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044 - Der Todesschwarm

044 - Der Todesschwarm

Titel: 044 - Der Todesschwarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Patrick
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verzweifelt, aber ein Blick in die Augen des Inspektors genügte ihm, um zu wissen: Der Mann glaubte ihm nicht. Er konnte in diesem mehr als merkwürdigen Fall, wie er sich selbst eingestehen musste, nicht auf seine Hilfe rechnen – er musste versuchen allein weiterzukommen.
    „Sergeant Priston schickte Ihnen doch Bilder von Gloria Barneby mit, nicht wahr?“
    „Stimmt.“
    „Eine ganz unbescheidene Frage, Inspektor: Könnten Sie mir eines für ein paar Stunden leihen?“
    Zu seiner Überraschung hatte der Beamte nichts dagegen einzuwenden. „Von mir aus. Ich verstehe auch gar nicht, wieso Sergeant Priston bei seinem Telefongespräch gestern Abend unbedingt wollte, dass die Bilder nicht veröffentlicht werden. Ich stimmte ihm zu, weil ich noch nicht wusste, worum es ging. Aber nachdem ich sie heute sah, nehme ich an, dass der gute Sergeant wieder mal zu viel getrunken hat.“ Er zog ein paar Fotos aus seiner Schreibtischschublade hervor und reichte sie dem Reporter. „Ich rief Priston schon einige Male an, um ihn zur Rede zu stellen, aber ich konnte ihn nicht erreichen. Vielleicht ging er nicht ans Telefon, weil er weiß, dass er mit seiner Wichtigtuerei Mist gebaut hat und meine Standpauke fürchtet.“
    „Sergeant Priston ist wirklich nicht da. Ich suchte ihn überall – vergeblich.“ Ronald drehte die Bilder um – und erstarrte.
    Die Fotos zeigten Gloria Barneby, wie sie zu Lebzeiten aussah: jung, strahlend, bildschön.
    „Das – das sind nicht die Bilder, die meine Verlobte aufgenommen hat, Inspektor. Als wir Gloria fanden, sah sie schrecklich aus – wie eine Mumie. Deshalb untersagte Sergeant Priston eine Veröffentlichung – und nicht, weil er zu viel getrunken hatte. Ich frage mich nur: Wo sind die anderen Fotos?“
    „Ich kenne keine anderen, Mr. Marvin. Diese hier lagen dem Bericht bei – daran halte ich mich. Seltsamerweise erwähnte der Sergeant weder am Telefon noch in seinem Bericht auch nur ein Wort davon, dass Ihre Verlobte Fotos von der toten Miss Barneby aufgenommen hat.“ In seinen kleinen Augen lag Hohn, als er fortfuhr: „Oder existieren diese Bilder genauso wenig wie Ihr großer Unbekannter? Ehrlich gesagt – ich frage mich wirklich: Was bezwecken Sie eigentlich damit, dass Sie überall solche Gruselgeschichten zum besten geben?“
    „Fahren Sie mit nach Bunslare, Inspektor“, sagte Ronald mit unterdrücktem Zorn, ohne auf seine anzügliche Frage einzugehen. „Sehen Sie sich Gloria Barneby an – das ist der beste Beweis dafür, dass ich nicht lüge.“
    „Ich werde mich hüten, Mr. Marvin. Glauben Sie, ich habe nichts Wichtigeres zu tun, als Ihren Hirngespinsten nachzugehen, he?“
    Ronald erhob sich. „Sinnlos, noch ein Wort darüber zu verlieren – Sie glauben mir ja doch nicht. Aber ich verspreche Ihnen schon jetzt: Sie werden sich noch gewaltig ärgern, dass Sie mir nicht zugehört haben.“
    „Wissen Sie auch den näheren Zeitpunkt?“ fragte der Beamte spöttisch.
    „Ja, Inspektor. Spätestens in dem Augenblick, wenn Sie entdecken, dass Sergeant Pristons Bericht gefälscht und Ihr Beamter ebenso verschwunden ist wie die anderen sechs Personen vor ihm. Und wenn Ihnen die echten Bilder von Gloria Barneby gezeigt werden. Ich will Ihnen nämlich welche beschaffen – noch heute Nacht!“
    „Tun Sie das, Mister Marvin – dann sehen wir weiter.“
    „Wissen Sie, worauf ich mich schon riesig freue, Inspektor?“
    „Keine Ahnung.“
    „Auf den Tag, an dem Sie von Ihrem Chef einen gehörigen Anschnauzer kriegen, weil Sie wichtige Hinweise mit solch sträflicher Gleichgültigkeit behandelten.“
    „Schätze, diesen Tag werden Sie nicht erleben, Mister.“
    „Warten Sie ab – Sie wissen ja: Wer zuletzt lacht und so weiter. Guten Tag, Inspektor.“ Er riss die Tür auf, trat auf den Gang hinaus und knallte sie wütend hinter sich zu.
     

     

Viel früher als für die Jahreszeit üblich, brach an diesem trüben, verregneten Sommertag die Dunkelheit über Wexford herein.
    Gegen halb sieben lenkte Ronald Marvin den Alfa durch die Einfahrt des riesigen, parkähnlichen Gartens und fuhr auf dem breiten Kiesweg langsam auf die Villa des Reeders Alf Turner zu.
    Vor dem Haus brachte er den Wagen zum Stehen, schaltete die Scheinwerfer ab und stieg aus. Während er in langen Sätzen die marmorne Freitreppe hinauf lief, blickte er zu den Fenstern – alles stockdunkel.
    Er läutete mehrmals – niemand öffnete.
    Von irgendwoher vernahm er ein merkwürdiges Surren und Summen.

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