicht mehr im Strafregister aufgetaucht. Patrick Razer hatte es offenbar meisterhaft verstanden, die beiden so einzusetzen, daß nicht einmal der

Weitere Kostenlose Bücher