0439 - Todesspiel in Samt und Seide
auf.
Phil kratzte sich die Nase. Er hatte den Gesprächsinhalt mitgekriegt.
»Was ist aus dem toten Razer geworden?« fragte ich.
»Wir haben ihn begraben.«
»Wissen Sie, was darauf steht?«
»Das ist uns egal, wir wollten ihn nicht der . Polizei in die Hände fallen lassen«, sagte Mercer.
»Sie wollen doch, daß Razers Mörder gefaßt wird?«
»Den hat’s ja schon erwischt«, meinte Mercer. »Ich persönlich zweifle nicht daran, daß Fryland geschossen hat. Er wollte den Boß spielen.«
»Schön, aber wer hat Fryland getötet?«
Wieder kam es im Chor: »Wissen wir nicht.«
»Sie sollten sich bei den Ray Conniff Singers bewerben«, spottete Humber. »So viel Harmonie ist wirklich selten.«
»Wir sagen die Wahrheit«, meinte Mercer.
»Wo liegt der Tote?«, fragte ich. »Razer?« knurrte Mercer. »Im Garten unseres neuen Domizils. Drüben in Jersey. Unweit von Hoboken. Erie Road 188.«
Phil notierte sich die Adresse. »Dort werden wir uns mal ein wenig Umsehen«, sagte er.
»Du bist ein Idiot!« sagte Devault zu Mercer.
»Ach, shut up! Es hat doch keinen Sinn! Solange wir keine präzisen Angaben machen, kriegen wir keinen Fuß auf den Boden.«
»Wir sind schon beide in der Zelle«, knurrte Devault übelgelaunt. »Je mehr du quatschst, desto länger werden sie uns drin behalten.«
»Du bist ein Herzchen! Als ob’s etwas helfen würde, die Unschuld vom Lande zu spielen!« meinte Mercer.
»Okay, — mach nur weiter so!« schnaufte Devault. »Du wirst schon sehen, wohin uns das bringt.«
»Was ist mit Biggers und seiner Nichte«, fragte ich.
»Was soll mit ihnen sein? Sie haben sich rechtzeitig abgesetzt«, meinte Mercer.
»Wohin?«
»Weiß ich nicht.«
»Sie gehörten zu Razers Gang?«
»Ja, sie waren meistens dabei, wenn irgend etwas los war.«
»Abführen«, sagte ich und drückte auf einen Klingelknopf. Der Polizist kam herein. »Zurück ins Untersuchungsgefängnis mit den beiden«, sagte ich. Der Polizist führte Mercer und Devault ab.
»Du hast sie sehr früh nach Hause geschickt«, meinte Phil. »War das richtig?«
»Ab sofort vernehmen wir sie einzeln«, sagte ich und griff nach dem Telefonhörer. Die Zentrale meldete sich. »Stellen Sie eine Verbindung mit der Handelskammer her«, sagte ich.
Phil schaute mich fragend an. »Nur so eine Idee von mir«, sagte ich.
Ich mußte zwei Minuten warten, dann hatte ich die Handelskammer an der Strippe. Zwei weitere Minuten verstrichen, ehe ich den richtigen Mitarbeiter am anderen Ende der Leitung hatte. »Die Firma existiert nicht mehr«, sagte ich. »Ihr Name war Leather Belt Company. Es würde mich interessieren, zu erfahren, ob eine Firma dieses Namens existiert hat, und wenn ja, wo.«
»Moment, ich sehe sofort nach«, sagte er. Nach einer Minute meldete er sich wieder: »Hier habe ich die Karte«, meinte er. »Die Firma hat im Jahre 1963 Pleite gemacht. Sie hatte nur zwei Gesellschafter, einen Mr. Stanley Herford und seine Frau. Der Konkurs ist später mit einem Vergleich abgeschlossen worden. Genügt Ihnen diese Information?«
»Nein. Was wissen Sie über die ehemaligen Gesellschafter?« fragte ich.
»Eigentlich gar nichts«, meinte er, »ausgenommen einige Angaben zur Person. Geburtsdaten und so weiter.«
»Geben Sie sie mir, bitte.« Ich notierte, was er mir sagte. Dann bedankte ich mich und hing auf.
»Etwas von Bedeutung?« fragte Phil. »Stanley Herford«, las ich vor. »Geboren am 11. März 1912, und Laura Herford, geboren am 7. August 1940. Ganz hübscher Altersunterschied, was?«
»Stanley«, murmelte Phil. »Du glaubst, es könnte sich um Biggers und seine Nichte handeln?«
»Ich bin ziemlich sicher, daß es sich so verhält. Der Kuckuck mag wissen, weshalb er damals die Firma gegründet hat. Er machte Pleite und änderte seinen Namen. Seine Frau gab er als seine Nichte aus. Nur den Lieferwagen der Firma behielt er. Er nahm sich nicht einmal die Mühe, die Firmenaufschrift zu entfernen. Stanley Herford und Frau! Vielleicht finden wir ihn unter diesem Namen.«
»Ich leite sofort alles in die Wege«, sagte Phil und machte sich einige Notizen. »Jetzt müssen wir erstmal Razer ausbuddeln. Willst du dabeisein?«
»Vielen Dank, darauf kann ich verzichten. Hast du die Karte für den Trip nach St. Quentin besorgt?«
»Ja, sie liegt im Sekretariat bereit. Die Maschine geht schon sehr früh, zweiundzwanzig Minuten nach sechs.« Ich stand auf. »Dann wird’s Zeit, daß ich noch eine Mütze voll Schlaf bekomme.«
***
Ich fuhr
Weitere Kostenlose Bücher