044 - Der Teufelseid
vieren zurück.
Der Dämonenkiller wandte sich der verfallenen Villa zu. Von Jerome Hewitt war nichts zu sehen. »Wo bist du?«
»Komm' nur, Dorian, ich erwarte dich. Ich habe alles vorbereitet«, hallte es schaurig aus dem Gemäuer. Zwischendurch war ein Keuchen und Stöhnen zu hören und ein Geräusch, als würde jemand einen schlaffen Körper hinter sich herziehen.
»Keine Angst …« Ein qualvoller Aufschrei. Dann: »Du hast von mir nichts zu befürchten, Dorian. Ich bin auf deine Hilfe angewiesen. Und diesmal wirst du mir helfen müssen, wenn du die wichtigen Informationen willst.«
Dorian kletterte durch ein ebenerdiges Fenster, stolperte über Steine und Gerümpel eine Schutthalde hinauf, bis er zu einem Loch in der Wand kam.
Dort blieb er angewidert stehen. Die Wolkendecke war aufgebrochen und Mondschein fiel durch ein Loch im Dach in einen verfallenen Raum. Im hintersten Winkel sah Dorian undeutlich eine Gestalt kauern.
Jerome Hewitt!
Auch im Halbdunkel erkannte er ihn deutlich: sein Körper war zusammengeschrumpft und verwachsen, der linke Arm stand verkrüppelt von seiner Schulter ab, während die Rechte fast zwei Meter lang und so dünn war, dass sie nur aus Haut und Knochen bestand. Die Beine ragten wie kümmerliche Stümpfe aus dem Körper, waren nach innen verdreht und unterschiedlich lang.
Dorian selbst hatte es so eingerichtet, dass der damalige Fürst der Finsternis, Asmodi, in seiner Wut Hewitt zu einem Freak machte, zu einem Ausgestoßenen aus der Schwarzen Familie.
Seitdem litt Hewitt unsägliche Qualen – die eitrigen Geschwüre und Beulen, die seinen ganzen Körper überwucherten und ihm ständige Schmerzen verursachten, wurden immer ärger.
Dorian hatte es bis jetzt nicht über sich gebracht, seinen Bruder zu töten. Hewitt war kein Dämon mehr, nicht mehr sein Feind, konnte keinem Menschen mehr etwas antun. Deshalb schaffte er es nicht, ihn zu richten. Es wäre ihm wie Mord vorgekommen.
Und nun war Hewitt in London aufgetaucht – der Teufel mochte wissen, wie er hergekommen war – und verfolgte ihn seit Tagen, winselte unter Qualen nach der Erlösung.
»Diesmal musst du mir den Gnadenstoß geben«, flehte Hewitt ihn an.
Dorian war froh, dass er im schwachen Mondlicht keine Einzelheiten erkennen konnte.
»Um deine Schandtaten abzubüßen, müsstest du bis in alle Ewigkeit schmoren, Hewitt. Du hättest es dir sparen können, mich hierher zu locken.«
»O nein, Dämonenkiller. Diesmal kannst du dich nicht drücken. Du würdest mir sogar die eitrigen Fußsohlen küssen, wenn ich es verlangte. Denn ich weiß etwas, dass dir jedes Opfer wert ist. Ich weiß, was mit dem Hermaphroditen geschehen soll.«
Wusste der Freak wirklich etwas? Oder bluffte er nur, um zu erreichen, dass Dorian ihn von seinen Qualen erlöste?
»Was weißt du über Phillip?« Dorian versuchte, die aufkommende Hoffnung und Erregung nicht in seiner Stimme mitschwingen zu lassen.
»Wirst du mich töten, wenn ich dir mein Wissen verrate?«, kam die lauernde Gegenfrage.
»Das kommt darauf an, ob mir deine Informationen helfen, Phillip zu finden.«
»Was ich zu sagen habe, wird dich auf jeden Fall interessieren. Du musst mir aber zuvor dein Ehrenwort geben, dass du mir hilfst. Du brauchst nur ein Streichholz anzuzünden. Ein Funke genügt, und ich brenne lichterloh. Ich habe mich mit Benzin übergossen.«
Was musste dieser Freak für Schmerzen ertragen, um selbst eine so schreckliche Todesart wie den Flammentod als Erlösung zu betrachten!
»Warum zündest du das Streichholz nicht selbst an?«
»Idiotische Frage.« Hewitt stöhnte wieder und wälzte sich zuckend am Boden. »Was habe ich nicht schon alles versucht. Es nützt alles nichts. Ich muss durch deine Hand sterben, Dorian. So hat es Asmodi verfügt. Hilf mir doch!«
»Sage mir zuerst, was du weißt!«, erwiderte Dorian ungerührt. »Was nützt es mir, wenn du dein Geheimnis mit in den Tod nimmst?«
Hewitt gab lange Zeit keine Antwort. Dorian musste wegblicken, weil der Freak Bewegungen machte, als würde er sich die Geschwüre seines Körpers mit den Fingernägeln aufreißen.
»Also gut«, keuchte Hewitt schließlich. »In Dämonenkreisen geht das Gerücht, dass Cocos Initiationsritus zur Wiederaufnahme in die Schwarze Familie stattfinden soll. Was sagst du dazu, Dämonenkiller?«
»Es kümmert mich nicht«, erwiderte Dorian. »Ich sehe da keinen Zusammenhang mit Phillips Verschwinden.«
»Nein?« Ein Gurgeln kam aus Hewitts Richtung und dann ein
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