0441 - Die Beerdigung
Sargdeckel. »Leg ihn auf das Unterteil und schraube ihn fest. Dann sehen wir weiter.«
»Wollt ihr den Sarg wegschaffen?« fragte Suko. Trotz seiner eigenen miesen Lage wollte er sich so viele Informationen wie möglich beschaffen, da ihm dieser Fall mehr als rätselhaft vorkam.
»Ja, wir bringen ihn weg.«
»Und wohin?«
Der Kerl hinter Suko lachte. »Der Geisterjäger John Sinclair bekommt ein Begräbnis, wie es ihm zusteht. Er liegt in einem Sarg und wird verscharrt wie ein räudiger Köter. Irgendwo auf einem Friedhof. Sogar einen Grabstein haben wir für ihn besorgt. Sein Name steht darauf. Es wird eine tolle Beerdigung werden, darauf kannst du dich verlassen. Eigentlich ist es schade, daß du sie nicht miterlebst, aber ich habe beschlossen, dich hier zu killen.«
Jemand hatte einen Einspruch. »Wir könnten ihn doch mitnehmen und ihn ebenfalls ins Grab legen.«
»Nein!«
Mit dieser Antwort sackten Sukos Chancen noch tiefer. Der Mann mit dem Sargdeckel schlug auch nichts mehr vor. Er beugte sich über das Unterteil und versuchte, den Deckel genau darauf zu legen. Dabei hatte er einige Schwierigkeiten, es klappte erst beim zweiten Versuch, aber dann war die Sache erledigt.
»Wir können, Sandro!«
Der Angesprochene war der Mann hinter Suko, aber er gab die Antwort erst nach einer Weile.
»Der Bulle hier wird gekillt, das steht fest«, sagte er. »Ich frage mich nur, wie wir es machen sollen. Wer will?«
»Ich!« Der Mann mit der zweiten MPi meldete sich freiwillig. »Es ist schon einige Zeit her, daß ich einen Bullen umgenietet habe. Das wäre etwas für mich.«
»Okay, dann tu es!«
»Und wir?« fragte einer der am Sarg Stehenden.
»Nehmt die Totenkiste und schafft sie raus. Wir fahren dann los und warten nicht auf Mario. Du wirst uns nach deinem Job zum Treffpunkt folgen.«
»Alles klar.«
Suko merkte, daß sich Sandro hinter ihm bewegte. Er bückte sich, hielt die MPi nur mit einer Hand fest, um mit der anderen die Beretta an sich zu nehmen.
Trotz dieser Bewegung sah Suko leider nicht die Chance, seinen Hintermann zu überwältigen. Zudem behielten ihn auch die anderen drei Killer unter Kontrolle.
Zwei standen am Sarg. Sie hatten sich bereits gebückt und ihre Hände um die seitlich angebrachten Griffe gespannt. Sandro gab den Befehl.
»Weg mit der Leiche!«
Zugleich hoben die Träger den Sarg an. Sie schwangen herum, auch die Leiche bewegte sich dabei, und Suko hörte, wie der schwere Körper gegen eine der Innenwände stieß. Dieses Geräusch ging ihm durch und durch. Er mußte hart die Zähne zusammenbeißen, denn er stand dicht davor, etwas Unüberlegtes zu tun.
Die beiden Träger bewegten sich auf den Eingang zu. Sandro stand noch hinter dem Inspektor, der andere, Mario mit Namen, vor ihm. Und Suko befand sich genau im Kreuzfeuer dieser beiden verdammten Maschinenpistolen. Da hätte bei ihm nicht einmal die Schnelligkeit eines Pumas ausgereicht, um den Geschossen zu entgehen.
Sah so das Ende des Sinclair-Teams aus?
Alles wies darauf hin, daß sich in dieser alten Templer-Kirche in Soho das Schicksal erfüllen sollte.
Suko schwitzte. Er konnte in diesen Momenten seine Furcht nicht unterdrücken.
Gangster sind keine Dämonen. Wenn sie jemand töteten, dann machten sie kurzen Prozeß und verließen sich dabei auf ihre Schußwaffen. Bei den Schwarzblütern war das etwas anderes. Sie wollten ihre Gegner noch leiden sehen, nahmen sich mehr Zeit, griffen auch oft genug zu spektakulären Mordmethoden und gaben den Gegnern dadurch eine Chance, sich manchmal noch wehren und dem Tod von der Schippe springen zu können.
Sukos Gedanken wurden unterbrochen, weil er vom Eingang her das Klappen der Tür vernahm.
Jetzt hatten die Träger den Tempel verlassen, und das war auch das Zeichen für Sandro.
»Okay«, sagte er und sprach Mario damit an. »Ich werde jetzt auch gehen. Warte noch ein paar Minuten, bevor du ihn umlegst. Wir wollen erst aus der Nähe verschwunden sein.«
»Geht in Ordnung.« Der Killer trat zwei Schritte auf Suko zu, aber nicht so weit, daß er vom Schein der Kerzen geblendet wurde, wie es Suko gern gehabt hätte.
Sandro verschwand wortlos. Sein Schatten huschte noch einmal durch das wie verloren dastehende Rechteck aus brennenden Kerzen, dann war er nicht mehr zu sehen, und Suko vernahm nur noch das Schlagen der Tür.
Stille legte sich über die Kapelle.
Sie war bereits der Vorbote einer tödlichen Ruhe…
***
»Das also ist die Kapelle!« hauchte Glenda und
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