044 - Der Todesschwarm
Er lauschte angestrengt, aber er konnte nicht erkennen, aus welcher Richtung dieses Geräusch kam.
„Ach was – sicherlich ein Zug. Wahrscheinlich führen irgendwo in der Nähe Bahngeleise vorbei.“
Er ging um das Haus herum. An der Rückfront entdeckte er im zweiten Stock ein hell erleuchtetes Fenster, das sperrangelweit offenstand. Zugleich nahm hier das Brausen und Dröhnen beträchtlich an Lautstärke zu.
„Hallo – ist jemand zu Hause?“ rief er hinauf.
Nichts rührte sich.
„Hallo, Miss Judy Scarlett!“ rief er noch einmal.
Plötzlich glaubte er unterdrücktes Stöhnen zu hören.
„He – he – melden Sie sich doch!“ schrie er so laut er nur konnte.
„Vielleicht ist etwas passiert – vielleicht braucht jemand meine Hilfe.“
Er lief wieder zur Vorderfront des Gebäudes. Nach kurzem Suchen fand er im Erdgeschoss ein Fenster, das nur angelehnt war. Entschlossen drückte er es auf, schwang sich auf den Sims und sprang in die Dunkelheit.
Seiner weichen Landung nach zu schließen, musste er auf einen Teppich gesprungen sein. Mit ausgestreckten Armen tastete er sich in dem stockdunklen Raum vorwärts, bis er an eine Wand stieß. Von dort tappte er weiter bis zu einer Tür. Er riss sie auf und – stand wieder im Dunkeln.
„Verdammt noch mal – hier muss doch irgendwo ein Lichtschalter sein“, schimpfte er.
Endlich fand er den Schalter und betätigte ihn. Licht flammte auf, ein kristallener Kronleuchter erhellte mit sanftem, dezentem Schein eine Empfangshalle. Auf der dem Reporter gegenüberliegenden Seite führten breite, mit rotem Teppich ausgelegte Treppen in den ersten Stock hinauf.
Ronald rannte durch die Halle, jagte keuchend die Stufen hinauf. Je höher er kam, desto lauter und drohender wurde das Summen und Brausen.
Im zweiten Stock blieb er stehen, sah prüfend auf die Türen zu beiden Seiten des Ganges. Dann bemerkte er eine, aus deren Spalt ein dünnes Lichtbündel zu ihm herausdrang.
Mit ein paar Schritten stand er vor der Tür, klopfte an, drückte die Klinke herunter – abgeschlossen.
Er lauschte. Das Summen kam unverkennbar aus diesem Zimmer.
„Hallo – hallo!“ rief er. „Ist jemand da?“
Schweigen.
Er bückte sich, sah einen Augenblick durchs Schlüsselloch – und fuhr entsetzt zurück.
Er hatte das Gesicht des Mannes, der auf dem Boden lag, genau gesehen. Ein eingefallenes Gesicht, von grauer Haut überzogen – wie eine Mumie. Und er hatte noch etwas anderes, Furchtbares gesehen: Winzige rote Tiere, die aus den Nasenlöchern und dem halb geöffneten Mund gekrochen waren.
Ohne nachzudenken warf er sich mit voller Wucht gegen die Tür. Sie gab unter seinem Gewicht nach, sprang auf …
Ronald stolperte ins Zimmer. Im selben Moment flogen Millionen kleiner Tiere auf, formierten sich zu einem roten Keil und stoben mit ohrenbetäubendem Brausen zum Fenster hinaus. Das Summen wurde schnell leiser, verstummte schließlich ganz.
Schockiert blieb Ronald vor dem Mann stehen und starrte auf das entsetzlich zugerichtete Gesicht hinunter.
Ich hatte also recht, schoss es ihm durch den Kopf. Dr. Hillarys Diagnose ist falsch!
„Der Inspektor – ich muss Walcott verständigen“, sagte er laut, als er seine Fassung wiedererlangt hatte. Er schaute sich um – kein Telefon im Zimmer.
Er riss alle Türen auf – nichts. Eilends rannte er in den ersten Stock hinunter – ohne Erfolg. Im Erdgeschoss fand er schließlich einen Apparat. Doch er bekam keinen Anschluss.
„Kaputt – verdammt, das auch noch“, schimpfte er und knallte den Hörer auf die Gabel.
Auf demselben Weg, den er gekommen war, verließ er die Villa und jagte in seinem Alfa zur nächsten Telefonzelle.
Er suchte die Nummer des Präsidiums aus dem Telefonbuch heraus, wählte und ließ sich mit Inspektor Walcott verbinden.
„Rasch, Inspektor – kommen Sie“, rief er aufgeregt, als er die brummige Stimme des Beamten am anderen Ende der Leitung erkannte. „Ein Toter – ich glaube, es ist Mr. Turner junior. Beeilen Sie sich – Stone-Street 14.“ Er legte auf, sprang in seinen Wagen und brauste mit Vollgas zu der Villa zurück.
Vor der Einfahrt stieß er um ein Haar mit einem schwarzen Wagen zusammen, der von Mr. Turners Haus kam. Für Sekundenbruchteile sah Ronald ein bleiches Gesicht hinter der Windschutzscheibe, dann schoss das schwere Fahrzeug mit aufheulendem Motor an ihm vorbei.
„Der Rolls Royce!“ rief Ronald überrascht. In Windeseile wendete er und jagte dem Auto nach.
Er verfolgte
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