0441 - Die Beerdigung
den schweren Sargdeckel anzuheben.
Für Suko war dies günstig. So war einer praktisch außer Gefecht gesetzt.
Der Mann faßte den Deckel, drehte sich um, hielt ihn hochkant vor seinem Körper und ging auf den Sarg zu.
Suko wartete so lange, bis er in den Schein des Kerzenlichts geriet und der andere Kerl nur Augen für seinen Begleiter hatte und sich um nichts anderes kümmerte.
Erst dann trat Suko zwei lautlose, gleitende Schritte vor. Die Beretta des toten Freundes hielt er in der Rechten.
»Bleibt stehen und zuckt mit keiner Wimper!« sagte Suko leise.
***
Wenn jemals jemand wie vom Donner gerührt dastand, dann die beiden Killer, denn Sukos zischende Stimme hatte sie aus der hinter ihnen lauernden Finsternis völlig unvorbereitet getroffen.
Der Kerl mit der MPi drehte Suko den Rücken zu. Der andere jedoch konnte an seinem Kumpan vorbeischauen und den Inspektor erkennen, der sich aus der Deckung der Säule löste und zwei Schritte näher trat.
So hatte er die optimale Schußposition.
Langsam rutschte dem Mann der Sargdeckel aus den Händen, bis er mit der Unterkante gegen den Boden stieß und sich der Mann auf der oberen abstützen konnte.
Er redete nicht, dafür der andere, der Suko den Rücken zudrehte.
»Okay, und was nun?«
»Mich interessiert der Grund eures Besuchs.«
»Wieso?«
»Der Tote war mein Freund. Da liegt es auf der Hand, daß man erfahren will, wer sich um ihn so kümmert. Besonders dann, wenn es Typen sind, die man sonst nicht zu seinem Freundeskreis gezählt hätte. Oder wie seht ihr das?«
»Kann schon sein.«
»Also rede, Partner.«
»Wir wollten uns nur von ihm verabschieden. Es hat sich herumgesprochen, daß er abgekratzt ist. Den Anblick kann sich doch keiner entgehen lassen.«
»Von wem wußtet ihr es?«
»Das erzählt man sich.«
»Vielleicht Logan Costello?«
»Wer ist das denn?«
»Auch ein Freund«, erwiderte Suko, der das Thema wechselte und mehr Schärfe in seine Stimme legte. »Also raus mit der Sprache! Was wolltet ihr mit der Leiche? Einer von euch hält bereits den Sargdeckel in der Hand. Es weist darauf hin, daß er ihn wegschaffen will. Zusammen mit dem Sarg. Also raus mit der Sprache. Wo solltet ihr die Leiche hinbringen?«
»Du bist zu neugierig, Baby.«
»Das ist so meine Art. Und ich kann verdammt unangenehm werden, wenn man meine Neugierde nicht befriedigt.«
»Wir aber auch!« hörte Suko plötzlich die Stimme durch die Tempelhalle schallen. »Und jetzt weg mit der Kanone!«
***
Reingelegt, dachte Suko!
Verdammt noch mal, ich hätte es wissen müssen, aber wer denkt schon an so etwas, wenn er dabei ist, die Leiche seines besten Freundes zu bewachen. Sie waren also nicht nur zu zweit, mindestens zu dritt, und sie hatten es verdammt geschickt angestellt.
Sich weiterhin Vorwürfe zu machen war sinnlos. Suko sah den dritten, der einen Revolver in der Hand hielt und sich dem Sargdeckelträger näherte.
Aber auch die Schritte eines weiteren Mannes hörte er hinter sich. Suko schielte über seine Schulter. Den Mann sah er nicht, dafür den Schatten, der sich über den Boden bewegte und ebenfalls das Abbild einer Maschinenpistole zeigte, die der Kerl mit beiden Händen umklammert hielt.
Wenn er den Winkel des Schattens richtig deutete, zeigte die Mündung genau auf seinen Rücken.
Das gefiel Suko gar nicht. Ebensowenig wie der Druck, den er im Kreuz spürte, als ihn der Lauf berührte. »Du sollst deine Kanone fallen lassen!«
Suko nickte. Er spreizte den rechten Arm ab und öffnete die Faust, die den Berettagriff umklammert hielt.
Die Waffe fiel zu Boden. Das scheppernde Geräusch unterbrach als einziges die Stille.
Der Typ hinter Suko lachte. »Sehr gut. Ich sehe schon, du kennst die Regeln, und ich freue mich, daß ich dich vor der Mündung habe, Chink. Warst du nicht immer mit Sinclair zusammen?«
»Fast.«
»Ja, ihr Bullen traut euch kaum noch, allein zu gehen. Aber das ist bekannt. Wer so eng zusammengearbeitet hat, der soll auch zusammen sterben.« Der Killer lachte.
Suko antwortete nichts. Die Kerle waren von Costello geschickt worden, das wußte er, auch ohne einen endgültigen Beweis zu haben. Der große Mafioso wollte aufräumen. Wahrscheinlich hatte ihm der Teufel dabei Hilfestellung gegeben, und bisher hatten sie ihr Ziel erreicht. Wenn den Mafia-Capo jemals jemand ein Dorn im Auge gewesen war, dann das Sinclair-Team. Und dies nicht erst seit gestern.
Der Kerl hinter Suko sprach weiter. Aber er meinte seinen Kumpan mit dem
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