044 - Der Todesschwarm
belauschen. Weit und breit nur Wiese – kein Baum, hinter dem er sich hätte verstecken können. Und um uns in einem Kilometer Entfernung zu hören – dazu sprachen wir nun wirklich nicht laut genug. Das lässt nur einen Schluss zu: Entweder ist einer von den vieren ein Verbindungsmann des Unbekannten, oder diese merkwürdige Gestalt mit dem Rolls Royce ist einer – von ihnen!“
Er war so in Gedanken versunken, dass er kaum noch auf die Straße achtete.
Plötzlich tauchte ein Gesicht vor seiner Windschutzscheibe auf – ein entsetztes Gesicht mit weit aufgerissenen Augen.
Ronald trat im letzten Augenblick mit aller Kraft auf die Bremse. Der Alfa schleuderte leicht, drehte sich halb um die eigene Achse und blieb schließlich kreischend und quietschend quer zur Fahrtrichtung stehen.
Der Reporter sprang aus seinem Auto und rannte zu dem Mann, der mit dem Gesicht nach unten auf dem Straßenpflaster lag.
Er bückte sich zu ihm hinunter. „Es tut mir leid, Mister – ich sah Sie zu spät. Ist Ihnen etwas passiert?“
„Es – es geht schon.“ Stöhnend richtete sich der Mann auf. „Nur das linke Knie ein bisschen angekratzt – weiter nicht schlimm.“ Er humpelte mühsam auf den Gehsteig.
„Kommen Sie, Mister – ich bringe Sie in ein Krankenhaus zur Untersuchung.“
Der andere winkte ab. „Lassen Sie nur, Mister“, sagte er und drehte sich um.
Ronald starrte ihn überrascht an. „He, wir kennen uns doch, Mister. Woher nur?“
„Keine Ahnung“, antwortete der andere schnell und humpelte eiligst davon. Kurz darauf war er in der Menschenansammlung, die sich in Sekundenschnelle am Unfallort gebildet hatte, verschwunden.
Ronald ging langsam zu seinem Wagen zurück.
Kaum saß er hinter dem Steuerrad, da fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. „Verdammt – das ist doch Martys Kollege. Derselbe, mit dem er gestern Glorias Leiche abtransportierte!“ Er legte den Ganghebel ein und fuhr an. „Er hatte es ja ziemlich eilig, fortzukommen. Möchte bloß wissen, warum er so tat, als wüsste er nicht, wer ich bin. Offensichtlich passte es ihm gar nicht, dass ich ihn erkannte …“
Kurz nach halb sechs saß er Inspektor Walcott in dessen karg eingerichtetem Dienstzimmer gegenüber.
„Also, was wollen Sie von mir, Mr. Marvin?“ fragte der Beamte mürrisch.
Ronald musterte den sechzigjährigen Mann mit dem spärlichen grauen Haarkranz, den winzigen braunen Augen, den schwammigen Hängebacken und der breiten Boxernase eingehend, bevor er antwortete: „Ich habe nur ein paar Fragen, Sir.“
Der Inspektor winkte ärgerlich ab. „Hören Sie, Mister, damit wir uns gleich richtig verstehen. Man hat mich bereits vor Ihnen gewarnt. Ich weiß deshalb über Sie Bescheid. Sie wollten mir eine haarsträubende Geschichte von blutgierigen Insekten, von Vampiren, einer unheimlichen Gestalt in einem weiten Umhang und einem alten Rolls Royce erzählen. Sparen Sie sich Ihre Worte – ich habe wenig Zeit. Verdammt wenig, Mister.“
„Woher wissen Sie das alles, Inspektor?“
„Steht in dem Bericht, den ich heute von Sergeant Priston aus Bunslare erhielt.“
„Brachte ihn der Sergeant persönlich vorbei?“
„Weiß ich nicht – er lag jedenfalls heute Vormittag auf meinem Schreibtisch.“
„Dann haben Sie den Sergeant also nicht gesehen,?“
Der Beamte schüttelte den Kopf. „Was soll die alberne Fragerei? Ich sagte Ihnen doch, dass ich keine Zeit habe.“
„Gut, Inspektor, ich verstehe – ich gehe gleich. Ich merke schon – dieser Kerl ist mir wieder mal zuvorgekommen. Aber ich erwische ihn noch – so wahr ich Ronald Marvin heiße.“
„Mann, von wem reden Sie überhaupt?“
„Von dem Unbekannten in dem Rolls Royce.“
Inspektor Walcott verdrehte die Augen. „Fangen Sie bloß damit nicht an, Mister.“
„Er existiert aber!“ rief Ronald aufgebracht. „Er besaß sogar die Frechheit, sich bei der Zeitungsredaktion für mich auszugeben und einen Artikel zu diktieren.“
„Wann?“
„Gestern Abend.“
Wortlos griff Inspektor zum Telefon, hob den Hörer ab und ließ sich mit der Redaktion der Zeitung verbinden.
„Wie heißt der zuständige Redakteur?“
„Werrington.“
„Ja, Inspektor Walcott – Mr. Werrington bitte“, brummte der schwergewichtige Mann in die Muschel.
Nach einem kurzen Gespräch knallte er den Hörer auf die Gabel und sah Ronald ironisch an. „Mr. Werrington ist sicher, dass Sie selbst ihn gestern aufsuchten.“
„Das stimmt nicht“, rief Ronald
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