0441 - Die Beerdigung
sicherlich die echte. Und das wäre einfach grauenhaft.«
»Sir James wird sicherlich noch da sein und uns auch erlauben, einen Blick auf John zu werfen.« Glenda nickte. »Ich übernehme das.«
Die beiden Frauen betraten die Halle. Man kannte sie. Johns Tod hatte sich natürlich in Windeseile herumgesprochen. Keiner der Anwesenden verlor jedoch ein Wort darüber. Ihre Blicke allerdings sagten genug.
»Ist Sir James noch im Haus?« fragte Glenda den Kollegen am Empfang, der sich erst räusperte, bevor er eine Antwort gab.
»Ja, soviel ich weiß.«
»Darf ich mal telefonieren?«
»Bitte.«
Glenda wurde der Hörer gereicht. Die Nummer war schon gewählt worden, und Sir James hob auch sehr schnell ab. Er zeigte sich erstaunt, Glendas Stimme zu hören. »Sie sind noch hier?«
»Ja, zusammen mit Jane Collins.«
»Haben Sie einen besonderen Grund?«
»Eine Bitte«, erwiderte Glenda rauh. Sie hatte Mühe, die nächsten Worte zu formulieren. »Jane und ich wollen Abschied von John nehmen. Können wir ihn noch einmal sehen?«
Sir James räusperte sich. »Das… das wird wohl schlecht möglich sein, Miß Perkins. Er ist nicht mehr bei uns.«
»Wo denn?« fragte sie schnell.
»Suko hat John mitgenommen.« Da Glenda schwieg sagte Sir James:
»Kommen Sie doch bitte zu mir, dann erkläre ich es Ihnen.«
»Natürlich, Sir.« Sie legte auf, drehte sich um und gab Jane Collins ein Zeichen.
»Was ist?«
»John ist nicht mehr da!« erklärte sie. »Wir müssen hoch in Sir James Powells Büro.«
Auch Jane zeigte sich irritiert. »Wo befindet er sich denn?«
»Suko hat seine Leiche mitgenommen.«
»Weshalb?«
»Wahrscheinlich will er die Totenwache woanders halten. Ich glaube jedenfalls, so etwas von ihm gehört zu haben.«
»Hat er vielleicht den gleichen Verdacht wie ich?« hauchte die ehemalige Hexe.
»Das wäre ein Hoffnungsschimmer. Willst du Sir James denn etwas davon sagen?«
»Auf keinen Fall. Ich will hier nicht die Pferde scheu machen. Du bist die einzige, die ich ins Vertrauen gezogen habe. Tu mir auch den Gefallen und erwähne nichts von unserem Verdacht: Wenn wir wissen, wo Suko die Leiche hingeschafft hat, sehen wir uns die beiden an. Dann ist es früh genug, Suko ins Vertrauen zu ziehen.«
»Auch Bill?«
»Erst später.«
»Ich vertraue dir«, erklärte Glenda, »und ich freue mich auch, daß du es mir gesagt hast.«
»Ich mußte einfach mit jemandem darüber reden.«
»Das kann ich verstehen.«
Die beiden Frauen hatten Sir James' Büro erreicht und klopften. Nach dem »Come in« fanden sie den Superintendenten hinter seinem Schreibtisch sitzen. Vor ihm stand ein Glas mit kohlensäurefreiem Wasser. Sir James hatte sein Kinn auf beide Hände gestützt, er schaute ins Leere, seine Lippen zuckten.
»Kommen Sie«, sagte er mit einer schwach klingenden Stimme. »Ich denke nach, und diese Gedanken sind sehr trübe. Vielleicht lasse ich mich pensionieren. Jetzt, wo John nicht mehr da ist, sehe ich keinen Sinn mehr in meiner Arbeit. Das hört sich zwar schlimm an, aber es ist nun mal so. Tut mir schrecklich leid.«
»Sie werden gebraucht, Sir.«
»Das sagt sich so leicht, Glenda. Jeder ist zu ersetzen. Ich bin es erst recht.« Er atmete tief ein. »Aber hier geht es nicht um mich, sondern um John Sinclair. Deswegen sind Sie gekommen. Ich kann Ihnen nur sagen, daß er nicht hier ist.«
»Suko nahm seine Leiche mit, nicht?«
»Ja, Miß Perkins.«
»Und wohin?«
Sir James schaute auf. Mit zwei Fingern strich er über seine Stirn.
»Totenwache wollte Suko halten. Ich weiß, daß es gegen die Verordnungen ist, aber ich habe zugestimmt. Er nahm die Leiche mit, nachdem sie eingesargt worden war.«
Glenda stellte die entscheidende Frage. »Wohin, Sir?«
Der Superintendent war mißtrauisch geworden. »Weshalb wollen Sie das so genau wissen?«
»Ich möchte ihn noch einmal sehen!« platzte es aus ihr hervor. »Sie wissen selbst, daß mir John Sinclair einiges bedeutet hat. Ich kann nicht einfach so von ihm Abschied nehmen, verstehen Sie das? Ich muß ihn sehen, es… es gehört dazu.«
»Ja, das begreife ich.« Sir James schaute Jane Collins an. »Geht es Ihnen auch so?«
»Selbstverständlich, Sir.«
»Aber Suko will doch allein bleiben.«
»Wir stören ihn nicht lange.«
Sir James lehnte sich zurück. Er focht einen innerlichen Kampf aus.
»Telefonisch kann ich ihn leider nicht erreichen, dann hätten wir anfragen können. Sie machen es mir schwer. Zudem ist es kein Ort, zu dem man wohl
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