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044 - Die Millionengeschichte

044 - Die Millionengeschichte

Titel: 044 - Die Millionengeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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mir, daß Sie auf solche Weise zu mir sprechen.«
    »Sie haben sich hier nichts zu verbitten. Sie werden noch ganz hübsch gehorsam und folgsam werden, wenn ich erst einmal richtig mit Ihnen gesprochen habe«, erwiderte er in schneidendem Ton. »Oben auf dem Treppenabsatz bleiben Sie stehen.«
    Er schloß eine Tür auf und führte sie in einen großen Raum, der sehr gut eingerichtet war. Von der Decke hingen ein paar Petroleumlampen herab.
    Es dauerte einige Zeit, bis sie sich an das Licht gewöhnt hatte. Dann aber erkannte sie ihre Umgebung und schrak zurück. Nicht vor der reichen Ausstattung des Raumes und den orientalisch prächtigen Farben, sondern vor den schweren Plüschvorhängen, mit denen die Fenster verschlossen waren. Kein Licht konnte hier von außen hereindringen. Deshalb hatten die Fenster auch so tot und schwarz ausgesehen. Dann entdeckte Faith mit Entsetzen eine Frau, die am anderen Ende des Zimmers saß. Sie starrte sie an und trat unwillkürlich zurück, bis sie mit dem Rücken an die Tür stieß. Ihr Herz schlug wild vor Furcht. Die Frau war schwarz gekleidet, so daß das weiße, leidende Gesicht, in dem zwei dunkle, fieberheiße Augen glänzten, um so mehr auffiel. Sie saß in einem derben Sessel; ihre Hände waren durch Stahlklammern an den Armlehnen befestigt, ihre Fußgelenke an den Stuhlbeinen. Sie hielt den Kopf in einer krampfhaft unnatürlichen Haltung. Faith erkannte auch den Grund dafür: der Kopf war mit einem breiten Lederriemen unter dem Kinn fest angeschnallt.
    John Sands ging schnell zu der Fremden, nahm eine Tasse Wasser von einem Tisch und hielt sie an ihre Lippen. Sie trank gierig.
    »Nun, bist du durstig?« fragte er sanft. »Das kann ich mir auch denken.«
    Er bückte sich, nahm einen Schlüssel aus der Tasche und öffnete die Stahlringe an ihren Armen und Beinen. Dann richtete er sie auf, aber sie taumelte, matt vor Erschöpfung. Sands lachte leise.
    »öffnen Sie die Tür«, befahl er Faith Léman. »Aber machen Sie schnell.«
    Sie gehorchte. Er hob die Frau auf, trug sie in den anstoßenden Raum und legte sie dort auf ein Feldbett.
    »Wir brauchen uns im Augenblick nicht um sie zu kümmern, sie wird sich bald erholen«, wandte er sich dann an Faith Léman und führte sie wieder in das große Zimmer. »Es hat länger gedauert, als ich annahm, da ich Ihnen in London dauernd folgen mußte, bis ich schließlich heute vormittag eine Gelegenheit fand.«
    »Wer - wer -« flüsterte sie und sah ihn starr vor Schrecken an. »Ich sagte Ihnen doch, daß Sie Mrs. Léman sehen würden. Das ist sie. Nehmen Sie Platz.«

17
    Ohne Widerstand zu leisten, folgte sie. Sands hatte eine so eigentümliche Art, mit ihr zu sprechen, wie sie es noch nie in ihrem Leben gehört hatte. Er war nicht mehr höflich und zuvorkommend, sondern brutal »Wenn Sie hungrig sind, finden Sie etwas Keks in dem Schrank dort drüben. Sie können ihr auch ein paar geben, wenn sie sich erholt hat.«
    Bei diesen Worten wies er mit dem Kopf nach der Tür zum Nebenzimmer.
    »Mr. Sands, was hat das alles zu bedeuten? Wenn es ein Scherz sein soll, dann ist er zum mindesten sehr schlecht.«
    »Nein, ich leiste mir keine Scherze. Sie scheinen die Situation immer noch nicht zu verstehen. Was ich tue und sage, ist mein voller Ernst, und es handelt sich hier um wichtige Dinge. Ich werde Sie jetzt kurze Zeit allein lassen. Sie können sich aber die Mühe sparen, einen Ausweg von hier zu suchen. Damit würden Sie nur Ihre Zeit vertrödeln. Es gibt nur einen Weg zu diesem Haus, und zwar den, auf dem wir eben gekommen sind. Die Fenster sind sämtlich mit starken Eisengittern versehen, die Mauern, der Boden und die Decke mit schallsicheren Platten verkleidet, und hier unten« er zeigte auf den Boden - »ist tiefes Wasser.«
    Nachdem er das gesagt hatte, schloß er die Tür auf und ging hinaus. Sie hörte, wie sich der Schlüssel im Schloß drehte, und glaubte, daß er das Auto in die Garage bringen wollte. Damit hatte sie auch recht, denn kurz darauf hörte sie das Geräusch eines Motors, das immer leiser wurde und sich entfernte. Obwohl er sie gewarnt hatte, suchte sie alle Wände nach einem Geheimausgang ab. Die Tür war sehr stark und aus dickem Eichenholz. Faith mühte sich einige Zeit vergeblich, sie mit einem schweren Stuhl aufzustoßen, dann gab sie es auf. Ein leises Stöhnen erschreckte sie, und plötzlich dachte sie wieder an die bleiche Fremde in dem schwarzen Kleid. Als sie ins Nebenzimmer trat, lag sie mit

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